Interview

end of green

End of Green - Typisch schwäbisch oder was?

Mit „The Sick’s Sense“ bringen die Goth-Rocker End Of Green am 15. August 2008 ihr nun mehr 6. Werk in den Handel. Neben etlichen Konzerten und Promoterminen stand am letzten Wochenende auch ein Auftritt auf dem Mera Luna Festival in Hildesheim an. Bizarre Radio hat sich kurzerhand die sympathischen Schwaben geschnappt und ein wenig über ihre Musik, schwäbische Gewohnheiten und ausgefallene Namensspielereien ausgequetscht.

Bizarre Radio: Erst einmal ganz lieben Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt Bizarre Radio Rede und Antwort zu stehen. Wie geht es euch heute so?

Sad Sir (End Of Green): Jetzt sind wir wieder fit. Wir sind fast die ganze Nacht durchgefahren, d.h. jeder von uns ist jetzt so ca. 26 bis 28 Stunden auf den Beinen.

Bizarre Radio: Ihr seid ja eben als zweite Band des Tages auf der Mainstage des Mera Luna 2008 aufgetreten. Wie hat euch der Gig gefallen?

Kirk Kerker (End Of Green): Der Gig war sehr gut. Wir hatten echt Glück, dass sich schon so viele Leute bei uns eingefunden haben. Bei der ersten Band war ja doch noch ein bisschen weniger los gewesen. Aber wir können da echt nicht meckern.

Sad Sir (End Of Green): Es war auch super, dass die Leute bei dem Regen da geblieben sind. Es war ja schon fast eine kleine Dusche. Das was ich da gesehen habe war schon ziemlich nass. Und da ist es natürlich sehr nett, wenn die Leute einfach da bleiben. Und so viele Regenschirme hatten wir auch schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen.

Bizarre Radio: Hattet ihr schon die Chance euch auf dem Mera Luna Gelände umzusehen? Wenn ja habt ihr dabei irgendwas Interessantes gesehen?

Sad Sir (End Of Green): (lacht) Ne, da haben wir bisher nur die Sanitäranlagen und die Küche gesehen. Und natürlich die Bühne. Aber das haben wir nachher noch vor, uns das alles mal anzuschauen.

Bizarre Radio: Gibt es etwas auf das ihr euch heute noch ganz besonders freut und wenn ja was?

Lusiffer (End Of Green): New Model Army.

Kirk Kerker (End Of Green): Das dumme ist, daß wir wieder sehr früh abzischen müssen. Und da wären sicherlich Fields Of The Nephilim sehenswert.

Sad Sir (End Of Green): Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass wir mit Fields Of The Nephilim auf einem Festival spielen und sie vermutlich auch das zweite Mal nicht sehen werden. So langsam werde ich da echt mal sauer.

Bizarre Radio: Kommen wir doch dann gleich mal zu eurer Musik. Am 15 August, d.h. in nicht mal ganz einer Woche, wird euer neues Album „The Sick’s Sense“ veröffentlicht. Seid ihr schon auf die Reaktionen eurer Fans gespannt?

Sad Sir (End Of Green): Also Feedbacks haben wir schon bekommen. Waren zum Glück auch positiv. Wir geben ja jedes Mal wenn wir eine Platte raus bringen etwas Intimes von uns Preis. Da will man natürlich wissen wie die Leute das finden. Das ist grad echt mal ein spannender Moment, weil in 5 Tagen die Platte rauskommt. Solange müssen wir jetzt noch zittern.

Bizarre Radio: Was könnt ihr mir denn schon über „The Sick’s Sense“ verraten?

Sad Sir (End Of Green): Ja, also es gibt 12 Lieder. Ne, also es ist eine ziemlich gute Platte geworden. Wir haben die ja in München aufgenommen in den Weltraumstudios bei Corni Bartels. Das war Neuland für uns und Neuland für ihn. Es hat sich alles einfach perfekt zusammen gefunden. Wir haben da jemanden kennen gelernt der einfach völlig auf unserer Wellenlänge liegt. Das war dann ein schönes arbeiten und insgesamt sehr produktiv. Ich glaube das merkt man auch auf dem Album, dass wir uns da sehr wohl gefühlt, sehr frei gefühlt haben. Corni Bartels hat da wirklich alles aus uns herausgekitzelt.

Bizarre Radio: Der Titel erinnert einen ja an den Kinofilm „The Sixth Sense“ mit Bruce Willis. Hat der Albumtitel etwas mit dem Kinofilm zu tun?

