Interview

Jesus On Extasy

Post Industrial Rock mit einem Schuß Provokation

Berlin, ein lauschiger Abend, Ausdauer und knallharte Musik-Action beschreiben wohl am Besten den Abend an dem Jesus on Extasy dem Knaack Club ordentlich einheizen wollte. Begleitet wurden die 5 Ruhrpott-Musiker von der aus Hamburg stammenden und ebenfalls dem Industrial zugewandten Gruppe Philiae. Doch bevor die Industrial-Rocker von Jesus on Extasy die Bühne entern durften, nahm sich Sänger Dorian Deveraux ein wenig Zeit und Muse um Bizarre Radio einige Fragen zu beantworten und empfang uns dafür in einem ziemlich dunklen, mit roten Lämpchen erleuchten Backstage Raum.

Bizarre Radio: Hallo Dorian. Erst einmal lieben Dank, dass Du Dir hier und heute die Zeit nimmst um Bizarre Radio mal ein paar Fragen zu beantworten. Ich hoffe Dir geht es gut soweit?

Dorian: Ja danke schön auch.

BR: Wie sah denn bisher euer Tag in Berlin aus?

D: Ehrlich gesagt etwas chaotisch. Wir wollten schon um 13 Uhr hier im Club sein um alles aufzubauen, aber niemand hatte den Schlüssel. Jetzt sind wir erst um 17 Uhr rein gekommen und wie Du ja bemerkt hast, hat sich alles zeitlich verschoben. Eigentlich sind wir ja schon seit gestern in Berlin. In Bielefeld war das Konzert ausgefallen und wir haben uns hier mal wieder mit ein paar Freunden treffen können und haben auch dort geschlafen.

BR: Dies ist eure erste Headliner-Tour. Im Mai habt ihr noch Entwine und Dope Stars Inc. supported. Wie war das für euch?

D: Cool. Wir hätten nie gedacht, dass das so schnell gehen würde. Anfang des Jahres waren wir noch der Support der Instanz, dann im Mai bei Dope Stars Inc. und Entwine. Jetzt müssen wir uns daran gewöhnen, dass wir lange Wartezeiten haben. Als Support ist das ja nie so.

BR: Nachdem was ich bisher so gehört habe, muss man, wenn man mit Finnen auf Tour geht, recht abgehärtet sein. Was ist euch denn so lustiges bzw. verrücktes mit Entwine wiederfahren?

D: Mh….., mh…., mh….ehrlich gesagt fällt mir da jetzt nicht wirklich was ein. Können wir die Frage auf später verschieben?

BR: Ja sicher. Dann kommen wir jetzt mal zu euren Tourvorlieben. Es gibt immer wieder Musiker die unter gar keinen Umständen z.B. auf ihre Playstation im Tourbus verzichten wollen. Was darf in eurem Tourgepäck auf gar keinen Fall fehlen?

D: Vodka. Und seit der Tour mit Dope Stars Inc., da hatten wir ja das erste mal einen richtigen Nightliner für uns, haben wir uns auch total an die X-Box gewöhnt.

BR: Also würdet ihr auch durchaus so Spiele wie „Singstar“, vorausgesetzt ihr habt eine Playstation, spielen?

D: Ja na sicher doch. Nintendo bringt doch jetzt auch so ein Singspiel für die Wii-Konsole raus.

BR: Coole Sache. Das bedeutet dann wohl lange Zockernächte in eurem Tourbus. So, als Support habt ihr euch für die jetzige Tour die Hamburger Industrial-Rocker Philiae ausgewählt. Wann und wie ist diese Entscheidung gefallen?

D: Philiae haben uns auf MySpace angeschrieben und uns hat der Sound sofort gefallen. Dann hatten die auch schon eine Zusage. Ganz einfach und unkompliziert also.

BR: Jetzt kommen wir aber mal vom Tourleben zum eigentlichen: eurer Musik. Ihr habt im Frühjahr 2007 euer Debüt „Holy Beauty“ veröffentlicht. Wer ist da bei euch der kreative Mastermind hinter den Songs und woher stammt die Inspiration dafür?

D: Das ist ein Prozess an dem wir alle irgendwie beteiligt sind. Die Songtexte entstammen eigentlich meiner Feder. Chai setzt sich dann an den Musikteil und die anderen fügen auch immer wieder ihre eigenen Ideen mit dabei. Chai hat ja auch ein großes Studio, in dem er den ganzen Tag arbeiten kann.

BR: Viele eure Songs erscheinen mir doch recht provokativ zu sein. Wollt ihr mit eurer Musik denn provozieren?

D: Ja sicherlich. Irgendwie will Musik doch immer provozieren, oder?

BR: Wie sind denn die bisherigen Reaktionen auf Holy Beauty?

D: Erstaunlicherweise sehr gut. Damit haben wir so eigentlich gar nicht gerechnet. Aber nachdem die Plattenfirma ihr Interesse bekundet hatte, war uns klar, dass wir damit doch was Gutes geschaffen haben. Aber auch als die DJs in den Clubs unsere Stücke angefangen haben zu spielen waren wir doch sehr überrascht über die Resonanz.

