Konzertbericht

Faun - Faun - Wo Magie zur Wirklichkeit wird!

Faun

Faun - Wo Magie zur Wirklichkeit wird!

Festung Mark - Magdeburg
14.03.2009

Ein ziemlich verregneter 14. März ist es gewesen und normalerweise hätte man wohl keinen Hund vor die Tür gejagt. Und doch strömten viele, viele Menschen in die Festung Mark in Magdeburg, denn die Mittelalter Folk-Band Faun hatte zum komplett ausverkauften Konzert geladen. Die Sitzmöglichkeiten in der Festung waren zwar eine Zumutung, da hätten viele sicher lieber zwei Stunden gestanden. Überhaupt ist die Idee, ein Faun-Konzert von Stühlen aus sehen zu müssen, nicht die beste. Dazu sind die Klänge viel zu lebhaft und mitreißend und schwankenden Köpfen kann man auf Stühlen einfach nicht sonderlich gut ausweichen. Da war die offizielle Pause ein wahrer Segen für das Hinterteil und die Knie. Doch optisch und klanglich bietet die Festung eine umwerfende Location, die den Musikern von Faun eine sehr würdige Rahmung gab.

Im Februar 2008 gaben Faun auf ihrer Homepage bekannt, dass Elisabeth Pawelke die Band zum März des Jahres verlassen werde, um sich ganz ihrem Gesangsstudium in Basel zu widmen. Gleichzeitig wurde Sandra Elflein als künftiges Mitglied angekündigt.

Faun besitzen nicht nur in der schwarzen Szene Anerkennung, sondern ernten durch ihre zauberhafte Mischung aus lockenden Rhythmen und bezauberndem Gesang auch darüber hinaus Anerkennung. Dem Münchner Ensemble gelingt es wie keiner anderen Gruppe, die zeitlose Magie mittelalterlicher Musik dem heutigen Publikum begreifbar zu machen. Die mittlerweile fünf Tonträger der Gruppe verkauften sich insgesamt über 80000 mal.

Neben bis zu dreistimmigen Gesangssätzen reicht das Instrumentarium der Faune von keltischen Harfen, schwedischer Nyckelharpa, Fiedel, Dudelsäcken, Cister, Davul, Waldzither, Flöten und Chalmeaux bis in die arabische Musik hinein mit Dombra, Rebab, Riq, Oud, Darabukka und Bendir.

Die hinreißenden Klänge von Songs wie „Sao Roma“ und „Von den Elben“ eröffnen das Unplugged Konzert. Unplugged? Nun nicht ganz. Denn die Musiker mussten feststellen, dass sie so ganz ohne technische Hilfe doch etwas zu leise sind. Da es dem Hörgenuss diente, soll das alles sehr recht sein.
Geschichtenerzähler und Sänger Oliver klärt in „Herrn Heinrich“ auf, dass der Umgang mit den Trollweibern ziemlich kostspielig sein kann und dass die Elben die schrecklichsten aller Geschöpfe sind, weil sie mit ihrer unglaublichen Schönheit die Menschen verblenden.

Es ist eine Freude, Olivers Geschichten zu lauschen, allein schon, weil er sie einfach so großartig formuliert, und dass er ein Freund des Genitivs ist, beweist er viele Male an diesem Abend.

Es folgen „Karuna“ und das „Sigurdlied und immer wieder hört und sieht man, dass Humor und Freude am Spielen eine sichtliche Hauptrolle bei Faun spielt. So hörte man die eine oder andere witzige Anekdote, die das Publikum bei Laune hielten.

In „Der wilde Wassermann“ erfährt man von der schönen Lilofee, die vom Wassermann in sein Reich entführt und lange Jahre dort festgehalten wird. Als sie wieder an die Oberfläche kommt, will sie die Kinder, die sie ihm geschenkt hat, mit sich nehmen. Doch als der Wassermann anbietet, die 7 (!) Kinder gleichmäßig aufzuteilen, kann sie es nicht ertragen und taucht wieder mit ihm hinab.
Wer es noch nicht wusste: bei den Cantigas de Santa Maria handelt es sich um 420 GEMA-freie Gedichte, die besonders bei Mittelalterbands beliebt sind, wobei nicht jede Band die Stücke mit soviel Herzblut interpretiert wie Faun. Stellt es eigentlich ein Problem für den Hörer dar, wenn er nicht versteht, was in spanischer oder lateinischer Sprache gesungen wird? Eher nicht. Ebenso wenig stört es aber auch die Sänger, wie Oliver amüsiert zugibt. Man muss nicht alle Texte übersetzen können, schließlich kommt es doch auf das Gesamtwerk an. Nach Rüdigers kunstvollem Basssolo bei „Da Que Deus“ folgt eine Pause mit variabler Länge... Es hilft eben niemandem, wenn die Band wieder einsetzt und das Publikum so laut klatscht, dass man weder auf noch vor der Bühne die Musik hört.
Unter dem Arbeitstitel „Sudoku des Mittelalters“ meisterten die Musiker ein äußerst kompliziertes Stück. Allen abwegigen Vergleichen zum Trotz boten sie sowohl das kasachische Volkslied „Erkenekon“ als auch „König von Thule“ dar. Ersteres verschaffte ihnen Aufmerksamkeit türkischer Extremisten, letzteres erregte Interesse einer NDP-Gruppe. Da das eine so abwegig ist wie das andere, machte Oli mit ein paar ironischen Worten reinen Tisch. „Tanz über die Brücke“ spielt mit der Symbolik des Todes und trotz des ernsten Themas handelt es sich um ein Kinderlied.
Und wer sich schon immer darüber gewundert hat, wie bei Dudelsäcken die Töne erzeugt werden: wenn es nach Oliver geht, sorgt die Katze in ihrem Inneren für die charakteristischen Klänge.

Nach weiteren großartigen Zugaben, wie „Tinta“, dessen erste Strophe Oli freundlicherweise für die Hörer übersetzt und den Saal damit zum Seufzen bringt, und „Rosmarin“, folgt mit „Fort“ so und so der würdige Abschluss des Konzerts.

Eigenen Angaben zufolge fanden sich Oliver, Fiona, Sandra, Rüdiger und Tontechniker Niel einem sehr „knuffigen“ Publikum gegenüber, das sich gleich mehrere Zugaben erklatschte und die freundlichen Folker einfach nicht gehen lassen wollte. Nicht nur deshalb sollte es ein Leichtes werden, die sympathischen Münchener wieder nach Magdeburg zu locken.

Conny König21.03.2009

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