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The Poem Is You - Auf Country-Pfaden

Auf Country-Pfaden

The Poem Is You

The Poem is You, dieser wilde, Anfang-zwanzigjährige Haufen aus Berlin, Brüssel und Dresden, als „die Vorreiter des deutschen, unpeinlichen Country“. So sah es zumindest die Presse bei Erscheinen des viel gelobten Banddebüts „The Promised South“ im vergangenen Sommer 2008. An dieser rigiden Labelung war die Band dann auch nicht ganz unschuldig: knacksende Lagerfeuer-Lieder, so süß und eingängig, dass man sie bereits nach einem halben Becks Lemon inbrünstig mitsingen mochte, Youtube-Videos als verschlafene, durch Wien tingelnde Straßenmusikanten und ein Album-Artwork mit mächtigen Canyons, Cowboys und Sepia-Farben. Da wurde recht hemmungslos mit gängigen Wildwest-Klischees geflirtet.
Doch ganz so leicht macht es die Band einem dann doch nicht: „Wir sind einfach Freunde, die Musik machen und aussehen wie wir aussehen. Man geht ja auch nicht in eine Bank und fragt den Mann im Anzug, der am Schalter steht, ob er hier arbeitet oder nur damit kokettiert, ein Bankier zu sein. Aber wir ertappen uns auch ganz oft dabei, offensichtliche Sachen zu hinterfragen. Ich glaube, das liegt an der Zeit, in der wir leben.“ entgegnet Sänger und Bandkopf Daniel Bock Ende 2008 einem Interviewer, der die große Hippie-/Devandra Banhart-/Barfuß-Schublade ebenfalls schon ein Stückchen zu weit geöffnet hielt. Was Bock da aber genau orakelte, verdichtet sich spätestens beim ersten Hören des selbstbetitelten Poem is You-Zweitlings „TPIY“, der nur zwölf Monate nach dem Debütalbum erscheint.

Zunächst ist da ein schlichtes, fast schon elektroides Artwork, das auch einer Hot Chip-Platte gut zu Gesicht gestanden hätte. Als Opener dann eine Minute Fiebsen und Knistern. Man sieht Sand und riecht die Trockenheit, landet als Hörer aber auch immer wieder bei Bildern von weißen Reinräumen und marodierenden Computerskeletten. Eine Dialektik, die auf Albumlänge anhält: nach dem Meskalin-Stomper „Hostages“ folgt irgendwann das sperrige Elektro-Stück „Fine“, „How did I end up here“ ist dagegen fast schon ein bisschen Disko. Mitverantwortlich für den verstärkten Elektronica-Einfluss ist Produzent und Mischer Christian Ramisch, der während der Aufnahmen immer mehr in die Rolle eines festen Bandmitgliedes hineinwuchs. Und der auch den Wunsch der Band, ein „echtes“ Album, keine bloße Ansammlung von Einzelsongs, zu veröffentlichen, konsequent im Auge behielt. Heraus kam schließlich eine Platte, die mit Interludes und Songfragmenten durchsetzt ist, ohne jemals zisselig oder zerstückelt zu wirken. Ein Album wie aus einem Guß, ein Album als Album. Fast schon, wie aus der guten alten Zeit…

Das Country-Korsett ist der Band dennoch endgültig zu eng geworden. TPIY ist ein Album für die Zeit in der wir leben. Vereinzelte Hippie-Barfuß-Auftritte behält sich die Band für die Zukunft aber dennoch ausdrücklich vor.

Conny König01.07.2009

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