BR: Was mich schon die ganze Zeit interessiert hat: Wie seid ihr auf den Namen Jesus on Extasy gekommen und steckt dahinter eine besondere Bedeutung?

D: (grinst) Auch wenn uns alle immer einen christlichen Hintergedanken nachsagen, ist der Name wirklich nur durch einen dummen Zufall auf einer Party entstanden wo Chai und ich waren. Chai stand da auf der anderen Seite des Raums, damals noch mit Bart und den langen Haaren, und schaute ganz merkwürdig. Da habe ich dann zu ihm rüber gerufen: „Hey, du guckst wie Jesus auf Extasy.“ Na ja, und so ist dann uns er Bandname geboren worden. Chai und ich fanden das damals eben passend.

BR: Zu Beginn seid ihr immer als Quartett aufgetreten. Was hat euch dazu bewegt noch ein weiteres Bandmitglied aka. Euren Drummer BJ aufzunehmen?

D: Auf Tour hatten wir ja schon immer einen Drummer dabei. Nur im Studio haben wir die Drums durch eine Drum-Machine ersetzt. Wir haben dann BJ, der ja noch in einer anderen Band Gitarre spielt kennen gelernt. Später eröffnete er dann, dass er eigentlich auch Drums spielen könnte. Und irgendwann war uns klar, nachdem BJ uns bei den letzten beiden Touren auch schon begleitet hatte, dass er zu uns dazu gehört.

BR: Wie ist Jesus on Extasy als Band eigentlich entstanden?

D: Chai und ich sind ja verwandt und haben beide schon immer Musik gemacht und dabei ähnliche Interessen gehabt. Irgendwann kam die Idee, dass wir die Ideen ja auch gemeinsam verwirklich könnte. Dann haben wir uns noch eine Gitarristin und eine Keyboarderin gesucht und haben mit dem proben angefangen. Als es aber dann anfing ernster zu werden sind beide wieder abgesprungen, so dass Chai und ich genötigt waren neue Bandmitglieder zu suchen. Dabei sind wir dann auf Orphelia und Alicia gestoßen.

BR: Was habt ihr denn so vor dem Band-/Musikleben gemacht?

D: Schon immer Musik. Chai betreibt ja wie bereits erwähnt sein eigenes großes Tonstudio. Er ist studierter Ton-Ingenieur. Ich habe schon mit 6 angefangen Musik zu machen und es seither nie gelassen. Zwischendrin habe ich dann noch das Abi gemacht, mal kurzfristig studiert und bin dann doch bei der Musik hängen geblieben. Orphelia und Alicia geht es da ähnlich.

BR: Wie würdet ihr selbst euren Musikstil beschreiben? Haben euch da andere Musiker beeinflusst?

D: Post Industrial Rock. Ich wurde mich Sicherheit ganz arg von den Nine Inch Nails und besonders Trent Reznor beeinflusst.

BR: Welche Musik hört ihr denn so privat am liebsten und welche CD habt ihr euch als letztes zugelegt?

D: Mh, derzeit höre ich sehr gerne die Sachen der Doors. Ich habe, wie ich finde viel zu spät, erst vor kurzem den Doors Film gesehen. Das hat mich dann so beeindruckt, dass ich jetzt total auf die Musik abfahre.

BR: Geht ja auch ehrlich gesagt nichts über den guten alten Psychodelic-Rock wie z.B. Janis Joplin.

D: Ja das ist richtig. Außerdem fahre ich total auf Trent Reznor ab. (Anm. d. Red.: Trent Reznor ist der Frontmann der Nine Inch Nails.) Und die letzte CD die ich mir gekauft habe waren eher CDs. Dazu gehören neben Doors Scheiben auch „Venus Doom“ von HIM.

BR: Und was hören die anderen Bandmitglieder so privat?

D: Chai hat eigentlich ziemlich den gleichen Musikgeschmack wie ich. Alicia fährt total auf den alten Poser Glam Rock ab, eben so Sachen wie Mötley Crüe…

BR: …und Skid Row?

D: Ja, auch Skid Row. Orphelia hört dagegen privat am liebsten klassische Musik.

BR: Ehrlich gesagt kann Klassik auch sehr erotisch sein. Wo wir schon bei den eher privateren Themen sind, wie wichtig ist euch Privatsphäre?

D: Sehr wichtig. Früher habe ich schon mal den Kontakt zu einigen Fans und Konzertbesuchern auch über das Konzert hinaus gehalten. Irgendwann standen dann aber welche in meinem Garten und schauten in mein Küchenfenster rein. Ich meine, ich hätte ja auch nackt da stehen können.

BR: Wäre doch auch kein Problem gewesen. Hättest einfach einen Hut vor das Fenster gestellt und für jeden Strip Geld verlangt.

D: (grinst) Stimmt.

BR: Wie würdet ihr euch eigentlich selbst beschreiben?

