Konzertbericht

The Soundtrack Of Our Lives - Die Hitze, der Kaftan und der Schellenkranz

The Soundtrack Of Our Lives

Die Hitze, der Kaftan und der Schellenkranz

Mannheim - Alte Feuerwache
29.05.2005

Oh, welch Unheil verheißen heute die Rahmenbedingungen. Es ist ein Sonntag, in Mannheim feiert man an diesem Wochenende das Stadtfest, über der Stadt liegt schon Ende Mai eine brütende Hitze. Ob sich da wohl viele Menschen zu einem Konzertbesuch hinreißen lassen? Nein, so richtig voll wurde es nicht. In weiser Voraussicht hatte der Veranstalter daher die Alte Feuerwache in der Raumesmitte mit einem Vorhang geteilt. So tat sich die Heidelberger Vorband The Plot vor knapp 50 Gästen und den auf der Bühne herrschenden klimatischen Extrembedingungen auch spürbar schwer. Schwamm drüber.

The Soundtrack Of Our Lives locken dann doch noch mehr Zuschauer her und starten ihr Set mit „Believe I’ve Found“ vom aktuellen Album „Origin Vol. 1“. Beeindruckend mit welcher Begabung zur Selbstironie die Schweden auftreten. Sänger Ebbot Lundberg – ein kräftiger Zeitgenosse - trägt zu seinem schulterlangen Haar nebst Vollbart heute einen schwarzen Kaftan, tänzelt leicht irre auf der Bühne umher. Schlagzeuger Fredrik Sandsten wirft in schwarz-weiß gestreiftem Schiedsrichter-Dress leicht derangierte Blicke in den Raum. Überhaupt: ein klein bisschen wirkt das Treiben auf der Bühne wie ein Maskenball. Darüber vergisst der Zuschauer in den ersten Minuten doch glatt ein wenig die Musik.

Druckvoll, rockig – psychedelisch. The Soundtrack Of Our Lives wirken gut aufeinander eingespielt. „Heading For A Breakdown“ oder „Big Time“ vom aktuellen Album kommen ebenso gut an wie ältere Stücke. Bei all den mitreißenden Songs sind es an diesem Abend doch die Entertainment-Qualitäten Lundbergs und seiner Band, die diesen Abend alles andere als langweilig werden lassen. Da wedelt er in einer Sekunde mit dem Schellenkranz in der Luft, in der nächsten setzt er ihn sich auf den Kopf, wirft den Mikrofonständer herum. Da gibt Gitarrist Mattias Bärjed mit Augenzwinkern den Gitarren-Helikopter. Einzig Bassist Kalle Gustafsson Jerneholm ist gesundheitlich an diesem Abend nicht ganz auf der Höhe, hält aber tapfer durch bis zum Schluss. Ebbot führt indessen das Publikum förmlich durch das Konzert, pfeift vorzeitigen Applaus harsch zurück und erläutert in Pausen zwischen den Songs bisweilen den weiteren Ablauf.

Wohl organisiertes Entertainment und musikalisch solider Rock’n’Roll von einer Band, die sich – und das ist das Wunderbare – nicht allzu ernst nimmt. Als nach „Confrontation Camp“ und dem ruhigen „Song For The Others“ nach sechs Zugaben schließlich Schluss ist, sind all die schicken Kostüme durchgeschwitzt. Nur Lundbergs Kaftan sieht man keinen Tropfen Schweiß an. Drunter muss der aber geschwitzt haben. Man mag es sich nicht vorstellen.

Martin Baum05.06.2005

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