Interview
Children Of Bodom
Back To The Roots... oder doch alles beim Alten?
Nach längerer Abstinenz vom europäischen Kontinent durften sich ihre Fans im Juni dieses Jahres endlich auf den Release ihres neusten Studioalbums „Halo Of Blood“ freuen, welches von allen Seiten als eines der stärksten der Bandgeschichte beschrieben und von den Massen umjubelt wird. Die Rede ist hier von den finnischen Deathmetal-Heroen Children Of Bodom um den Gitarrenvirtuosen Alexi Laiho.
Nach einem doch recht kurzen Festivalauftritt auf dem deutschen Ableger des Metalfest Open Airs, bei dem die Band erstmals Songs ihres neuen Silberlings vorstellen konnten, wurden nun von der Band in ihrer Heimat Finnland mal wieder die Koffer gepackt, um auf die wohl längste Konzertreise durch Europa seit Bandgründung zu gehen. Dabei machten die Finnen Anfang Oktober unter anderem auch Halt in Köln. Bizarre Radio Reporterin Katja schnappte sich dort den CoB-Drummer Jaska, um sich mit ihm ein wenig über die vergangene Zeit, die aktuellen Geschehnisse und den wohl langsamsten Bodom-Song der Bandgeschichte zu unterhalten.
Bizarre Radio: Jaska, ich möchte mich zuerst einmal dafür bedanken, dass du dir heute die Zeit nimmst, um mir einige Fragen zu beantworten. Ich hoffe du bzw. die Band hattet heute bisher einen schönen und angenehmen Tag hier in Köln.
Jaska: Gerne. Ja, wir hatten heute ja tolles Wetter hier in Köln. Von daher war es ein wirklich angenehmer Tag.
Bizarre Radio: Ich habe dich und Henkka eben auch beim Spaziergang beobachten können. Ihr seid mir fast vor’s Auto gelaufen.
Jaska: Wirklich? Wir waren spazieren und einen Kaffee trinken.
Bizarre Radio: Köln ist ja auch eine echt schöne Stadt. Kann ich also verstehen, wenn ihr hier unterwegs wart. Aber kommen wir doch mal zu dem, weswegen wir heute alle hier sind. Ihr seid seit ein paar Wochen nun auf großer „Halo Of Blood“ Tour hier in Europa. Vor 2 Tagen habt ihr da euren ersten Deutschland-Gig in Hamburg während der Metal Dayz gespielt. Mich würde es jetzt mal interessieren wie das für euch ist wieder in Deutschland auf der Bühne zu stehen. Und vor allem, wie war die Show in Hamburg so?
Jaska: Na wir haben vorgestern ja in der Markthalle gespielt, was irgendwie ein wenig Kultstatus für uns hatte. 1998 haben wir dort ja auch unsere allererste Show außerhalb von Finnland gespielt. Daher ist es auch immer wieder toll an diesen Ort zurückzukehren. Das ist immer eine tolle, energiegeladene Show dort. Es war also echt toll.
Bizarre Radio: Das hören die Hamburger sicher gerne. Bevor ihr hier die „Halo Of Blood“ Tour gestartet habt, habt ihr euch ja sehr rar gemacht und viele Shows in den Staaten bzw. Kanada gespielt. Da bekam man in CoB-Fankreisen schon des Öfteren mit, das es langsam Zeit wird, dass ihr endlich wieder live in Europa unterwegs seid. Zudem musste Alexi im letzten Jahr dann auch bei den Schweden- und Finnland-Gigs unerwartet ins Krankenhaus, was eure Bühnenabstinenz nur noch verlängerte. Apropos, ich hoffe ihm geht es wieder besser.
Jaska: Ja das tut es.
Bizarre Radio: Aber nun zurück zum Thema. Wie geht ihr damit um, dass vielleicht einige eurer Fans diese lange Abwesenheit aufgrund von Enttäuschung und dem Gefühl auf das Abstellgleis geschoben worden zu sein zum Grund gemacht haben, jetzt nicht zu einem der anstehenden Konzerte der „Halo Of Blood“ Tour zu kommen?
Jaska: Nun ja, manchmal starten Touren eben von unterschiedlichen Punkten aus – manchmal ist es Europa und manchmal eben die USA oder Japan. Jetzt stand eben in den Staaten die Mayhem Festival Tour an, was für uns ein absoluter Glücksfall war, da wir so Leute auf uns aufmerksam machen konnten, die uns bisher nicht kannten. Außerdem konnten wir so jeden Tag vor wirklich großem Publikum spielen. Zudem kam „Halo Of Blood“ eben genau vor dieser Tour raus. Also hatten wir ja fast keine andere Wahl. Und nun sind wir ja auch wieder in Europa unterwegs und ich hoffe, dass keiner unserer Fans uns das übel nehmen wird. Vielleicht geht es ja bei der nächsten Tour wieder in Europa los. Wir werden es sehen.
