Interview

Poison The Well

Interview mit Derek im Prime Club Köln

Heute war ein ganz aufregender Tag für euer Bizarre-Radio-Team vor Ort, denn schließlich sollte es heute darum gehen Poison the Well ans Mikro zu bekommen.
Wir also bewaffnet bis an die Zähne mit Fragen und spontanen Einwürfen, die auf der Hinfahrt mittels Deutsch-Englisch Wörterbuch krämpfhaft einstudiert wurden.
Angekommen am Prime Club in Köln treffen wir auf einige Jugendliche, die auf Bandmitglieder warten, um die mal ganz unvermittelt anzuquatschen. Voher wird natürlich ganz mutig Bier getrunken, damit das englisch auch fluppt. Vielleicht hätten wir das auch so machen sollen…

Auf einer mehr oder minder gemütlichen Terrasse lassen wir uns nieder. Wir sind mitlerweile zu dritt: Derrek, seineszeichens Gitarrist bei PTW hat sich zu uns gesellt.

Zuallererst werfe ich direkt unseren gut ausgeklügelten Plan über den Verlauf des Interviews über den Haufen, weil mich eine Frage doch sehr beschäftigt: Wie alt mag der Typ wohl sein.
Der sitz da und grinst sich einen zurecht. Ich frag mal einfach, das wird wohl mit dem bischen Schul-Englisch zu bewältigen sein:

BR: Wie alt bis du?
D: 21
BR: Aha!

So das war ein super Einstieg, es kann ja nur noch besser werden.

D: Mit 16 bin ich in die Band gekommen. Damals war ich nur daran interessiert Musik zu machen. Also schien das gut zu passen.
BR: Was hat dich dazu bewegt in einer Band zu spielen?
D: Ich liebe Musik, ich wollte immer nur Spaß haben und Songs schreiben.
BR: Wer oder was hat sich dazu inspiriert gerade diese Musik zu machen?
D: Ich weiß auch nicht. (Ähm) Ich mag es einfach laut zu spielen. Ausserdem macht es Spaß live zu spielen.
BR: Was würdest du heute machen, wenn du nicht in die Band gekommen wärest?
D: Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Neben der Musik hat mich noch nie etwas anderes interessiert.
BR: Als du noch zur Schule gegangen bist, hast du dir doch bestimmt Gedanken gemacht über einen Job!?
D: Ich wäre wohl einfach nur unglücklich geworden. Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich nicht Musik machen würde.
BR: Was hast du denn vor, falls ihr keinen Erfolg mehr mit PTW habt?
D: Erfolg ist ja relativ. Erfolg kommt auf dein Gefühl an. Womit du dich erfolgreich fühlst.
BR: Na ja, wenn ihr kein Geld verdienen würdet…
D: Oh, bis jetzt hab ich keine Verantwortung gegenüber jemand anderem. Ich habe keine Kinder noch nicht mal eine Freundin. Ich muss nur mich selbst finanzieren. Zum Überleben brauche ich nicht viel. Geld ist mir egal. Nichts würde mich glücklicher machen, als die Musik. Ich denke da nur für den Moment.
BR: Machst du dir keine Sorgen über deine Zukunft?
D: Doch klar! Viel sogar, doch ich stecke das ein bischen zurück. Heute abend spielen wir eine Show und ich bin glücklich. Du könntest mir 5 Mio Dollar geben und ich würde mich nicht anders fühlen.
BR: Redet ihr viel über Geld innerhalb der Band?
D: Nein. Wäre nartürlich cool, hätte ich all das Geld der Welt, denn dann könnte ich machen was ich wollte. Aber eigentlich mache ich jeden Tag genau das, was ich mag.