Sad Sir (End Of Green): (grinst) Ne, bei den nun produzierten 6 Platten haben wir uns einfach mal ein Wortspiel gegönnt. Nein, es geht auch ein bisschen darum, dass jeder von uns die Gedanken der Leute, die ein wenig komisch sind, nicht ganz ernst nimmt. Wenn man dann aber mal zuhört entdeckt man doch ab und an ein paar kleine Wahrheiten. Also auch solche Leute sagen Sachen die teilweise total wahr sind und es geht eben um dieses Ding wo man meint „Hey Du spinnst doch wohl“ und man später merkt, dass da doch ein bisschen Wahrheit dran war.

Bizarre Radio: Wie und wo entstand denn das Material zu „The Sick’s Sense“? Mit wem habt ihr da so zusammengearbeitet?

Kirk Kerker (End Of Green): Nein, es war eigentlich völliges Neuland für uns. Corni Bartels und wir haben uns vorher kennen gelernt und festgestellt, dass wir uns mögen und dann haben wir mit ihm zusammen gearbeitet. Die Studios in denen wir waren, da waren nur Menschen die wir noch nie gesehen haben, aber wo alle wahnsinnig nett zu uns waren. Da waren so viele Leute die aktiv an dieser Platte mitgeholfen haben. Wenn uns z.B. die Gitarre kaputt gegangen ist, dann sind wir einen Stock tiefer gegangen und haben sie repariert oder eine neue ausgeliehen bekommen. Du musst Dir das einfach mal vorstellen – das ist ein riesiger Gebäudekomplex in dem zig Studios waren, mit 8 oder 9 Produzenten. Und nachts waren wir dann alleine in diesem großen Haus, da wir da auch geschlafen haben. Da sind wir dann auch mal herumgelaufen und haben geschaut was es da so alles gibt. Es war also in sofern alles neu für uns, was aber auch nicht schlecht war. Da kommt man nicht in so einen stupiden Trott rein, sondern lernt sich selbst, die Musik und die Arbeit im Studio einfach neu kennen. Mit neuen Leuten ist das eben immer ein neues Gefühl.

Bizarre Radio: Gibt es für die Zukunft Leute mit denen ihr unbedingt mal zusammen arbeiten wollt?

Sad Sir (End Of Green): (lacht) Corni Bartels. Aber mal sehen was sich da noch so ergibt. Es gibt sicherlich viele Leute mit denen wir unglaublich gerne mal zusammen arbeiten wollen würden. Aber das ist dann eine Wunschliste, die ist nicht so ganz nah an der Realität.

Bizarre Radio: Bei früheren Interviews seid ihr ja oft noch unter eurem bürgerlichen Namen aufgetreten. Seit einiger Zeit liest man nur noch eure Künstlernamen. Gibt es dafür einen Grund?

Sad Sir (End Of Green): Ich glaube das lag nur daran, dass wenn die echten Namen genannt wurden, die Leute die einfach wussten. Mit unseren Namen gehen wir ansonsten ja auch recht frei um. Ab und zu nennen wir uns ja dann auch mal um. Aus Kardinal Matzinger wurde Lusiffer. Also ich glaube ich habe schon den dritten Namen. (fragt in die Runde) Oder? Teilweise reden wir uns auch privat so an und dann wäre es eben doof auch unsere richtigen Namen zu nehmen, die nun weiß Gott nicht spektakulär sind. Zumal es im ganzen Laden einfach zu viele Michaels gibt.

Bizarre Radio: Echt?

Michelle Darkness (End Of Green): Eins, zwei, drei. Joah.

Lusiffer (End Of Green): Wer denn noch?

Sad Sir (End Of Green): (in die Runde) Ja, sein Bruder heißt eben auch Michael.

Michelle Darkness (End Of Green): Ja.

Sad Sir (End Of Green): Man sollte dazu sagen, daß Michael’s Bruder gerade unsere Website macht und da ist es einfach besser wenn wir uns mit anderen Namen anreden. Aber es ist nicht so, dass wir uns unbedingt ein Alter Ego schaffen wollten. Wir sind ja nicht Marilyn Manson oder so, der privat unantastbar sein will. Ist einfach eine Spielerei bei uns. Mal schaun wie wir auf der nächsten Platte dann heißen.

Bizarre Radio: Habt ihr persönlich eigentlich Helden (musikalisch wie im Alltag)? Und wenn ja wer ist das?

Lusiffer (End Of Green): Die Fragen hatten wir doch erst oder?