Bizarre Radio: Nun ja, ein kleines Trostpflaster war ja schon mal euer Auftritt auf dem ein oder anderen europäischen Festival in diesem Sommer. Ich hatte ja das Glück euch auf dem Metalfest Open Air auf der Loreley spielen zu sehen, wobei der Gig ja im wahrsten Sinne des Wortes beinahe ins Wasser gefallen wäre. Der Regen hatte ja wirklich den größten Teil des Publikums „weggeschwemmt“ gehabt, so daß ihr nur noch vor einer Hand voll Leuten spielen konntet. Ich muss ja auch eingestehen, dass ich nach dem zweiten oder dritten Song kapituliert habe. Nasse Kleidung und Kälte passen irgendwie nicht zu uns Frauen (lache).
Jaska: (lacht ebenfalls) Wenn du das sagst. Aber ehrlich, man kann das doch verstehen. Es war ja auch ein wirklich schreckliches Wetter dort. Aber was soll’s. Shit happens.
Bizarre Radio: Konntet ihr denn tagsüber wenigstens die tolle Location genießen?
Jaska: Ja die war toll. Wir haben da ja vorher noch nie gespielt gehabt. Und der Blick über das Rheintal war echt grandios.
Bizarre Radio: Dann müsst ihr da unbedingt mal wieder hinkommen.
Jaska: Gerne.
Bizarre Radio: Lass uns doch mal ein wenig über euer aktuelles Studioalbum „Halo Of Blood“ sprechen. Das kam hier ja Anfang Juni in die Plattenläden. Auch wenn ich mich jetzt nicht so direkt als Fan outen wollte, aber ich muss ehrlich gestehen, dass die Platte seither fast jeden Morgen in meinem Auto läuft, wenn ich auf dem Weg zu meiner Arbeitsstelle bin. Und ich stehe mit meiner Begeisterung ja nicht alleine dar. Die meisten der Kritiker, als auch eure Fans schmettern nur so mit Lobtiraden um sich und betiteln „Halo Of Blood“ als eines der stärksten Children Of Bodom-Alben aller Zeiten. So mit etwas Distanz zur Albumproduktion, wie denkt ihr nun selbst über die Platte?
Jaska: Es ist wirklich eine ganz ehrliche Scheibe. Wir haben uns auch wieder an solchen Elementen bedient, die wir früher auch schon genutzt haben. Und was du eben gesagt hast, habe ich schon recht häufig gehört. „Halo Of Blood“ soll irgendwie eines der besten Alben seit „Follow The Reaper“ sein. Es ist für uns halt wieder ein anderes Album. Dieses Mal haben wir uns einfach nicht hingesetzt und überlegt welche Strukturelemente wie gut klingen oder was zu welchem Song besonders gut passen würde. Wir haben einfach das zusammengesetzt, was sich für uns gut angehört hat. Das mag der Scheibe auch diese ehrliche Art verleihen. So haben wir es halt bei den ersten drei Alben auch gemacht, nur war es jetzt wohl insgesamt etwas professioneller organisiert.
Bizarre Radio: Was ist denn dein persönlicher Lieblingssong auf „Halo Of Blood“?
Jaska: Na ich mag „Dead Man’s Hand“ sehr gerne. Es ist einfach mal was ganz anderes im Vergleich zu den bisherigen CoB-Songs. Und dann wäre da noch „Halo Of Blood“. Es ist ein toller Song, der aber verdammt hart zu spielen ist.
Bizarre Radio: Werden wir die Songs denn während der Tour auch hören?
Jaska: Ja.
Bizarre Radio: Ich bin ehrlich gesagt auch vollkommen fasziniert von „Dead Man’s Hand On You“. Es war von Anfang an mein Lieblingstrack auf dem Album. Allerdings muss ich eingestehen, dass ich den Song zu Beginn als doch etwas ungewöhnlich und untypisch für Children Of Bodom empfand. Ich habe ehrlich gedacht man hätte euch Jungs da irgendwelche Beruhigungsmittel eingeflößt oder aber der Produzent hätte schlichtweg vergessen den Geschwindigkeitsregler während der Aufnahme hochzuziehen.
Jaska: (lacht)
Bizarre Radio: Jetzt bin ich also doch neugierig. Wann und wie ist der Song entstanden?
Jaska: Ich glaube Alexi kam da mit so einer Idee an. Am Anfang sollte der Song eigentlich etwas schneller werden. Ich habe das dann auch versucht umzusetzen, dann aber vorgeschlagen, dass wir das Tempo doch mehr rausnehmen sollten. Da war das schon ein recht langsamer Song. Aber ich fand, dass er noch langsamer werden könnte. Und das ging auch bei einigen der anderen Songs so. Bei manchen habe ich einfach das Tempo angezogen und dann bei anderen wiederum etwas an Speed rausgenommen. Im Grunde lief die Produktion von „Dead Man’s Hand On You“ aber wie bei allen anderen Songs auch. Und trotzdem sind wir selbst immer noch etwas überrascht wie langsam der Track am Ende dann doch geworden ist.
