Interview
Julien-K
Von der Leichtigkeit des Kofferpackens oder wie aus Leidenschaft ein neues musikalisches Kunstwerk entsteht
In den Staaten haben sie sich bereits einen Namen gemacht, sei es durch ihre Zusammenarbeit mit Linkin Park Frontmann Chester Bennington bei Dead By Sunrise oder ihrer ehemalige Band Orgy. Jetzt wollen sie auch den Sprung über den großen Teich schaffen. Die Rede ist hier von den Elektrorockern Julien-K. Nach ausgedehnten Touren durch Europa und harten Wochen im Tonstudio haben Julien-K alias Ryan Shuck, Amir Derakh, Anthony Valcic und Elias Rodriguez im Januar diesen Jahres ihr zweites Studioalbum „We’re Here With You“ veröffentlicht. Imm letzten Sommer konnte die Band auf dem M’era Luna ihr Können einem großen deutschen Publikum vorstellen und wurden dabei frenetisch umjubelt.
Bizarre Radio hat sich daher Sänger Ryan und Gitarrist Amir kurzerhand nach dem Release des aktuellen Albums „We’re Here With You“ geschnappt und ihnen ein wenig auf den Zahn gefühlt.
Bizarre Radio: Zuerst einmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, um Bizarre Radio ein wenig Rede und Antwort zu stehen. Ihr habt ja im Januar euer zweites Studioalbum „We’re Here With You” veröffentlicht. Erzählt mir doch zu Beginn einfach mal ein wenig darüber.
Ryan Shuck: Es ist ganz klar eines der besten Album von 2012. Wir haben da einen großartigen Job gemacht und viele Bands werden sicherlich versuchen unsere Leistung zu kopieren. Wir haben uns eben einfach selbst übertroffen und damit auch viele unserer Konkurrenten. Wir haben einen neunen Soundpfad beschritten und dadurch haben sich auch unsere Melodien und besonders unser Songwriting unheimlich weiter entwickelt. Ich finde ja, dass mein Gesang der bisher Beste von allen Alben ist. Amir hat auch die Gitarre so cool eingebracht, dass sie fast so gut wie die von den legendären The Clash und U2 Sachen klingt. Ebenso sind die elektronischen Samples und Programmierungen einfach nur cool geworden. Es klingt alles nicht so gezwungen sondern vielmehr anspruchsvoll – irgendwie wie damals bei Kraftwerk, jedenfalls wenn man sich die auf Alkohol und Drogen vorstellt. Aber bis die anderen Künstler es schaffen uns zu kopieren, werden wir das Rad schon um einiges weiter vorangedreht haben.
Bizarre Radio: Was hat euch denn beim Songwriting-Prozess so alles inspiriert?
Ryan Schuck: Da gab so einen unglaublich schrecklichen, lebensverändernden Umbruch durch die Auflösung einer Firma, die wir gemeinsam aufgebaut hatten. Wir haben dadurch einige echt nahe stehende Freunde verloren. Aber dabei ist uns klar geworden, dass keiner uns jemals eine richtige Chance geben oder an uns glauben wird. Also müssen wir jede Chance beim Schopfe packen und einfach an uns selbst glauben und besonders durch die Hilfe unserer vielen Fans. Wir haben uns damals dafür entschieden nicht das Spiegelbild voll von negativen Dingen um uns herum musikalisch abzubilden. Wir haben uns daher auch dazu entschieden ein möglichst positiv klingendes Album aufzunehmen – sowohl beim Text, als auch beim Sound. Weißt du, niemand in diesem Business ist es wirklich wichtig was durch solche Dinge ausgelöst werden kann. Nur wir Künstler haben da noch die Möglichkeit das zu ändern.
Bizarre Radio: Das klingt ja alles sehr düster und erdrückend für mich. Was ist denn nun die Aussage hinter eurem Album “We’re Here With You”?
Ryan Shuck: Wie ich schon sagte, wir wollten nicht die ganzen schlechten Meldungen der letzten Monate abbilden. Wir wollten stattdessen unseren Fans mitteilen, dass wir bei ihnen sind, so wie es der Albumtitel ja auch verrät. Mit unserer Musik wollten wir ausdrücken, dass wir an alle denken und an die tolle Zeit, die wir mit anderen hatten. Wir wollten etwas Modernes, Unabhängiges, eben ein Aufbruchsstimmung ausdrückendes Werk erschaffen. Unser Album soll eine Art Soundtrack für die Welt sein, wie wir sie während aller unserer Reisen gesehen haben. Wir lieben was wir machen und wir denken, dass es so viele fantastische Plätze auf dieser Welt gibt. Und genau dafür hat uns noch etwas zusätzliches gefehlt – die richtige Musik. Also haben wir sie einfach gemacht.
Bizarre Radio: Wie würdet ihr also diesen musikalischen Stil benennen?
Ryan Shuck: Post-Punk Indie-tronic Rock. Wie wäre es damit?
