Cd-Besprechung
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In Deutschland haben J.B.O. längst Kultstatus, im Ausland hingegen dürfte die Band eher unbekannt sein. Logisch, als deutschsprachige Band bekommt man in anderen Sprachräumen eben nur schwer den Fuß in die Tür. Das könnte sich jetzt jedoch ändern, denn mit „Happy Metal Thunder“ bringt der Schwaben-Vierer nun ein englischsprachiges Album auf den Markt und expandiert damit sozusagen international.
Ich bin allerdings bislang davon ausgegangen, dass „Happy Metal Thunder“ eine Art englischsprachiges Best-Of-Album darstellt. Das ist allerdings nicht ganz zutreffend, da die Scheibe eben nicht nur alte Bandklassiker wie z.B. „A Perfect Day To Die“ oder „Head Bang Boing“ enthält, sondern auch gänzlich neu geschriebene Songs. Macht ja nichts, dann eben nur ein halbes Best-Of-Album – Hauptsache, die Band schafft es, ihren Wortwitz und die Pointen auch ins Englische hinüberzuretten.
Doch dies ist leider nicht der Fall. Nach dem relativ dürftigen Einstieg mit „Rock Muzik“ (Original: Pop Muzik“ von M) sowie der Metallica-Homage „Long Live Metallica“ folgt eine müde Sepultura-Coverversion („Pabbarotti & Friends: Roots Bloody Roots“) und „A Perfect Day To Die“, das im deutschen Original eine Pflichtnummer ist, im Englischen jedoch mit einem kaum auszuhaltenen Englisch den Tiefpunkt des Albums markiert. Es ist eine Sache, dass neue Songs vielleicht nicht gut funktionieren, aber wenn eine der absoluten Bandhymnen derart verschandelt wird, dann fragt man sich doch ernsthaft, was die Jungs geritten hat, dieses Album zu veröffentlichen.
Der anschließende Versuch, Pink Floyds „Another Brick In The Wall“ in einer punkigeren Version einzuspielen, ist vom Grundgedanken gar nicht mal uninteressant, hat aber irgendwie auch keinen echten musikalischen Nährwert. Und wenn der eigentlich unverwüstliche Lemmy die lahmarschige, schlafliedartige Coverversion von „Ace Of Spades“ zu Ohren bekommt, würde es mich nicht wundern, wenn ihn ein Herzinfarkt dahinrafft. Nochmal: Wie kann man so etwas veröffentlichen?
An dieser Stelle war ich gedanklich eigentlich schon dabei, „Happy Metal Thunder“ komplett abzuschreiben. Doch wenn du meinst es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her. In diesem Fall verbirgt sich das Lichtlein am Ende des Albums. Denn mit dem nicht uninteressanten Instrumental-Gemetzel „War Of The World“ nimmt die Scheibe dann wider Erwarten doch noch ein wenig Fahrt auf und hat mit dem Dreiergespann „Head Bang Boing“, „Raining Blood“ sowie „Rocker’s Creed“ dann tatsächlich noch einige Höhepunkte anzubieten.
Nur – und das muss man ganz klar sagen – dass drei gute Songs schlicht und ergreifend zu wenig sind, um „Happy Metal Thunder“ soetwas wie eine Daseinsberechtigung zu verleihen. Ich habe mich im Vorfeld sehr auf diese Scheibe gefreut, da ich sehr gespannt darauf war, wie die Jungs auf Englisch klingen würden. Klar, es gibt heutzutage nur relativ wenige Veröffentlichungen, die ohne den ein oder anderen schwächeren Song auskommen. Doch nie im Leben hätte ich mir träumen lassen, wie ernüchtert und phasenweise sogar entsetzt ich beim bzw. nach dem Hören von „Happy Metal Thunder“ sein würde. Vom leichtfüßigen Humor der deutschen Alben ist diese Scheibe jedenfalls meilenweit entfernt und wirkt stattdessen sprachlich verkrampft-bemüht und musikalisch belanglos. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass J.B.O. mit diesem Album die ausländischen Märkte aufrollen, denn auf dieses Album hat nun wirklich niemand gewartet. Trotz des noch halbwegs versöhnlichen Ausklangs der Scheibe finde ich hier leider keine anderen Worte, als dass J.B.O. ihr internationales Debüt gründlich vergeigt haben.
5 Punkte (von max. 15)
Jürgen , 18.10.2011
TRACKLIST
1. Rock Muzik
2. Long Live Metallica
3. Pabbarotti & Friends: Roots Bloody Roots
4. A Perfect Day To Die
5. Another Brick In The Wall
6. Daisy Flowers
7. Ace Of Spades
8. Kickers Of Ass
9. Let's Have A Party
10. War Of The Worlds
11. Head Bang Boing
12. Raining Blood (***)
13. Rocker's Creed (***)
14. Angie
[ *** Anspieltipps ]
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