Cd-Besprechung

Unheilig

Puppenspieler

Fansation (Soulfood Music)
Vö: 22.02.2008

Bewertung: 11 Punkte
Leserwertung: 2.0 Punkte
Stimmenzahl: 2

Von manchen belächelt als seichter gothic Schlager, von anderen als deutsche melancholische und tanzbare Musik mit Tiefgang verehrt, das sind Unheilig.
Wie so oft scheint die Wahrheit in der Mitte zu liegen. Fakt ist: es ist musikalisch nicht die Neuerfindung des Rades, was man bei Unheilig geboten bekommt.
Der dreiviertel Takt wird fast immer strikt eingehalten und auch von der Melodie her ist es auf dem neuen Album nicht so abwechslungsreich wie noch auf „ Zelluloid“.
Aber was die Texte betrifft, da hat der Graf durchaus ein Händchen dafür, mit kurzen Zeilen Bilder heraufzubeschwören, die berühren.
Der Graf hat mit seinem neuen Werk typischerweise wieder ein Konzeptalbum vorgelegt, ähnlich wie bei den Vorgängern „ Zelluloid“ und „Moderne Zeiten“. Was die Menschen bewegt, wird auf die Welt der Bühne transferiert. Am Anfang „Vorhang auf“ , am Ende „Der Vorhang fällt“, ein schmucker Rahmen für das Album.

Es dreht sich in „Puppenspieler“ um die zwischenmenschlichen Beziehungen, um Macht und Spiel in der Liebe und im Leben der Menschen untereinander. Also bildlich geht es einmal um die Abhängigkeit der Puppe vom Puppenspieler, was auch in der Textzeile deutlich wird „Kleine Puppe, kleiner Mensch“. In einem anderen Song heisst es da zum Abschluss einer ungesunden Beziehung „Ich bin nicht mehr dein clown“. Diese beiden Songs gerade machen deutlich, was auf „Puppenspieler“ gut gelungen ist, nämlich die Darstellung sowohl der lenkenden und aktiven Seite des „Puppenspielers“ selbst, als auch die passive und ausgelieferte Seite der „Puppe“.
"Die Bestie" richtet sich an Mörder, Vergewaltiger und auch an deren Opfer, es geht um die sich wieder spiegelnden Wünsche nach Rache oder Gerechtigkeit und macht deutlich wie unverständlich manche Urteile der Richter sind, gemessen an dem was die Täter anrichteten.
„Lampenfieber“ geht richtig rockig nach vorne, man kann förmlich spüren wie die Lust auf ein Live-Konzert und das Lampenfieber davor sich zum Adrenalinschwangeren Cocktail im Blut des Sängers vermischen.
„Wie viele Jahre“ direkt im Anschluss, ist eine meiner Meinung nach textlich zu Klischee lastige Ballade, da hätte man noch etwas mehr draus machen können, damit es nicht zu schnulzig wird. „ Der Vorhang fällt“ berührt da doch gleich viel tiefer, was aber auch daran liegen könnte das die Gitarren mehr Gefühl transportieren. Der thematisierte Abschied ist kein Klagelied, sondern eine aufrichtige Dankesrede für alles, was man mit der Person, die nun von einem geht, erleben und durch sie sehen und fühlen lernen durfte. Das geht unter die Haut, und ist für mich das stärkste Stück des Albums. Um diesem Gefühl noch etwas nachzuhängen ist der letzte Track ein Instrumentalstück, das mich irgendwie stark an Zeraphine erinnert hat. Die beiden Sänger, so geht das Gerücht, würden durchaus gern mal zusammen was auf die Beine stellen, und das kann ich mir auch durchaus gelungen vorstellen.

Zwei Bonustracks ( die mir leider nicht vorliegen) schliessen das Album ab.
Was mir noch aufgefallen ist: Das Album ist deutlich satter produziert als früher, gitarrenlastiger und auch glatter im Gesang.

11 Punkte (von max. 15)

Kristin Feldmann, 22.02.2008

TRACKLIST
1. Vorhang auf
2. Puppenspieler
3. Spiegelbild
4. Dein Clown
5. Sei mein Licht
6. Fang mich auf
7. Feuerengel
8. Kleine Puppe
9. An deiner Seite
10. Die Bestie
11. Lampenfieber
12. Wie viele Jahre
13. Der Vorhang fällt
14. Memoria (instrumental)
15. Spielzeugmann (BONUSTRACK)
16. Glaub an mich (BONUSTRACK)
[ *** Anspieltipps ]