Bizarre Radio: Das klingt doch mal sehr spannend wie ich finde. Bisher ward ihr ja hier in Europa bei Tiefdruck Musik unter Vertrag. Vor dem Release von “We’re Here With You” habt ihr aber dann zusammen mit Daniel Heerdmann das Plattenlabel Julien-K INC gegründet. Wie kam es denn dazu?
Ryan Shuck: Nun ja, wie ich schon sagte, niemand in diesem Business schert es welche Musik man macht. Man muss sich selbst drum kümmern. Und wir konnten einfach kein Plattenlabel finden, dass sich entsprechend um unsere Musik kümmern würde. Also haben wir uns dazu entschieden das ganze eben selbst zu machen.
Bizarre Radio: Wo, wann und mit wem habt ihr “We’re Here With You” eigentlich produziert?
Ryan Schuck: Wir haben das Album zwischen 2010 und 2011 selbst aufgenommen in unseren Studios in Long Beach in Californien.
Bizarre Radio: Gibt oder gab es irgendwelche Musiker mit denen ihr gerne einmal zusammenarbeiten würdet?
Amir Derakh: Jede Menge. Zum Glück gibt es da ja immer eine ganze Menge inspirierender Künstler zu entdecken, mit denen man arbeiten möchte. Sicherlich noch viele die ich bisher nicht getroffen habe, aber ganz sicher noch werde.
Bizarre Radio: Welches ist denn euer Libelingssong auf „We’re Here WIth You“?
Amir Derakh: “Breakfast In Berlin”, da es am einfachsten war den Song fertig zu produzieren und jetzt noch soviel Spaß macht ihn live zu spielen. Ich denke der Song beschreibt am besten unsere Stimmung aus 2011.
Bizarre Radio: Ihr ward vor Kurzem ja in Deutschland um euer neues Album zu promoten. Wie war denn da das Feedback dazu? Seid ihr mit mancher Rückmeldung einfach auch mal total überrascht worden?
Ryan Shuck: Das M’era Luna im letzten Jahr war wohl der beste Indikator um zu sehen, was Deutschland und Europa so von uns halten. Es war einfach fantastisch dort zu spielen. Die Menge hat richtig gut mitgemacht. Wir freuen uns jetzt darauf mehr solcher Festivals zu spielen, um neue Fans zu gewinnen. Und auch unsere letzte Tour war klasse. Jetzt wo die Platte veröffentlicht ist scheinen die deutschen Fans unsere Texte richtig gut zu beherrschen – manchmal besser wie ich. Und das, obwohl wir ja in Englisch singen.
Bizarre Radio: Trotz dem ganzen Stress bei Julien-K seid ihr ja auch noch aktive bandmitglieder bei Dead By Sunrise, wo ihr zusammen mit Chester Bennington von Linkin Park spielt. Was würdet ihr sagen welches Bandprojekt euch da mehr am Herzen liegt?
Ryan Shuck: Die Frage ist hart. Das ist ja als ob man sich zwischen zwei eigenen Kindern entscheiden muss. Ich denke, dass beide Projekte uns sehr am Herzen liegen, da sie eine besondere Rolle in unsere Entwicklung als Künstler spielen. Wir haben auch ein fühlbares Verlangen danach unsere Musik durch diverse Experimentiermöglichkeiten weiterzuentwickeln. Für uns ist es einfach unglaublich solch einen Erfolg mit Dead By Sunrise und Orgy zu haben, dass wir genug Energie über haben mit Julien-K weiterzumachen.
Bizarre Radio: Jetzt wo wir uns ja schon eine Menge über eure Musik unterhalten haben, wird es mal Zeit, dass euch die deutschen Fans auch persönlich mal etwas näher kennen lernen. Wie seid ihr dazu gekommen als Musiker zu arbeiten? Habt ihr davor mal etwas anderes gemacht?
Ryan Shuck: Ich war schon immer ein Künstler. Als ich damals mit der Musik angefangen habe, habe ich mich direkt in diese Tätigkeit verliebt. Zuerst wollte ich nur lernen wie man Instrumente spielt. Und bevor ich mit der Musik so richtig Geld verdienen konnte, war ich Hairstylist. Ich habe mich da um das Design bei Orgy gekümmert. Bei Dead By Sunrise und Julien-K bin ich heute auch noch oft für’s Haardesign zuständig. Zudem hat mir mal eine Bekleidungsfirma gehört. Aktuell besitzen Amir uns ich sogar noch 4 Restaurants in LA. Aber bei allem ist Musik dabei.
Bizarre Radio: welche 3 Punkte kommen dir in den Sinn, wenn du an Deutschland zurückdenkst?
Ryan Shuck: Deutschland ist unsere Heimat innerhalb Europas. Dann wären da noch Rammstein, die echt gute Freunde von uns geworden sind und natürlich Daniel Heerdmann.
Bizarre Radio: Jetzt stell dir mal vor, du könntest einen Tag lang unsichtbar sein. Was würdets Du dann am liebsten mal anstellen?
