Interview
Bad Religion
BAD RELIGION THE EMPIRE STRIKES FIRST Tour 2004-Bassist Jay Bentley im Gespräch-
Drei Akkorde für ein Halleluja
Bad Religion mit „The empire strikes first“ auf ausgedehnter World Tour
Es gibt Dinge im Leben, die liebt man oder man hasst sie. Dazwischen gibt’s nichts. Tanzschule, Zitroneneis, Udo Lindenberg, Hochzeiten, Fussballeuropa-meisterschaften, Comics und selbstredend BAD RELIGION. Ihnen wird vorgeworfen, sich seit „SUFFER“ aus dem Jahre 1988 selber zu kopieren. vielen ist der typische Punkrocksound zu einfach gestrickt und langweilend. Auf der anderen Seite stehen die Fans, Urgesteinpunkrocker der End-Achtziger Ära, verwirrte Metaller, die ihren Langhaarigen Kollegen beichten müssen, dass sie auf ein Konzert der Bostoner Bad Religion gehen und sich schon seit Jahren mit jeder Cd-Veröffentlichung im Plattenladen eindecken, oder Familienväter, die ihren Kollegen im Büro schon lange nicht mehr abnehmen, dass Älter werden und Punkrock hören nicht kompatibel sind.
Wir befinden uns im Jahre 2004 und mit THE EMPIRE STRIKES FIRST veröffentlichten die sechs Nordamerikaner am 7.Juno ihr dreizehntes Album.
Zwei Wochen vorher lag es dann zum ersten Mal in meinem Cd-Player und zauberte mir nach einem anstrengenden Arbeitstag ein fettes Lächeln ins Gesicht. Songs wie_-Los Angeles is burning-, der ersten Singleauskopplung aus TESF, oder -Let them eat war- mit Unterstützung von Rapper-Ghetto mit brennenden Mülltonnenkönig Sage Francis, sind die Antwort der Band auf die Frage warum sich der Sound nicht weiterentwickelt hat. Ätschi-Bätschi, ein Tritt in den Hintern der Kritiker, Punkrock muss Spass machen , soll melodisch sein und dann noch hohen Textanforderungen gerecht werden-drei Wünsche auf einmal- erfüllt von BAD RELIGION mit TESF. Da übersieht man doch gerne Mal die Rolle von Brett Gurewitz, der seit dem letzten Album „Process of Belief“ wieder dabei sein soll, außer auf den Pressepics und ihm Studio macht er sich jedoch rar und ist auf der Tour bei keiner europäischen Show mit auf der Bühne. Vielleicht auch besser so, denn Platz ist da wirklich keiner mehr und so bleibt uns der IRON MAIDEN Way, mit drei Gitarristen auch live zu spielen, erspart.
Bassist Jay Bentley, den ich seit der NO CONTROL-Tour im Jahre 1990 immer wieder auf Konzerten zum Interview treffe, nahm sich ausreichend Zeit, um meine Fragen im Tourbus zu beantworten, und rockte danach im T-Shirt von THE RODEO FIVE, einer der führenden Nachwuchsbands aus Hamburg (www.therodeofive.com) die Hamburg Show, mit den Worten:“Finally a clean washed good looking T-Shirt“. Scheinbar haben BAD RELIGION keine Waschmaschine mit „on the road“.
Kruska: Jay, wenn du zurückdenkst an die Zeit in der BAD RELIGION noch nicht so im Interesse der Medien und der Öffentlichkeit standen, was fällt dir zuerst ein?
Bentley: Wie haben uns nicht nur einmal in der Woche getroffen. Zu der Zeit unserer Gründung trafen wir mehr oder weniger jeden Tag, um zu proben. Wir wussten nicht, was wir sonst tuen sollten. Brett Gurewitz, Jason Kraut, ich und Greg Graffin. Greg und ich waren zusammen in der Schule und wenn die zu Ende war gingen wir zusammen zu seinem Haus, um in seiner Garage zu proben. Wir waren die einzigen in der Schule, die Punkrock hörten und schwarzgefärbtes Haar hatten, Boots trugen und T-Shirts anhatten mit Aufschriften wie :“Fuck on you!“ Alle hassten uns. Proben war das, was wir mit unserer Zeit taten, was heutige Kids mit Nintendo tuen. Wir hatten kein Nintendo, aber dafür hatten wir eine Garage, in der wir richtig laut Musik machen konnten und das wars. Wenn wir einen Auftritt hatten spielten wir auf Parties unsere fünf Songs und das zweimal, aber niemandem viel das auf und alle dachten wir hätten zehn.(lacht)
Kruska: Wie entwickelte sich der Erfolgsprozess von BAD RELIGION?
