Konzertbericht

The Donnas - Tatort Hamburg Reeperbahn

The Donnas

White Light Motorcade

Tatort Hamburg Reeperbahn

Hamburg
22.09.2003

Tatort Hamburg Reeperbahn/ St.Pauli an einem Montag. Wo in anderen Städten schon längst die Bürgersteige hochgeklappt sind und Ruhe, Überschaubarkeit und altdeutsche Ordnung herrscht, erwacht das Kiez hier. Eine bunte Mischung von Touristen, Einheimischen, Punks und bettelnden Obdachlosen bestimmt das Bild von Hamburgs sündigster Meile. Ich kämpfe mich an Prostituierten vorbei, die mich scheinbar als potentiellen Kunden betrachtend, für die notwendige Bezahlung, ins Bett zerren wollen.
Ich bin auf dem Weg in Richtung GRÜNSPAN, denn dort sollen heute THE DONNAS spielen. Vor dem Venue (www.gruenspan.de) angekommen, fällt mir der Tourbus von THE DONNAS auf. Die vier Mädels aus Frisco/California/U.S.A. touren in einem standesgemäß violetten Nightliner. Kurze Zeit später hält ein Taxi vorm GRÜNSPAN und zwei attraktive junge Frauen steigen aus, um, vom Tourmanager abgeholt, im Nebeneingang wieder zu verschwinden. Jorry Castellano(Drums), und Allison Robertson(Guitar) waren das. Das Taxi hatte sie sicher zum Club gebracht und sie hatten die Aufmerksamkeit von einem guten dutzend Männer auf sich gezogen.

Vorbei an den ungewohnt freundlichen Security-Gorillas entdecke ich den Merchandising-Stand mit Wendy-like gestalteten THE DONNAS T-Shirts. Vielen Dank, aber für 25,-Euro, nee-nee, das muss nicht sein. Zu dem Zeitpunkt, als die Vorband aus NYC/USA namens WHITE LIGHT MOTORCADE die Bühne betreten, ist das GRÜNSPAN schon gut gefüllt und wenn ich gut gefüllt sage, dann meine ich in diesem Falle 400 Leute. WLM sind vom Sound her so eine Mischung aus RADIOHEAD, PLACEBO und OASIS meets SMASHING PUMPKINS und obwohl diese Band aus Amiland kommt, erinnern sie mich vom Style her an eine krachige Britpop-Band.
Sie sind zu uneigenständig, zu langweilig und einfach farblos und belanglos. Trotzdem scheint es dem Hamburger Publikum zu gefallen, auch wenn man eigentlich schon auf die DONNAS wartet. Eins muß ich WLM zu gute halten, sie sind eingespielt, keine Verspieler, keine Unsicherheit und ein mordsmäßiger Sound, doch was nutzt
ein guter Sound wenn die Songs nicht von Belang sind. 45 Min. vergehen hier leider nicht wie im Fluge, aber dann ist es auch vorbei mit den 4 Musikern und die Spannung steigt. Würden es THE DONNAS schaffen, das hohe Niveau von ihrer letzten Veröffentlichung “Spend the night“ zu halten, zu halten was sie mit sauber eingespielten, straight rockigen, fetten Songs versprochen hatten? Sollte die Macho-Musiker Einstellung “Frauen-am-Instrument-das-geht-ja-gar-Nicht“ korrigiert oder bestätigt werden?

THE DONNAS wirkten etwas müde gespielt, richtig eingespielt waren sie auch erst nach der ersten halben Stunde. Ganz großes Problem: das Timing von Schlagzeugerin Jorry Castellano. Da kam ein Break und sie wurde langsamer, dann wieder schneller und das durchgehend bei 95% der Lieder. Diese Frau sollte live dringend mit einem Click Track im Ohr ausgestattet werden, peinlich.
Richtig überzeugen konnte immerhin eine von Vieren, Gitarristin Allison Robertson. Mit ihren gefühlvollen, dann plötzlich umschwenkend-aggressiven Solis und ihrem Timing war sie es an diesem Abend, die dafür verantwortlich war, dass nicht alles den Bach herunter ging. Mitten im Set wurden dann auch schon die ersten Plastik-Biergläser geworfen. Eine brennende Zigarette traf Sängerin Brett Anderson am Arm. Nahm sie locker und steckte es mit einem“the cigarette was burning, but you can´t burn me“ , und einem Mittelfinger in Richtung Täter, weg.
Um es vorweg zu nehmen, die DONNAS konnten das hohe Niveau von SPEND THE NIGHT nicht halten. Das Konzert war wieder mal von der „SYSTEM OF THE DOWN“-Krankheit bestimmt. Man in diesem Falle Frau produziert ein wunderbares Album und kann live nicht einmal fünfzig Prozent des Album-Feelings wiedergeben. Da gibt es eben nicht noch mal die Chance vom Überarbeiten, da kann man nicht großartige Effekthascherei betreiben und genau da zeigt sich was man als Einzelmusiker und als Band drauf hat.
Guter P.A.-Sound, schlechte Darbietung.
Daumen runter, enttäuschend.

Nils Robin Kruska05.10.2003

TRACKLIST

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