Konzertbericht
Papa Roach
Madina Lake, Harmful
Die routinierte Eskaltation
Schlachthof - Wiesbaden
29.09.2009
Sechzehn Jahre Bandgeschichte, diverse Platin- und Goldauszeichnungen und unzählige Hits wie “Last Resort” oder “… To Be Loved “. Papa Roach haben einiges vorzuweisen. Doch nicht zuletzt die Liveshows machen die Kakerlaken zu etwas wirklich Besonderem. Also keine Frage, dass der Besuch in Wiesbaden von meiner nicht-vorhandenen Sekretärin ganz dick im Kalender markiert war. Nachdem der letzte Auftritt in Deutschland beim diesjährigen Rock am Ring Festival durch den beschissenen Sound doch eher schlecht als recht ausfiel, hatten die Jungs die Chance im Schlachthof zu Wiesbaden mein musikalisches Weltbild wieder gerade zu rücken.
Zeit genug für meine Lieblingsbeschäftigung - Leute gucken - blieb vor dem Konzert glücklicherweise auch, denn der Einlass verspätete sich um etwa eine halbe Stunde. Überraschung: Die anwesenden Konzergänger waren erstaunlich jung und wohl auch unerfahren - wieso sollte man sich sonst über moshende Leute und den ein oder anderen Bierspritzer aufregen?! Nun ja, die Mischung macht’s auch hier. Zwischen Emo-Kiddies, gealterten Nu-Metal Kiddies, Metallern, ganz “normalen” Leuten und Bierdosen fühlt man sich im Schlachthof doch sehr wohl und verkraftet dann auch gerne und in Vorfreude den leicht dissonanten Gesang super verstrahlter Eintracht Frankfurt Fans.
Endlich drin im Warmen ging es dann auch gleich los mit der ersten Band Harmful. Harmful legten auch gehörig los und bewiesen, dass Post-Grunge live einfach amtlich rockt. Nicht schlecht, nicht schlecht muss man einfach konstatieren, denn an den drei Frankfurtern hätte wohl auch jeder Chicago Undergroundrocker seinen Spaß gehabt!
Madina Lake, ihres Zeichens zweite Vorgruppe, lieferten eine eher gemischte Vorstellung ab. Musikalisch eher im Durchschnittlichen angesiedelt, machen sie alles wieder durch die Bühnenshow und handfesten Einsatz wett. Rummgespringe, Stagediving und Energie bis zum Abwinken - was will man live mehr?
Als die Techniker dann herausgefunden hatten welches Kabel noch an welcher Stelle fehlte, war es soweit. Papa “fucking” Roach (O-Ton Madina Lake) betraten die Bühne und eröffneten erwartungsgemäß mit “Change Or Die”. Was folgt, ist jedem, der die Jungs schon mal live gesehen hat, klar. Shacoby Shaddix geht ab wie ein Kolibri auf E, Bass und Gitarre sprühen vor Spielfreude und Neu-Drummer Tony Palermo wummert mächtig aus dem Hintergrund.
Die Kalifornier feuerten in der Folge alles ab, was man aktuell von Ihnen erwarten darf: Scars, Lifeline, Blood Brothers und zu guter letzt das obligatorische Last Resort. Kurz und bündig: Das geht ab!
Highlights waren aber andere Stücke. Dead Cell holte nicht nur Erinnerungen an die gute alte Zeit (früher war eh alles besser!) raus, sondern beeindruckte auch mit einem netten Blitzkrieg Bob Intro. Live überraschend fett klingend ist March Out Of The Darkness, denn hier kommt Jacoby Shaddix Stimme voll zur Geltung. Gleiches kann man über Harder Than a Coffin Nail sagen, das in einer schicken Version gespielt wurde und gleich doppelt so gut klang wie vor ein paar Jahren.
Bemerkenswert ist wie Papa Roach ihre Routine ausspielen ohne es nach Routine aussehen zu lassen. Shaddix tanzt wie wild über die Bühne, Horton spielt wie im Rausch und Esperance sieht einfach nur cool aus. Davon abgesehen war das Publikum auch diesmal außer Rand und Band, was der Band sichtlich gefiel. Oder auch in Shaddix Worten: “Umso mehr ihr abgeht, umso mehr gehen wir ab!”
Das nahm man sich dann wohl zu Herzen, denn beim folgenden Lied wurde ordentlich gesprungen und getanzt.
Nach etwas weniger als zwei Stunden Spielzeit, einer Wall of Death und Crowdsurfen im Accord, entließ man dann viele glückliche Gesichter in die kalte Wiesbadener Nacht. Wohl auch besser so, denn die Securities hätten auf noch mehr Surfer aus dem Crowd wohl keinen Bock gehabt. Als Fan der ersten Stunde wünscht man sich vielleicht noch mehr Lieder der ersten Alben (sagte ich schon, dass früher alles besser war?), aber trotzdem rocken Papa Roach live einfach 99% aller Bands in Grund und Boden. Viva la Cucaracha!
Felix Saran, 30.09.2009
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