Bentley: Als wir SUFFER herausgebracht hatten, arbeitete Brett Gurewitz viel für sein neues Firmen-Projekt EPITAPH. Ich bot ihm an die gleiche Strategie wie bei HOW COULD HELL BE ANY WORSE anzuwenden, wo wir mit einem Bulli kleine Plattenläden anfuhren und denen dann jeweils 10 oder 20 Lp´s zu verkaufen und das funktionierte, denn wenn wir das nächste Mal da waren, hatte der Plattenladen alle verkauft und orderte noch mal 10. Ich entschied mich zu dem Zeitpunkt, als NO CONTROL herauskam dafür, meinen Job als Motorrad-Mechaniker an den Nagel zu hängen und voll bei EPITAPH einzusteigen und das habe ich bis 1993 getan.
Kruska: Würdest du SUFFER immer noch als das Vergleichsalbum No.1 bezeichnen?
Bentley: Fundamental, ja. Im dem Sinne, was es für die Band heisst, nicht unbedingt.SUFFER entstand aus keiner Situation, die uns dazu bewegte es machen zu müssen. SUFFER wurde in acht Tagen aufgenommen und abgemischt. Wir hatten keine grossen Erwartungen oder Ziele, geschweige denn mussten wir welche erfüllen, wir brachten ganz einfach ein neues Album auf den Markt. Es bedeutete etwas für uns, weil wir neu starteten. Einige Leute schauen auf diese Zeit zurück und bezeichnen sie als grossartige Zeit- aber die war es eigentlich nicht wirklich. Es war nicht dieser riesen grosse Durchbruch über Nacht, wo Leute unsere Musik liebten-wir verkauften 2000 Kopien im ersten Jahr- das ist nicht viel.
Kruska: Lass uns über euer neues Album THE EMPIRE STRIKES FIRST sprechen. Denkst du es war eine kluge Entscheidung Shows vor der Veröffentlichung zu spielen, so wie heute abend in der Hamburger Gr.Freiheit Nr.36?
Bentley: Wir hatten keine andere Möglichkeit. Wir haben uns dafür entschieden auf die VANS Warped Tour zugehen, die am 24. Juno beginnt. Da ist eine Show für eine Radiostation in Los Angeles, die wir spielen am 12. Juno. Eine weitere in San Fransisco am 11.6. und wir hatten keine Zeit nach Europa zu kommen, ausser jetzt. Der nächste freie Termin wäre nächstes Frühjahr gewesen.
Der Hauptgrund ist, das wir als komplette Band uns noch nie so einig über ein gemeinsames Ziel waren, wie das, die jetzige Regierung zu stürzen, bzw. dazubeizutragen diese zu stürzen. Wir waren nie eine politische Band die eine
gemeinsame Theorie über irgendetwas hatte. Wir sagen dieser Typ muss gehen.
Wir sind der festen Überzeugung, dass wir so viele Tage, wie eben möglich auf Tour in den Staaten verbringen sollten, vor den Wahlen, um der Öffentlichkeit zu sagen, dass George W. Bush abgewählt werden muss. Das ist der Nr.1 Grund warum wir in diesem Jahr unterwegs sind. Momentan bin ich fast schon überrascht, dass die UN George W. Bush nicht als Kriegsverbrecher verurteilt, zusammen mit Mr.Rumsfeld, so heftig schätze ich die momentane Lage ein. Aber in den USA siehts es anders aus. Die Leute sagen, wir müssen hinter unserem Präsidenten stehen. Aber warum? Hinter jemandem stehen, der nichts anderes tut, als er selber will?
Kruska: Jetzt waren wir in der Vergangenheit und sind in der Gegenwart von BAD RELIGION. Wie siehts mit der Zukunft aus? Wollt Ihr so lange weiter machen, wie die ROLLING STONES? Punkrock bis ins Greisenalter?
Bentley: Das ist noch ein langer Weg bis dahin, oder?(lacht) Ich mag diese ganze Sache. Ich mag Greg, ich mag Brian, ich mag Brett. Wir machen BAD RELIGION seit über 25 Jahren und mittlerweile ist BAD RELIGION profitabel genug um davon zu leben, sobald es jedoch mein Leben negativ verändert, z.B. meine Frau sagt:“Ich habe genug von diesem Scheiss.“ Da bin ich ´raus. Doch ich muss dazu sagen, dass sie das nicht tut. Wir werden weiter machen, so lange bis uns die Ideen ausgehen und hoffentlich aufhören, wenn der einzige Grund Songs zu schreiben Geld ist.
Nils Robin Kruska, 13.06.2004
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