Konzertbericht

Cursive - Schwere und laute Kunst

Cursive

Schwere und laute Kunst

Wiesbaden - Schlachthof
31.08.2006

Cursive hätten sich ja angeblich beinahe aufgelöst. Woran es wohl lag? Hatte Tim Kasher zu großes Gefallen an den ruhigeren Seiten des Lebens gefunden, die er mit seinem Nebenprojekt The Good Life vertonte? Lag es am Abgang von Cellistin Gretta Cohn? Was auch immer es gewesen, sein mag. Cursive sind quicklebendig und dieser Abend ist schon eine Art Beweis dafür.

Wer bislang noch der vorschnellen Auffassung anhing, das neue Album „Happy Hollow“ lasse die Cursive eigene Energie und Gewalt weitgehend vermissen, den holt die Band dann binnen Minuten wieder auf den harten, ja unbequemen Tatsachenboden zurück. „Big Bang“ macht seinem Namen alle Ehre. Cursive spielen laut und rau. Mal meint man, die Band wäre angespannt. Nein, angespannt sind sie nicht. Aber konzentriert. Fast wie comic relief wirkt es da, wenn zwischen den Songs die Bühnentür zur Linken rege auf und zu schlägt. Die unterstützenden Blas- und Streichmusikanten müssen sich je nach Bedarf natürlich neu sortieren. Whatever suits the song. Posaune, Saxophon, Trompete – und ja, auch eine neue Cellistin ist an Bord.

Das mag schöngeistig wirken, ist es aber nur manchmal. Denn der Lärm steht irgendwie im Vordergrund. „Some Red Handed Slight Of Hand“ dröhnt beinahe unerbittlich laut aus den Boxen und wenn Kasher sich bei der aktuellen Single „Dorothy At Forty“ wie ein Manischer kreischend an den Deckenstreben hochzieht, dann wird einem doch kurz mal mulmig, was im Schädel dieses Mannes alles so vorgehen mag.

Doch Versöhnlichkeit ist auch ein Motto: „The Recluse“ löst den Hörer – fast schon psychedelisch - sanft vom Boden und spätestens in dem Moment wird klar wie vielseitig Kasher & Kollegen sind. Beim abschließenden und ausgiebigen „Art Is Hard“-Jam wird der Abend dann endgültig episch breit. Ein Hauch von Katharsis mag man auf der Heimfahrt jedenfalls spüren.

Martin Baum17.10.2006

TRACKLIST

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