Konzertbericht

Nickelback

The long road Tour 2003

Hamburg - Colour Line Arena
15.12.2003

Vorsorglich wurde die komplette Bühne noch etwas mehr in den Mittelteil der Arena gezogen, wohlweislich denn von 12.000 möglichen Zuschauern fanden nur etwa 5.000 den Weg in die Colour Line Arena zu Hamburg. Vom Publikum her eine totale Mischung aus allen möglichen Kreisen des Rockbusiness. Der Vater mit seinem Sohn, das Bikerpärchen, Poppunks mit Nickelback T-Shirts, die sie gerade am Merchandising Stand gekauft hatten oder Kleinmetaller im Teenageralter mit Iron Maiden T-Shirts an, alle tummelten sich um die kanadische Formation NICKELBACK im hohen Norden Deutschlands zu sehen.

Doch bevor die Kanadier die Bühne betraten bekamen die Berliner“DEADLINE“ ihre Chance den 5.000 Hamburgern die Gehörgänge freizupusten. Was soll man von einem Milchbubi am Bass, einem musikalisch überzeugenden Gitarristen, einem durchschnittlichen Drummer und einem langweilenden Frontmann, „scheisse, mein Hirn“ (Ausruf an einer Stelle, wo er Text und Griffe des Songs vergass), halten? Chance genutzt einfach ´mal vor einer grossen Band wie NICKELBACK zu spielen? Leider nicht, bei allem Berlin/Deutschland/kleine Band mit freundlichen Songs-Bonus, ich war froh als die 45 Minuten dann vorbei waren. Zu keiner Zeit begeisterten mich die vier Berliner mit ihren musikalischen Qualitäten so, dass ich den Gang zur Toilette mit langsamem Bierholen bereut hätte. Allein die Tatsache, dass sie danach in Hamburgs coolster Kleinlocation der „Scandia Bar“ noch eine Akkustiksession hinlegten, befreit sie vom Totalabschuß. Ende, aus und das warten sollte sich gelohnt haben.

Denn nach einer kurzen Umbaupause rockten die Vorzeigekanadier NICKELBACK die Colour Line Arena. Sie spalten Rockfans in zwei grosse Lager. Das eine, Kontra-Nickelback eingestellt, denen die Band zu mainstreammässig, chartorientiert ist, eine Band mit dem gehassten Kuschelrockfaktor eben, das andere Lager, Pro-Nickelback eingestellt, sieht die Stimme Chad Kroegers und das hervorragende Album „The long road“ mit unglaublich klaren, rockenden, groovenden Songs als Beweis dafür, dass es sich lohnen sollte an diesem vorweihnachtlichen Montagabend dabei zu sein.
Schon beim ersten Song machte Chad Kroeger mit seinen drei Mannen, klar, dass die Kuschelrock“How you remind me“-Fangemeinde nicht auf ihre Kosten kam. Denn hier sollte in den folgenden 1,5h Rockmusik der harten Sorte gespielt werden. Das, unterstützt von Pyroshow-Elementen und Kanonenartigen Knallern unterstrichen die Richtung und Attitude hinter NICKELBACK 2003 auf ihrer „The long road Tour“ in Hamburg.Für das Album und ihre Hitsingle „Someday“ sind die Kanadier bereits Grammynominiert und als diese Single vorgestellt wurde, gab es eine Akkustikversion des Liedes. Zeit zum Verschnaufen, aber auch nur kurz, denn mit einer bunten Mischung aus allen drei bereits veröffentlichten Alben, mit einem leichten Schwerpunkt auf „The long road“ präsentierte sich die ganze Band in aktiver Touring-Laune, ohne gelangweilt oder pflichterfüllend zu wirken. Wo andere Bands ihren Vertrag nur halbherzig erfüllen, war bei NICKELBACK der offensive Powerstrike nach vorne angesagt. Die Bühne gliederte sich in drei Etagen, wovon die oberste vom Schlagzeuger besetzt war. Darunter dann die Möglichkeit für Bewegung zu sorgen, denn die anderen 3 hatten die Möglichkeit auf den beiden unteren Etagen hin und herzuwechseln. Die unterste und mittlere Etage waren mit zwei breiten Stufen verbunden und das alles im metalartigen Look. Mit der Zugabe „How you remind me“ verabschiedeten und zugleich empfahlen sich NICKELBACK und auch wenn es vergleichbar nicht unbedingt ausverkauft war, ich nahm einen guten Eindruck von der Livepräsenz mit nach Hause. So klingt guter, fetter Metalrock im Jahre 2003. Rock is back, Metal is home, NICKELBACK auf ihrer Tour durch Europa auf Station in Hamburg.

Nils Robin Kruska, 17.12.2003

TRACKLIST