Konzertbericht

Crash Tokio, Virginia Jetzt!

Mädchenkram

Heidelberg - Karlstorbahnhof
02.11.2004

Der Heidelberger Karlstorbahnhof wurde an diesem Abend Zeuge einer sprichwörtlichen Mädcheninvasion. Die Berliner von Virginia Jetzt! spielen auf. Das lässt sich die holde Weiblichkeit der Region nicht entgehen, was zu einem etwas ungleichen Geschlechterverhältnis unter den Zuschauern führt. Noch wundert man sich, warum das so sein muss. Die Erleuchtung sollte erst später folgen.

Vor dem Zeitpunkt der Erleuchtung jedoch läuteten Crash Tokio aus München mit ihrem krachigen Indie-Pop den musikalischen Teil des Abends ein. Laut und bisweilen heftig rockig gehen die Bayern zu Werke, leiden aber an dem etwas dumpfen Klang. Das Publikum findet es trotzdem nett und applaudiert höflich.

Mädchen waren an diesem Abend wie eingangs erwähnt zwar ziemlich viele da. Ein DJ aber hatte man offenbar vergessen einzuladen. Wie sonst ließe sich erklären, dass den Zuschauern in der Umbaupause Songs von Zucchero entgegenschallen? Sollte das etwa schon richtungsweisend für den heutigen Abend sein? Schleim und Schmalz im Übermaß? Bittersüße Romantik und zarte Weltverklärung? So langsam ahnt man, warum so wenig Jungs da sind.

Auf einmal ist die Bühne in blaues Licht gehüllt. „Love is in the Air“ klingt als Intro durch die Boxen, Virginia Jetzt! betreten die Bühne und eröffnen ihren Auftritt bei nun erstaunlich gutem Sound mit der aktuellen Single „Das ganz normale Leben“. Die Mädchen freuen sich bereits jetzt, was von der Band nach „Das Beste für alle“ auch kommentiert wird: „Wir hatten
schon Konzerte, da waren gar keine Jungs mehr da.“ Ach so ist das also...

Ganz so schmalzig wie befürchtet gerät der Abend dann doch nicht. Die Band hat live ordentlich Schmackes und weiß in puncto Entertainment alle Register zu ziehen. Da wird vor „Ein ganzer Sommer“ ein Fan auf die Bühne geholt, um dem Publikum die gemeinsame Choreographie zu erläutern. An Hits mangelt es der Band auch nicht. „Die Musik von hier nach dort“ oder „Der Himmel über Berlin“ erwärmen der Mädchen Herzen und auch über die Spieldauer braucht sich keiner zu beklagen. 14 Songs geben Virginia Jetzt! zum Besten, werden von den euphorischen Damen aber noch lange nicht von der Bühne gelassen. Also legen sie noch ein kleines Medley aus „Knowing Me, Knowing You“ und „Waterloo“ hin, gefolgt von dem schönen Song „Mein Sein“.

Mit einer Akustikversion von „Das ganz normale Leben“ geht das Konzert zu Ende. Die Damen finden sich schließlich damit ab, dass auch die schönsten Momente im Leben nicht ewig andauern können. Mann eilt nach Hause, verspürt Mann doch das Bedürfnis sich angesichts dieser sanften, aber doch leicht klebrigen Darbietung geschwind ein wenig abzubrausen. Vielleicht sollte man aber auch einfach eine Geschlechtsumwandlung in Erwägung ziehen.

Martin Baum06.11.2004

TRACKLIST

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