Cd-Besprechung
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"Versions" hat es gar nicht nötig mit allerlei Tamtam und Mumpitz angepriesen zu werden. "Versions" braucht keine Werbebanner, großformatige Anzeigen und seitenlange Interviewstrecken seiner Urheber. "Versions" braucht einfach nur ein offenes Ohr und ein wenig Geduld.
Wie ein langsam grassierendes Fieber, pulsierend und hypnotisierend, legt sich dieses mehr als beeindruckende vierte Album der zum Trio geschrumpften Formation aus dem sonnigen Florida allmählich um die Synapsen seiner Opfer. Ein wahrer Quälgeist, ein nicht mehr enden wollender Albtraum aus Postcore-Essenz und Weltschmerz ist Poison the Well hiermit geglückt.
Satte vier Jahre Zeit waren nötig um ihren Produzententeam wie bereits beim Vorgänger "You Come Before You" von Ft. Lauderdale in die schwedische Wintereinöde folgen zu können, um das erste Album nach ihrer schmerzlichen Trennung von Atlantic Records aufzunehmen.
Nun endlich völlig und restlos vom Metalcore der ersten Gehversuche befreit, aber noch ebenso wütend und verstörend, spielen Poison the Well ohne Druck eines Riesenlabels sichtlich erleichtert auf und können schon in den ersten Takten vom Opener "Letter Thing" einen wahren Quantensprung erahnen lassen, der sich im weiteren Verlauf vollends bestätigt und "Versions" zu einer deftigen Riesenüberraschung macht.
Es fällt schwer dieser grandiosen Symbiose aus JR Ewing, Deftones, Refused und Breach einen wirklich passenden Namen zu verpassen, denn einfach zu unverwechselbar und seltsam anmutig explodieren hier wütende Fender Gitarren und feedbackende Orange Amps, um immer wieder von wunderschön filigranen Leads und ebenso euphorisch stimmenden Gesangslinien eingefangen zu werden, die aber auch dank tatkräftiger Unterstützung von Banjos, Wurlitzerpianos oder rührseliger Mandolinen nichts an der unheilvollen Atmosphäre dieses Albums ändern können.
Und so schwimmt man in Gedanken auf einer der das Cover zierenden Eisschollen auf der dunklen und bedrohlichen See, wiegt sich in tiefer Einsamkeit und Verzweiflung und fiebert im Wahn vor sich hin. Die wenigen Lichtfetzen saugt der Hypnotisierte gierig auf, um im nächsten Moment wieder in die Kälte Nordschwedens abzutauchen, wo dann irgendwo in der Dunkelheit langsam ein eingeschneites Häuschen auftaucht, in dem die finnische Dampfsauna auf Hochtouren läuft und die Champagnerkorken knallen, weil drei verrückte Amerikaner mein persönliches Album des Jahres 2007 feiern.
13 Punkte (von max. 15)
TRACKLIST
1. Letter thing
2. Breathing for the birds
3. Nagaina***
4. The notches that create your headboard
5. Pleading post***
6. Slow good morning
7. Prematurito el baby
8. Composer meet corpse
9. You will not be welcomed***
10. Naive monarch
11. Riverside
12. The first day of my second life
13. Wreck itself taking you with me (Bonus Track)***
[ *** Anspieltipps ]
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