Cd-Besprechung

Ryan Adams - Cold Roses

Ryan Adams

Cold Roses

Mercury/Universal
  Vö: 02.05.2005

Bewertung:  12 Punkte
Leserwertung:  14.0 Punkte
Stimmenzahl: 3

Ryan Adams ist schon Einer. Jedes Jahr mindestens ein Album, dazu Nebenprojekte, Touren (ohne gebrochene Handgelenke), unveröffentlichte Strokes-Cover-Songs… Hyperaktiv, überproduktiv, niemals ausgelastet? Ja, ja, und ja. Und: Gut, gut und gut. Denn alles, was bei Ryan Adams als Experiment anfängt, endet als Platte, und das fängt dann bei uns zu wachsen an. „Rock’n’Roll“ als „Zugeständnis“ und Pop-Brett an die Plattenfirma, „Love Is Hell“ dann das genaue Gegenteil von Massenkompatibilität und „sein wahres Inneres“, und nun „Cold Roses“ als aktuellstes Beispiel: Als eine der regelmäßigen neuen Obskuritäten auf seiner Homepage konnte man vor einiger Zeit Zeuge eines Telefongesprächs werden von einem betrunkenen Adams und seinem Produzenten. Dort malte ersterer sich seine Vorstellungen zu einer Veröffentlichung aus, wie sie einfach geschehen müsste: Ein Doppel-Album sollte es werden, soviel stand fest. Mit neuen Musikern. Toll würde das. Plötzlich kamen auch Aliens ins Spiel, die Phantasie nahm ihren Lauf…Oder so ähnlich jedenfalls. Soweit, so bescheuert.

Monate später: „Ryan Adams & The Cardinals – Cold Roses“. Davon sprach er, hier ist das Ergebnis! Außen blau, innen lustig-bizarr: Silhouetten von zwei Bären, gefolgt von einem ratten-ähnlichem Getier, ein Kind mit einer Rose, eine beobachtende Eule, vor rotem sonnendurchfluteten Horizont. Und trotz aller Veränderung und Wandel in seinem Schaffen, in dem kein Album dem anderen gleicht, schafft er nur scheinbar widersprüchlich wieder das was er am besten kann: kleine Perlen für die Ewigkeit.

Oftmals hegt man ja besser gewisse Zweifel ob der Qualität von Doppel-Alben. Angst vor Füllern, Experimenten oder gar Ausrutschern. Nichts dergleichen. Der Kerl schreibt keine schlechten Songs. Beide Extreme der letzten Veröffentlichungen bleiben dabei außen vor: der Ohrwurm-Appeal von „Rock’n’Roll“, die vorherrschende balladeske Melancholie der beiden „Love Is Hell“-Teile. Bleiben vorerst scheinbar schlichte Songs, die immer im Mittelpunkt Ihrer selbst stehen – als gäbe es in diesem Moment nichts wichtigeres auf der Welt als eben diese Worte und Klänge. Einnehmend nennen das die Einen, eine gelebte und gespürte Leidenschaft die Anderen. Und es braucht auch wieder erstmal eine Weile, bis sich die Songs beider Seiten langsam erschließen. Nicht konsumieren, sondern beschäftigen. Aber genau das macht Ryan Adams eben zu Ryan Adams, einem Ausnahmemusiker neben vielen durchschnittlich talentierten Songwritern. Der kann machen was er will.

Irritierende Unterschiede zwischen A und B sucht man da vergebens, auf beiden finden sich zu gleichen Teilen alle typischen Ryan Adams-Charakteristika. Während Disc One weitestgehend von klassischen Songstrukturen und einer gewissen Schwere lebt, gestaltet sich Disc Two dabei als leicht greifbarere Melange aus seinem Kosmos: Schleichende Wunder wie „Blossom“ oder „Friends“ geben sich mit Hits wie der ersten Single „Let It Ride“, „If I Am A Stranger“ oder „Tonight“, was so eingängig wie dramatisch wirbelnd auch ins „Rock’n’Roll“-Format gepasst hätte und wahrscheinlich deshalb als als Bonus-Track titulierter Ohrwurm daherkommt, die Klinke in die Hand. Von getragen bis beschwingt, von Country bis Rock’n’Roll, von Blues bis morgen früh. Die kalte Nacht wird jedenfalls mit „Cold Roses“ so schlimm nicht werden, soll sie doch kommen. „Dance All Night“.

Und, Oh Wunder, mit „Jacksonville“ kündigt sich für Juli schon das nächste Baby an... Beautiful Freak, der.

12 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof06.05.2005

TRACKLIST
Disc One:
01. Magnolia Mountain
02. Sweet Illusions
03. Meadowlake Street
04. When Will You Come Back Home
06. Beautiful Sorta
06. Now That You're Gone
07. Cherry Lane
08. Mockingbird
09. How Do You Keep Love Alive

Disc Two:
01. Easy Plateau
02. Let It Ride
03. Rosebud
04. Cold Roses
05. If I Am A Stranger
06. Dance All Night
07. Blossom
08. Life Is Beautiful
09. Friends
10. Tonight (Bonus Track)
[ *** Anspieltipps ]

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