BR: Im Musikbusiness geht es doch mehr um Kohle als um Musik!?
D: Da musst du auf jeden Fall schon aufpassen. Du musst immer zusehen, dass die Band sich versteht und das jeder sich wohlfühlt. Wir haben uns einen guten Tourmanager gesucht und der regelt momentan alles für uns. Das ist sehr entspannend. Somit können wir uns darauf konzentrieren Musik zu machen. Ich bin eh kein Businessman. Ich verstehe davon gar nichts.
Die Labels übernehmen sowas für ihre Künstler. Die sind sowas wie eine Bank.
BR: Könnt ihr euch eure Leute selber aussuchen?
D: Ja, den Tourmanager wollte wir unbedingt dabei haben. Wir haben ihn durch Freunde kennengelernt.
BR: Woher kriegt ihr eure Inspiration zum Songs schreiben?
D: Die Texte behandeln meist persönliche Dinge aus Jeffreys Leben. Musikalisch kommt das einfach so raus. Das fängt meistens so an, dass du dir deine Lieblingsband anhört, dann kriegst du so ein bestimmtes Gefühl. Das was andere Leute haben, nachdem sie Drogen genommen haben. Bei mir ist das so, dass ich Musik höre und dann auf einmal irgendwas in meinen Körper geschieht. Das ist schon was ganz spezielles. Mein Antrieb ist es jemand anderem auch dieses Gefühl zu vermittelt.
BR: Was hörst du denn am liebsten?
D: Ich höre gerne the smiths, refused, the cure, radiohead, pink floyd…
BR: Und diese Band inspirieren dich also?
D: sehr sogar.
BR: Ich frag ja nur, weil ihr euch jetzt nicht zwangsläufig wie radiohead anhört.
D: Das ist es nämlich. Jonny Marr von the Smiths hat mich am meisten beeinflusst.Ich finde sie schreiben gut Musik. Und ich nehme mit nur die kleinen Sachen heraus und kombiniere das alles. Das ist dann unser Ding.
BR: Wie würdest du eurer neues Album beschreiben?
D: Man könnte sagen: Black Sabbath meets the smiths. Es ist doch sehr hart, hat aber auch sehr softe Seiten. Ich glaube die letzten beiden Platten bauen aufeinander auf. So das man sie eingtlich zusammen sehen müsste. Keine Platte ist wichtiger als die andere.
BR: Wo liegen denn die Unterschiede zwischen „Tear from the red“ und „You come before You“?
D: Für mich hört sich Tear from the red im nachhinein etwas langweilig und steif an. Es groovt zwar zwischendurch, aber es fehlt was. Und genau das ist auf „You come before You“ zuhören. Es ist der richtige Schritt in die richtige Richtung.
BR: Kümmert es sich was eure Fans über diese Entwicklung sagen oder zieht ihr einfach eurer Ding durch?
D: Ja klar. Ich will ja, dass die Leute das Album mögen. Aber das beinflußt nicht die Entscheidung wie eir weiter machen wollen.
BR: Welchen Song magst du denn auf dem Album besonders?
D: Nummer neun vom neuen Album. Die sind generell eher besser. Live spiele ich sie alle gern.
BR: Hast du momentan einen Geheimtyp aus den Staaten für uns?
D: Das kann man nur noch ganz schwer beantworten. Was ist denn heute noch underground?
BR: Glaub uns, in Deutschland dauert das immer ein bischen länger!
D: Ok Das nennt man dann wohl underground.
BR: Viele Band signen jetzt bei großen Labels z.B. From Autumn to ashes und Glasseater.

