Interview
Millencolin
Millencolin unterwegs im Jahre 2005
Millencolin
Die goldenen Skateboardtage sind vorbei
Sie lassen sich nicht mehr auf das Brett mit den vier Rädern, auch Skateboard genannt, reduzieren, behaupten sogar, dies noch nie getan zu haben, abgesehen von den Anfangstagen, in denen man die Band startete. Die Rede ist von MILLENCOLIN aus Schweden-Skandinavien und wir befinden uns auf dem Hurricane 2005, auf dem die Band die heiße Phase auf der Mainstage am Samstagabend einleitet. Vor den BEATSTEAKS, vor AUDIOSLAVE und dann noch vor SYSTEM OF DOWN ist man geneigt zu sagen, hier findet das Konzert einer sich neu definierenden Alt-Skatepunkband statt. Einige Stunden vor der Show treffe ich Frederik Larzon(Schlagzeug) und Erik Ohlsson(Gitarre) im VIP-Bereich, um mir erklären zu lassen, dass die vier Schweden zwar immer noch in Richtung Skateboard geschoben werden, imagemässig, jedoch sich selbst als Musikband sehen und nicht als Trendsetter einer vergangenen Mode von Kids. In ihrer Jugend, so Erik Ohlsson weiter, hätten sie auch nur eine Musikrichtung gehört und alles Andere sei als schlecht bewertet worden. Mit zunehmenden Alter hätte man ein Selbstbewusstsein, dass es einem erlaube auch andere, sehr unterschiedliche Musikrichtungen zu hören, ohne sich entschuldigen zu müssen. Schaut man sich die Bandgeschichte an, so wird einem bewusst, dass es sich um weit mehr als nur irgendeine Band aus Skandinavien handelt. Mehr als 1,5 Millionen verkaufte Alben und 900 bereits gespielte Shows sprechen eine deutliche Sprache der Auszeichnung. Trotzdem ist der Name MILLENCOLIN ein Name des Punkrockbusiness, unbekannterer Prägung. Man startete als Garagenband, mit täglichen Proben, neben der Schule. Es war ihnen bewusst Fortschritte machen zu müssen und zu wollen, um vorran zu schreiten und erfolgreich zu werden. Mit neun oder zehn Songs auf ihrem ersten Demo Tape, traten sie als Band an die Öffentlichkeit. Im Abstand von einem halben Jahr wurden weitere Demos publiziert, so dass man MILLENCOLIN schon zu diesem Zeitpunkt als zielorientiert, kreativ und fleißig wahrnehmen konnte. Die erste Show fand in einem Raum in der Nähe ihres Proberaums statt, um dann die üblichen ersten Shows in Jugendzentren und Kneipen zu spielen. Mittlerweile haben sich MILLENCOLIN etabliert, man erreicht Gold-Status in Australien, verkauft Platten in Millionen Höhe in den USA und Europa. Mit „Pennybridge Pioneers“ veröffentlicht man ein Album auf EPITAPH und arbeitet mit Brett Gurewitz(BAD RELIGION-Gitarrist und Labelchef) zusammen. Es war ein großer Traum mit ihm zusammen zu arbeiten, obwohl man ihn schon länger kannte. Die Kooperation mit Mr.Brett war die Konsequenz aus der Freundschaft mit ihm und seiner Fähigkeiten, als Produzent und Musiker. „Home from home“ ist der immer noch aktuelle Longplayer, aus dem Jahre 2002. Wieder entscheidet man sich für Epitaph als Label und für den Vertrieb in Europa zeichnet sich Burning Heart Records verant-wortlich. Trotzdem sehen sie sich weiterhin als Live-Band und der Tourkalender von MILLENCOLIN ist eine schier ununterbrochene Anreihung von Shows und Auftritten über die Bühnen Europas und der Staaten, sowie eine Zahl von weiteren Ländern, von denen ich nicht angenommen hatte, dass dort genug Leute zusammen kommen würden, um eine Punkrock-Band aus Schweden anzuschauen.
„Wenn du beim Touren 20 Stunden des Tages herausnehmen könntest, wäre das schon nicht schlecht, das sind Stunden, in denen du nichts zu tun hast und einfach nur herumsitzt und wartest. Es ist eine endlose Warterei und ein Zeittotschlagen. Das ist manchmal nicht besonders spaßig.“, meint Fredrik Larzon im weiteren Gespräch. „Wir sehen unsere Wurzeln und Vorbilder in den Bands aus Südkalifornien, die Punkrock auf ihre Banner geschrieben haben. Die ersten EPITAPH-Bands eben. Heutzutage ist es alle Musik die wir hören, im Radio, oder sonst wo her. Wir sind offener und toleranter geworden.“ Die Show der vier Schweden war dann so etwas wie ein Statement gegen alle Kritiker und Zweifler skandinavischen Punkrocks, auch wenn sie Bands wie Dinosaur Jr. und Oasis noch gern gesehen hätten, fährt der Truck und Nightliner direkt nach der Show weiter in Richtung Süden. Hatte man einen Tag zuvor noch auf dem Southside gespielt, ging es jetzt weiter in die gleiche Richtung zurück. Seltsame Routenplanung, meint ihr? Mir geht’s da genauso. Aber die Bühnen Österreichs warten auf MILLENCOLIN.
Photo:Dirk Tolle
Nils Robin Kruska, 01.07.2005
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