(alles lacht)

Sad Sir (End Of Green): Ja, die Frage wurde die letzten Tage erst gestellt. Aber ich sag jetzt einfach Henry Rollins.

Kirk Kerker (End Of Green): Da gibt es so viele. Da weiß man gar nicht wo man anfangen soll. Jimmy Page auf jeden Fall. Der steht ganz oben. Für mich persönlich sowieso die Künstler aus der alten Rige.

Bizarre Radio: Kommen wir doch mal zu etwas eher privateren Themen. Ihr kommt ja alle aus Stuttgart. Kann man euch als typische Schwaben bezeichnen: sparsam, Liebhaber von Spätzle mit sauren Linsen und immer am schaffen?

Michelle Darkness (End Of Green): (grinst) Na logisch stimmt des nicht.

(alles lacht)

Sad Sir (End Of Green): Na das Stereotypenbild muss ja irgendwo her kommen. Aber das ist dann wohl so wie bei den Bayern die ja angeblich den ganzen Tag Bier saufen.

Hampez (End Of Green): Aber Linsenliebhaber sind wir schon.

Sad Sir (End Of Green): Ja, wenn man es sich recht überlegt…Okay, so ein paar Klischees dürfen sein. Aber Kehrwoche gibt es bei uns nicht.

Bizarre Radio: Welche 3 Dinge fallen euch ein wenn ihr allgemein an typisch Deutsch denkt?

Sad Sir (End Of Green): Bier.

Kirk Kerker (End Of Green): Ein Stück Gleichgültigkeit.

Lusiffer (End Of Green): Proleten.

Sad Sir (End Of Green): Na wenn man als Deutscher in Deutschland lebt und die Augen offen halt, dann fallen einem jede Menge negative Dinge auf.

Lusiffer (End Of Green): Typisch Deutsch: Jogi Löw.

Bizarre Radio: Darf eurer Meinung nach Musik politisch sein?

Sad Sir (End Of Green): Darf. Ja.

Kirk Kerker (End Of Green): Wer es mag.

Sad Sir (End Of Green): Ich glaube es gibt viel zuviel Musik zu der man sagt sie ist politisch. Meist ist das aber nur eine Phrasendrescherei. Und ich bin mir nicht ganz sicher ob Musik oder ein Lied das richtige Medium ist um ein politisches Statement zu transportieren. Außenrum okay, aber viele Hardcore-Bands haben viele gute Texte, aber du verstehst sie nicht auf der Bühne. Und dann ist es vielleicht einfach nur besser seine Meinung allgemein kund zu tun. Wer geht schon auf ein Konzert und sagt „Hey, genau ganz meine Meinung. Die haben ja politische Texte.“ Mir ist es lieber eine Band nimmt öffentlich Stellung und machen damit klar wo sie stehen.

Kirk Kerker (End Of Green): Wenn man die Gesundheitsreform vertonen wollte, dann wäre man ja lange dran.

Bizarre Radio: Habt ihr schon mal was Verbotenes gemacht und wenn ja was?

(alles lacht)

Hampez (End Of Green): (lacht) Da haben wir ja ganz aktuell was.

Lusiffer (End Of Green): Ja, ganz aktuell.

Kirk Kerker (End Of Green): Nach dem letzten Konzert haben wir vergessen die Tankrechnung an der Raststätte zu zahlen.

Sad Sir (End Of Green): Wir? Wir? (zeigt mit dem Finger auf Lusiffer) Er.

Kirk Kerker (End Of Green): Na ja, aber wir sind doch eine Einheit.

(alles lacht)

Sad Sir (End Of Green): Okay, wir alle. Wir haben jetzt von der Polizei einen Brief bekommen. (zeigt wieder auf Lusiffer) Also er.

Kirk Kerker (End Of Green): Ja, das war eben etwas doof. Wir haben an der Raststätte getankt, noch was gegessen und sind dann einfach weiter gefahren. Ja. Jetzt haben wir halt eben eine Anzeige.

Lusiffer (End of Green): Hallo? Da dürfen wir doch nix zu sagen. Wegen Verfahren und so.

(alles lacht)

Sad Sir (End Of Green): Na ja, ab und an rutscht uns dann mal was Verbotenes durch. Natürlich ganz ohne böse Absicht.

Bizarre Radio: Leider müssen wir ja jetzt schon zum Ende kommen. Ich wünsche euch heute noch viel Spaß auf dem Mera Luna und noch ganz viel Erfolg mit dem neuen Album.

Kitty N.14.08.2008

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