Bizarre Radio: Ist es denn schwierig den Song live zu spielen?
Jaska: Am Anfang, wo wir den Song das erste Mal auf der Bühne gespielt haben, waren wir überhaupt nicht sicher ob und wie er sich auf der Bühne überhaupt anhören würde und wie die Leute darauf reagieren werden. Wir haben dann noch kurzerhand einige Änderungen bei den Keyboard-Parts vorgenommen, da diese ein Hauptbestandteil des Songs sind. Jetzt, nach 2 Wochen Einspielzeit läuft es aber immer besser. Und ich glaube die Leute mögen ihn auch. Außerdem gibt es dazu auf der Bühne noch so eine visuelle Einspielung im Hintergrund. Das verpasst allem noch einmal ein besonderes Image.
Bizarre Radio: Wow, dann bin ich mal gespannt, was uns so erwartet. Ich habe ehrlich lange überlegt was ich euch alles fragen kann – und besonders zu „Halo Of Blood“. Aber irgendwie ist mir da nichts mehr eingefallen, was ihr nicht schon in den vielen Interviews zuvor beantwortet habt. Von daher wage ich es jetzt einfach unser Gesprächsthema ein wenig vom Album abzuwenden. Was ich mal viel spannender finde ist die Frage, was alles ins Tourgepäck von Children Of Bodom so reingehört – mal abgesehen von euren Instrumenten und Bühnenoutfits.
Jaska: Mh, das ist mal eine schwierige Frage. Lass mich mal einen Moment überlegen. Klar, ich habe meine Kleidung, den Bühnenkram und alles was man sonst noch so auf Reisen braucht dabei. Aber dann gibt es da natürlich noch anderen Kram, wie z.B. Bücher. Oh man, das ist ehrlich mal eine gute Frage. Wenn man zweieinhalb Monate non-stop unterwegs ist muss man ja an so viele Dinge denken. Ich glaube aber nicht, dass einer von uns da irgendwas Ungewöhnliches oder Ausgefallenes dabei hat. Ich habe z.B. mein kleines Drumkit zum Aufwärmen dabei oder die Laufschuhe. Aber das sind wohl auch nur ein paar ganz normale Sachen.
Bizarre Radio: Also so gar nichts Ungewöhnliches?
Jaska: Nein, ich glaube nicht.
Bizarre Radio: Na, vielleicht finde ich das ja irgendwann doch nochmal heraus. (lache)
Jaska: (lacht ebenfalls)
Bizarre Radio: Leider müssen wir jetzt schon fast zum Ende unseres Interviews kommen. Aber bevor ich mich verabschiede möchte ich mit dir noch schnell ein kleines Assoziationsspielchen machen. Ich nenne dir ein paar Begriffe und möchte, dass du mir einfach das nennst, was dir dazu spontan einfällt. Los geht es mit „daheim sein“.
Jaska: Entspannen.
Bizarre Radio: Dein Lieblingsplatz.
Jaska: Zu Hause.
Bizarre Radio: Etwas, was sich für dich noch in deinem Leben in Erfüllung gehen soll bzw. was du erleben willst.
Jaska: Urlaub am Strand.
Bizarre Radio: Deutschland.
Jaska: Groß.
Bizarre Radio: Und nun noch das Leid eines jeden Musikers: Sex, Drugs & Rock’n’Roll.
Jaska: (lacht) Ernstzunehmend.
Bizarre Radio: (lache ebenfalls) Okay, ich möchte das jetzt gar nicht so genau wissen, was du damit meinst. Nun gut. Wir sind jetzt tatsächlich am Ende unseres Interviews angekommen. Nochmals vielen Dank, dass du dir die Zeit dafür genommen hast.
Viel zu schnell war damit das Gespräch mit einem wirklich interessanten Gesprächspartner vorbei. Jetzt blieb nur noch die Hoffnung auf eine ebenso interessante und abwechslungsreiche Show. Und die Fans wurden in Köln wahrlich nicht enttäuscht, trotz diverser stimmlicher Probleme bei CoB-Frontmann Alexi. Dieser trotzte allerdings allen Krankheitssymptomen und fegte mit viel Elan und reichlich Unterstützung seiner Bandkollegen über die Bühne der Kölner Live Music Hall.
Wer sich nun kurzentschlossen ein Konzert der aktuellen Halo Of Blood-Tour 2013 anschauen möchte, der kann dies in Deutschland noch an einem der folgenden, anstehenden Konzerttermine tun:
17.10.2013 Saarbrücken, Garage
18.10.2013 Straubing, Metal Invasion
19.10.2013 Alsfeld, Stadthalle
21.10.2013 Stuttgart, LKA Longhorn
Musikalisch unterstützt werden die Finnen bei allen 4 Shows von ihren Landsmännern von Medeia und Insomnium.
Kitty N., 14.10.2013
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