An dieser Stelle wird das Gespräch kurz unterbrochen, weil wir feststellen mussten, dass die Terasse Spuren hinterlässt. Auf unseren Hintern hat sich tagelang aufgeheizter Teer festgesetzt. Doch nichts könnte uns daran hindern weiter zu machen…
BR: Gibt es Unterschiede zwischen Fans aus den Staaten und Europa?
D: Nee, nur mit dem Verständigen ist es ein bischen schwieriger.
BR: Hängen in den Staaten auch Kids vor dem Club rum, um ein Autogramm von euch zu bekommen?
D: Ja auch. Sogar häufiger.
BR: Kommt man sich da nicht vor als wärd ihr die Backstreet Boys?
D: Ich find es auch komisch. Aber ich muss gestehen, dass ich es wahrscheinlich auch machen würde. Mit 14 hab ich mir auch mal ein Autogramm von den Deftones geholt. Das gehört doch irgendwie dazu.
BR: Vielleicht wollen die Jungs die Autogramme auch nur verkaufen.
D: Die findest du bestimmt morgen bei ebay. Und keiner kauft die.
BR: Spielt ihr in Deutschland ein anderes Set?
D: Ist schon anders.
BR: Spielt ihr in USA mehr ältere Songs?
D: Nein. Nur die Reihenfolge ändert sich.
BR: Welche Leute wollt ihr mit eurer Musik erreichen?
D: Jeden!
BR: Was glaubst du ist der Grund dafür, dass ihr soviel Erfolg habt?
D: Keine Ahnung! Die Musikindustrie ist voll mit unechten Leuten und vielleicht wollen die Leute mal was anderes.
BR: Hat wohl eher was mit HARDCORE zu tun.
D: Ich kann mir das selber nicht erklären. Ist schon sehr komisch.
BR: Woher nehmt ihr jeden Abend die Energie zum Spielen her?
D: Wir pushen uns gegenseitig und wenn ich dann noch zwanzig Leute mitsingen sehe, bin ich nicht mehr zu bremsen.
BR: Besprecht ihr einen Gig bevor ihr auf die Bühne geht?
D: Nee, eher so der Klopfer auf den Rücken „let’s f***ing do that“. Wir sind so ein kleines Basketball Team.
BR: Welche Show gefiehlt die bisher am besten?
D: Das ist schwierig, weil es so viele waren. Aber ganz cool war Budapest. In Spanien ist immer die Hölle los. Überall ist es toll.
BR: Hast du dir jemals vorgestellt, wie es es wäre in der ganzen Welt rumzureisen?
D: Niemals.
BR: Was war das Verrückteste, das jemals passiert ist.
D: Schlimme Sachen sind passiert: Bei einem Gig in Boston ist jemand gestorben. Er hatte einen Infakt während der Show und ist im Krankenhaus verstorben.
BR: Wie seit ihr damit umgegangen?
D: Das war so scheiße! Darauf hin haben wir auf Benefiz-Veranstaltung gespielt.
BR: Gibt es Songs, die ihr live nicht spielen würdet?
D: Wir spielen die distance… EP nicht live. Weil das damals eine ganz andere Band war. Anderer Sänger, anderer Bassist. Machmal spiele ich Torn an, aber ich verarsche die Leute dann nur. HA HA!
BR: Was können wir heute abend erwarten?
D: Hoffentlich Leute die völlig ausrasten.
BR: Kannst du dir erklären, warum so viele Mädels zu euren Konzerten kommen?
D: Die finden den Jeffrey bestimm sexy.
BR: Welche Frage kannst du gar nicht leiden?
D: Straight Edge!
BR: Oh oh!
D: War das etwa die nächste Frage?
BR: Nö, keine Angst.
D: Das hat mit der Band doch überhaupt nichts zu tun. Wir verarschen auch viele andere Straight Edge Bands. Das ist nämlich echt nervig. Man muss das nur mit Humor nehmen!
BR: Gibt es noch andere Projekte an denen du arbeitest?
D: Nein. PTW beansprucht all meine Zeit. Aber die verbringe ich auch gerne so. Ein Job ist es ja nicht für mich.
BR: Was würdest du machen, wenn du keinen Spaß mehr mit PTW haben würdest?
D: Aufhören.
BR: Würdest du dann bei einer anderen Band spielen?
D: Ja. Wahrscheinlich nicht die gleiche Musik. Aber eigentlich kann ich mir auch nicht vorstellen, dass wir uns trennen würden. Viele Bands machen es so, dass wenn sie keinen Erfolg haben, aufzuhören. Erfolg ist sowieso nicht unser Ziel. Also kann das ja schon mal nicht passieren. Wir verstehen uns alle gut. Solange Ryan und ich uns nicht an die Gurgel gehen, was die Texte anbetrifft, bleibt alles so wie es ist.
BR: Stimmt es, dass ihr kein Video machen würdet?
D: Wir haben ja schon eins gemacht. Ist von neuen Album. Nummer neun, glaub ich. Ist aber nur eine billige Produktion gewesen. Schließlich ist das keine Singleauskopplung.
BR: Wollt ihr denn mal eine Single veröffentlichen?
D: Ich weiß gar nicht, ob wir sowas nicht schon mal gemacht haben. Bisher haben wir sowas aber noch nicht gesprochen. Momentan machen wir uns über sowas gar keinen Kopf. Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir uns mal zusammen setzten. Im Januar wollten wir das mal besprechen. Ich würde gerne noch ein Video machen, das macht richtig Spaß!
BR: Lass uns mal die Rollen tauschen! Jetzt kannst du uns mal was fragen. Vielleicht irgendwas über Deutschland oder was immer dir durch den Kopf geht!
D: Ihr habt ja schon ne interessante Geschichte. Aber …. Das ist zu doof.
Mögt ihr Rammstein?
BR: Wie peinlich, ich wusste nicht, dass ihr die bei euch kennt. Wir haben bessere Bands vorzuweisen.
D: Habt ihr denn sowas wie Underground Bands in Deutschland?
BR: Ja klar! Wir haben Caliban und Heaven shall burn. Ich glaub, die sind aber auch nicht mehr Underground. Die haben euch mal supportet. Wen wollt ihr denn mal supporten?
D: Fugazi.
BR: Möchtest du noch irgendetwas loswerden?
D: Danke schön!

Daniela 25.08.2003

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