D: Mh…(Pause)…ich würde mich als wechselhaft bezeichnen. Ich kann meine Launen sehr schnell ändern und bin zu anderen aus unersichtlichem Grund plötzlich total grantig und fahre sie an. Chai ist immer schrecklich bedacht, also er macht sich immer schnell um alles Gedanken und will alles gut organisiert wissen. Alicia ist unser Sunshine-Face. (Alicia betritt in dem Moment den Raum um etwas wegen einem weiteren Termin zu klären.) (zu Alicia) He, wir haben gerade von Dir geredet.

Alicia: Oh, ehrlich?

D: Ja, habe erzählt, dass Du unser Sunshine Face bist.

A: (strahlt) Oh, na ja, ich hoffe ich habe jetzt nicht gestört. (und verschwindet wieder)

D: Da habt ihr es ja gesehen. So strahlt sie immer.

BR: Na, dann kommen wir doch mal zu meiner Lieblingsfrage mit der ich sicherlich jeden Musiker/jede Band nerven muss. Ihr werdet ja bestimmt des Öfteren mit Fragen gelöchert. Was wolltet ihr denn schon immer mal gefragt werden? Und könnt ihr mir die Frage auch direkt mit beantworten?

D: Da hatte ich ja auch damals bei Deiner Mail schon keine Antwort zu, nicht?

BR: Nein, aber ich nehme jetzt jede Art von Frage und Antwort.

D: Mh… (Stille)

BR: Also immer noch keine Idee?

D: Doch (grinst), aber das ist mir zu privat.

BR: So so. (grinse ebenfalls) Was war eigentlich das Verrückteste was ihr bisher in eurem Leben gemacht habt?

D: Mit Sicherheit die Aktion wo ich am Balkongeländer meines Hotelzimmers im 4. Stock Klimmzüge gemacht habe. Aber so was entsteht auch nur wenn man vorher zuviel getrunken hat. Also nicht nachmachen.

BR: Zum Abschluss unseres Interviews habe ich noch ein paar Begriffe. Nenne mir doch einfach das, was Dir so spontan dazu einfällt. Als erstes Groupies.

D: Sex

BR: Sex mit dem Ex.

D: Ist möglich.

BR: Perfektes Dinner.

D: Lachs, also Lachsfilet.

BR: Die Biene Maja.

D: Meine Kindheit.

BR: Sahne oder Nutella?

D: Sahne.

BR: So, damit wäre unsere Fragestunde dann beendet. Ich möchte mich dafür bedanken, dass Du Dir für Bizarre Radio die Zeit genommen hast. Ich wünsche euch für heute Abend einen grandiosen Auftritt. Habt ihr zum Abschluss noch ein Statement für eure Fans bzw. die Leute da draußen?

D: Ja, tut es.

BR: Wie jetzt?

D: Ja, macht es einfach.

Kurz nach unserem wirklich netten Interview, welches übrigens von einigen Panne und klingelnden Mobiltelefonen durchsät war, durften dann auch endlich die wartenden Fans in den Knaack Club. Schnell scharten sich die Anwesenden im Konzerträumchen, um ja nicht den Anfang der Show zu verpassen. Um 21.30 Uhr konnte dann die Vorgruppe Philiae mit ihrem Konzert beginnen. Mit harten und teilweise aggressiv klingenden Songs heizten die Hamburger den anwesenden Gästen ordentlich ein. Dabei spielte die Band einige Songs ihres aktuellen Albums Propaganda. Aber auch ältere Stücke kamen nicht zu kurz.
Und dann war es soweit, Jesus on Extasy, der Headliner des Abends stürmte die Bühne. Innerhalb kürzester Zeit brodelte die Stimmung im Publikum und wurde beim Hit „Assasinate Me“ schlagartig entladen. Als Dankeschön verschenkten Jesus on Extasy dann ein handsigniertes Poster an eine der Damen in der ersten Reihe, was natürlich zu einigen Unstimmigkeiten im Frontbereich des Publikums sorgte. Die 5 Ruhrpottler tobten dennoch unbekümmert und ausgiebig auf der Bühne rum. Dabei umgarnten sie das vornehmlich weibliche Publikum mit allen Songs des Debütwerkes „Holy Beauty“. Als der charismatische Frontmann Dorian dann gen Ende seine Jacke auszog um den Anwesenden seinen blanken, durchtrainierten Oberkörper zu präsentieren, war es sicherlich um einige Frauenherzen geschehen. Obwohl er als Gegenleistung um nackte Frauenoberkörper bat, wurde ihm dieser Wunsch jedoch nicht erfüllt.
Am Ende bleibt mir da wirklich kaum was anderes über wie Jesus On Extasy für einen wundervollen Konzertabend zu danken. Ein weiteres danke schön gebührt da natürlich auch der JOE-Crew, Philiae für die nette Unterhaltung nach der Show und Holger von Radar, der alles in die Wege geleitet hat.

Kitty N.17.10.2007

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Leserkommentare

Jesus On Extasy - Post Industrial Rock mit einem Schuß
Provokation (Interview)

Geschrieben von colorblind am 29.10.07 um 21:39 Uhr

wirklich nettes interview und der bericht generell

colorblind

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