Cd-Besprechung
Leserwertung: 11.5 Punkte
Stimmenzahl: 25
In der aktuellen Ausgabe der ZEIT wird mit der “Generation Hungerlohn” getitelt. So blöd die Generationierung aller möglichen Menschenverbünde von mehr als 5 Leuten auch sein mag: die Fakten sind erschütternd! Drei Millionen Menschen in Deutschland haben Arbeit, leben aber dennoch unter der Armutsgrenze. Diejenigen, die im Blatt zitiert werden, haben aus Angst vor der Entlassung durch ihren Arbeitgeber gebeten, ihre Namen zu ändern. Es sind ganz normale Menschen: Lehrer, Friseurinnen, Fabrikarbeiter. Sie alle machen sicher einen guten Job, sind aber eben nur eine(r) von vielen, somit leicht ersetzlich und im besten Adam Smith’schen Sinne das Opfer von Angebot und Nachfrage.
Womit wir auch schon beim Thema Ron Sexsmith (Name von der Redaktion nicht geändert) wären. Der spielt sich seit Jahren durch schönste Singer/Songwriter-Alben, und alles, was er dafür bekommt, ist (ganz selten) ein Klopfen auf die Schulter. Immerhin von Leuten wie Elvis Costello, der einer der Ersten gewesen sein dürfte, der Sexsmith öffentlich lobpreiste. Oder Chris Martin von Coldplay, mit dem er gemeinsam „Gold In Them Hills“ auf seinem vorletzten Album „Cobblestone Runway“ schunkelte.
Die Frage, ob sich der Musikerjob auch monetär lohnt - lohnen darf (siehe Ur-Punk) oder lohnen muss (siehe jüngst Grandaddy) – muss im Falle Ronald Eldon (kurz: Ron) Sexsmith erlaubt sein!? Jedes Jahr ein Album – das grenzt fast an den Fabrikarbeiter am Fließband. Und niemand merkt etwas. Zu unscheinbar, zu leise, zu unaufregend.
Einigen Kollegen gelingt es, von Zeit zu Zeit, Reißaus zu nehmen. Entweder ihnen wir alles zu bunt und sie hängen den Job an den Nagel – herzlich Willkommen Hartz 4 -, so wie Grandaddy es mangels Masse trauriger Weise kürzlich taten. Oder sie werden als fleißige Arbeiter entdeckt, als Talente, die zu höherem berufen sind – so wie David Gray oder Jack Johnson, von denen die Plattenfirma glaubt, dass sie den Boden bereitet haben für Sexsmiths baldigen Aufstieg in die nächste Liga.
Die Ironie an der Geschichte: glaubte der Arbeitgeber von einem der oben Genannten (Fabrikarbeiter, Fließbandsteher, Friseurin), dass der Arbeitnehmer bereit sei für eine Beförderung, erfolgt dies mit einem Fingerschnipp. In der Musikindustrie ist dies ungleich komplizierter, womit wir wieder bei Adam (ähm, Sex-)Smith wären.
Wünschen wir Ron Sexsmith nur das Beste! Sein neues Album ist (wie alle bisherigen auch) durchweg wundervoll. Ein bisschen melancholischer und düsterer noch als die Vorgänger, aber keineswegs schlechter. Ob dies ausreicht, wird der Markt zeigen.
12 Punkte (von max. 15)
Daniel Höfelmann, 15.05.2006
TRACKLIST
1.Hands Of Time
2.Snow Angel
3.All In Good Time
4.Never Give Up
5.I Think We're Lost
6.Reason For Our Love
7.Cold Hearted Wind
8.Jazz At The Bookstore
9.Ship Of Fools
10.The Grim Trucker
11.Some Dusty Things
12.And Now The day Is Done
[ *** Anspieltipps ]
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