Cd-Besprechung

Unheilig

Alles hat seine Zeit - Best Of Unheilig 1999-2014

Vertigo Berlin (Universal)
Vö: 14.03.2014

Bewertung: 5 Punkte
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Die zugegeben grenzwertigste Wandlung im Gothicbereich hat unlängst der Graf mit seiner Band Unheilig vollzogen: von den ehemals geschätzten Gothic-Elektro-Pop-Helden hin zu Ikonen einer ganzen Schlagerfraktion. Dabei hatte der Graf schon früh das potential mehr, als nur ein paar wenige Insider von seinem Können zu überzeugen und diese auch in seinen Bann zu ziehen. Mit „Alles Hat Seine Zeit“ erscheint nun ein Best of seines Schaffens, welches einen wieder komplett zwischen die Fronten der erhitzten Gemüter drängt. Das Auftreten des Grafen hat sich während dieser musikalischen Entwicklung nur minimal verändert – jedoch scheint die Musik sich seither von einem Glanzlicht für Szenegänger hin zu einem massenkompatiblen Verkaufsschlager entwickelt zu haben.

Eben diese Entwicklung lässt sich auch sehr gut auf dem neuen Werk „Alles Hat Seine Zeit“ bewundern. Startet der Silberling zunächst mit jüngeren Songs, die vermutlich selbst Mutti im heimischen Sessel zum juchzen bringt, findet man erst gen Ende einige der düsteren Unheilig-Stücke. Spätestens hier wird den aktuellen Fans wohl eher das Nachmittagskäffchen im Hals stecken bleiben. Statt weichgespülter Schlagerduselei gibt es nun nämlich elektrolastige Düsterklänge auf die Ohren, die seinerzeit die Gothic-Szene (ja genau die, die bei Mondlicht mit den Toten tanzen – Vorurteil aus) auf die Tanzfläche zogen – lyrische und durchaus nachdenkliche Texte inklusive.

Aber der Durst nach Erfolg kann auch in einer Szeneband so vieles verändern – nicht immer nur zum Vorteil. Statt sich mit den schmachtenden Blicken fragiler Nachtschattengewächse zu begnügen, traten viel zu plötzlich die Verkaufszahlen in den Vordergrund. Eigentlich schade, denn die Stimme des Grafen ist selbst heute noch eine Waffe. Leider zieht diese dank des Weichspülpopschlagers nur noch im Allerweltsuniversum, wo schnelle Verdrängung und Vergessenheit vorprogrammiert ist.

Aber nun gut, es lässt sich kaum mehr etwas an dem ändern, was geschehen ist. „Alles Hat Seine Zeit“ ist und bleibt wohl wieder eine weitere Geldmaschine für Unheilig zu sein, die die Fans der ersten Stunde verdammt kalt lassen wird. Ja, Geld stinkt nicht und Erfolg wird schnell geneidet, jedoch macht der Weg nach oben auch nicht immer glücklich. Spätestens beim Fall wird sich wohl beweisen wer die wahren Fans sind. Wer sich mit seinen Mehrfachveröffentlichungen von Unheilig der letzten Jahre noch nicht zufrieden stellen ließ, der sollte wohl ganz unbedarft noch einmal bei diesem Best of zugreifen. Der Graf wird es danken.

5 Punkte (von max. 15)

Kitty N., 23.04.2014

TRACKLIST
1. Zeitgeist
2. Geboren um zu leben***
3. Als wär´s das erste Mal
4. Wir sind alle wie eins
5. Lichter der Stadt
6. Wie wir waren
7. Für immer
8. Winter
9. So wie Du warst
10. Unter Deiner Flagge
11. An Deiner Seite
12. Spiegelbild***
13. Freiheit***
14. Sage ja!
15. Astronaut
16. Maschine***
17. Schutzengel***
18. Stark 2012
19. Rückblende
[ *** Anspieltipps ]