Cd-Besprechung
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Vier Langspieler und einen alternativen Soundtrack für „Silent Running“ (einem Film von 1972) haben die vier Mannen aus Sheffield bisher veröffentlicht. Nach und nach rückten sie hierbei die elektronischen Elemente ihres von Math- und Post-Rock dominierten Sounds weiter in den Vordergrund. So wurden 2010 auf „We Are Exploding Anyway“ heftig groovende Dance-Beats aus dem typischen Sound-Gewirr herausgearbeitet. Der bisher längste Song von 65dos „Tiger Girl“, der das Album damals abschloss, war ein für ihre Verhältnisse eingängiger und schnörkelloser Electro-Track. In „Come To Me“ hörte man sogar Robert Smiths charakteristische Stimme.
Ich dachte daher, in einer vorsichtigen Annäherung zum Dance Pop läge die Zukunft der Band. Aber:
“No-one knows what is happening. There is a lot of danger out there, ok?”
Das sagt uns eine Dame, bevor wuchtige Synthesizer und schleppende Beats das Album mit einer 7.4 auf der Vangelis-Magnitudenskala einleiten.
Die sich anschließende Single „Prism“ ist fantastisch. Sie klingt für mich etwa so wie eine Kooperation von Mogwai und Ellen Allien und wirft damit ihren Schatten auf die restlichen Songs voraus.
Nach 13 Minuten Spielzeit kommt das Album im ruhigeren „The Undertow“ zum stehen und ein einsames Klavier spielt irgendwo in der Leere eine sanfte Melodie.
Diese hervorragende Dynamik und die Vermischung von IDM und Post-Rock Elementen, die Wild Light bis hierhin so gut machen, sind von früheren 65dos Alben bereits bekannt. Aber anstatt wie zuvor dem Hörer die Ideen mit experimenteller Hektik an den Kopf zu werfen, dürfen sie sich nun gelassener entfalten. Das Ergebnis ist eine für 65dos neue Fokussierung auf Atmosphäre. Noisiges Chaos weicht einer Schönheit, die bisher bei den Sheffieldern nur in Momenten durchblickte. Die satte, aufgeräumte und deutlich klarer klingende Produktion trägt ihren Teil dazu bei, dass dieser neue Charakter gut funktioniert. Während ich das Album höre, denke ich immer wieder an futuristische Filme wie Blade Runner und Terminator. Die Arbeit am Score für den Science-Fiction-Film „Silent Running“ hat also deutliche Spuren hinterlassen.
Da der Rest des Albums mühelos das hohe Niveau der ersten Songs hält, kann ich mich jetzt kurz fassen: Unbedingt anhören!
Auch wer bisher keinen Zugang zu IDM oder Post-Rock gefunden hat, sollte Wild Light eine Chance geben.
Höchstens erzkonservative 65dos Fans könnte der neue Sound abschrecken. Aber die haben wohl schon nach Robert Smiths Gastauftritt genervt das Handtuch geworfen.
12 Punkte (von max. 15)
Mark L., 16.09.2013
TRACKLIST
1. Heat Death Infinity Splitter
2. Prisms (***)
3. The Undertow
4. Blackspots
5. Sleepwalk City
6. Taipei (***)
7. Unmake the Wild Light (***)
8. Safe Passage
[ *** Anspieltipps ]
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