Konzertbericht

Smoke Blow - Dancing With The Dead

Smoke Blow

Bubonix

Dancing With The Dead

Kiel, Pumpe
29.03.2008

Ein Konzert in der Heimatstadt ist immer etwas besonderes. Smoke Blow starten ihre Tour in Form einer Record-Releaseparty fürs neue Album "Colossus" in Kiel und verkaufen dabei prompt die Pumpe aus. Das Publikum ist wider Erwarten ziemlich heterogen: Zwischen den üblichen volltätowierten Muskelshirtträgern finden sich auch Punks, Rockabillys, Turbojugendliche, attraktive Frauen und Metaller aus mehreren Jahrzehnten. Unbegründet ist das sicher nicht, schließlich sind Smoke Blow in Sachen Rockmusik momentan Kiels erfolgreichster Export-Artikel, was sich mit "Colossus" eher noch ausbauen lassen wird.

Bei Punkkonzerten ist die Bühnendeko ja so ziemlich das unwichtigste um gewisse Stimmungen zu erzeugen. An diesem Abend war sie allerdings durchaus erwähnenswert, sie bestand nämlich aus dem real existierenden, riesigen Ghettoblaster-Roboter vom "Colossus"-Cover, der in seiner Opulenz ein ausgezeichnetes Gegengewicht zum Testosteron-Rock auf der Bühne darstellte.

Den Anfang machten allerdings die altbekannten Bubonix aus Limburg, deren energiegeladene, bilinguale Punkshow allerdings überraschend wenige Leute vor die Bühne locken konnte. Sänger Thorsten und Sängerin/Gitarristin Sarah drückten vom Start weg aufs Gaspedal, sangen, kreischten, brüllten als ob es um ihr Leben ginge. Bubonix entpuppten sich als idealer Support für Smoke Blow und konnten sicherlich einige neue Fans dazugewinnen.

Nach einem kurzen Umbau wurde zunächst Bassist Greif auf die Bühne geschoben - der Gute musste den kompletten Auftritt im Rollstuhl bestreiten aufgrund eines lädierten Beines. Zum Dank für das Durchhaltevermögen sollte er später zwischen Konzert und Zugabe einfach auf der Bühne stehengelassen werden (die Zeit wurde routiniert mit "Bruder Jakob" auf dem Viersaiter überbrückt).
Schon nach dem "Colossus"-Intro gab es sowohl auf als auch vor der Bühne kein Halten mehr, Jack Letten und MC Straßenköter untermauerten mal wieder eindrucksvoll ihren Status als größte Rampensäue Norddeutschlands. Hauptaugenmerk lag natürlich auf den neuen Songs, die sich fließend in den großen Rock-n-Roll-Zirkus von Smoke Blow einfügen konnten. Gerade "Criminal", "Junkie Killer" und das großartige "Zombie Auf'm Klapprad" wurden frenetisch abgefeiert, wobei Letten sich bei letzterem ungewohnt kleinlaut beim Publikum vergewisserte, ob das mit den deutschen Texten auch in Ordnung gehe. Ja, geht es. Selbst das ruhige "Swamp Creature", die Ehrerbietung an The Cure, wurde durchweg positiv aufgenommen. Für die richtig großen Adrenalin-Ausbrüche und eindrucksvolle Darbietungen in Sachen Textsicherheit sorgten aber natürlich die alten Gassenhauer wie "777 Bloodrock", "Dancing With The Dead" oder "Unbroken".
Zur Zugabe bekam der schwitzende Mob nette Coverversionen zu hören, eine Hommage an die "Schlachtrufe BRD"-Sampler, Billy Idols "Rebel Yell" oder das bemühte "Little China Girl" von David Bowie. Bei diesem Konzert funktinierte einfach alles.

Da stellt sich doch manch kühnem Unterhemdenträger die Frage, ob die ruhmreichen Turbonegro nach einem schwachen Album, unmotivierten Auftritten und dem Ausstieg zweier Bandmitglieder vor der Wachablöse stehen. Baseballcap ist the new Denim-Kutte? Wer weiß das schon. Wenn Smoke Blow allerdings so weiter machen, könnte die Tour zum neuen Album durchaus einem Triumphzug gleichkommen. Zu gönnen wäre es den sechs hübschen Kerlen allemal.

Benedikt Ernst30.03.2008

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