Ryan Shuck: Vermutlich würde ich so einen kriminellen Kram machen. Mal ehrlich, warum sonst sollte man das Verlangen haben mal nicht sichtbar zu sein. Wäre für mich jetzt nicht unbedingt notwendig. Als Frontmann einer Band ist man doch auch eher davon besessen im Rampenlicht zu stehen, meinst du nicht?
Bizarre Radio: Da hast Du irgendwie Recht. Was sind denn stattdessen deine liebsten Freizeitaktivitäten? Was machst Du gerne um vom Stress im Studio oder auf Tour abzuschalten?
Ryan Shuck: Ich mache kaum etwas so gern wie das Arbeiten. Ehrlich gesagt ist das Auftreten eines der wenigen Dinge im Leben die ich wirklich mag, außer vielleicht Sex zu haben. Ich trinke manchmal aus purer Langeweile. Alle meine Freunde sind ja auch solche die ich durch die Arbeit kennen gelernt habe. Ich mag zwar das Songschreiben und Aufnehmen nicht so gerne, aber ich arbeite derzeit an einigen Techniken, die mir das Ganze leichter machen sollen. Also hat das Schreiben an neuen Sachen auch mal mehr Spaß gemacht. Nichts desto trotz ist das immer so langweilig, dass ich nebenher Wein trinken muss. Ich kann wirklich ohne eine Art von Entschuldigung oder einen Drink nicht so recht entspannen. Ich liebe es zu lesen, aber es ist schwer für mich dabei genug abzuschalten. Wenn ich dann aber mal angefangen habe lese ich 3, 4 oder 5 Bücher in echt kurzer Zeit.
Bizarre Radio: Das klingt doch irgendwie ganz normal, findest Du nicht? Was sind denn dann deine schlechtesten Eigenschaften?
Ryan Shuck: Oh je, ich habe so viele schlechte Angewohnheiten. Ich trinke zu viel, fluche zu viel, ich gebe zu viel an, schlafe zu viel, streite mich zu viel mit anderen, ich denke zu viel nach, ich nehme einfach zu viel an ohne es tatsächlich zu wissen, ich lerne nicht genug, arbeite nicht hart genug, gebe zu viel Geld aus und esse zu viel. Außerdem bin ich impulsiv, egoistisch, rechthaberisch, aufdringlich, und reibe mich gerne mit anderen. Reicht dir das aus?
Bizarre Radio: Klingt fast so, als wären wir verwandt (grinse). Es gibt da übrigens so ein kleines Spielchen, das ich gerne bei Interviews mache. Ich nenne Dir jetzt mal ein paar Begriffe und du sagst mir einfach, was dir gerade dazu einfällt. Das erste wäre dann Los Angeles.
Ryan Shuck: Heimat, perfektes Wetter, Freunde und jede Menge Arbeit.
Bizarre Radio: Sex, Drugs & Rock’n’Roll.
Ryan Shuck: Gerne doch.
Bizarre Radio: M’era Luna Festival.
Ryan Shuck: Fantastische Show im letzten Jahr. War eine tolle Möglichkeit für uns und ich hoffe wir können da bald wieder spielen.
Bizarre Radio: Soziale Netzwerke.
Ryan Shuck: Gehören heute irgendwie zum Geschäft dazu. Man muss sich damit echt auskennen heutzutage. Leute die das für doof halten sind es selbst.
Bizarre Radio: Dann lass und doch mal wieder ein wenig mehr zurück zu eurer Musik kommen. Wie sehen denn die Pläne für dieses Jahr aus? Wann werdet ihr hier in Deutschland wieder live zu sehen sein?
Amir Derakh: Wir arbeiten gerade daran im Herbst wieder nach Europa zurück zu kommen. Und vielleicht klappt es im Sommer ja auch schon.
Bizarre Radio: Wo wir doch gerade das Thema „Touren“ anschneiden. Welche persönlichen Gegenstände dürfen keinesfalls in eurem Reisegepäck fehlen?
Amir Derakh: Viele dieser elektronischen Spielzeuge, wie z.B. der iPod, die iPads und der Mac Computer. Ich höre ja immer Musik wenn ich unterwegs bin oder schreibe neue Songs. Dann wäre da noch meine Canon G11 Kamera. Ich dokumentiere immer alle unsere Abenteuer für eine spätere Auswertung. Ryan und ich sind übrigens davon besessen unser Gepäck so leicht und so handlich wie möglich zu machen. Ich glaube das ist fast spannender wie das, was wir dann einpacken. (lacht)
Bizarre Radio: Das musst Du mir nachher unbedingt verraten, wie das geht. Leider müssen wir jetzt zum Schluss unseres Interviews kommen. Ihr habt nochmal die Möglichkeit ein paar liebe Worte an eure deutschen Fans zu richten.
Amir Derakh: Wir lieben euch und danken euch dafür, dass ihr unser Anker in Europa seid. Wir lieben es für euch zu spielen und mit unseren deutschen Freunden abzufeiern – egal ob altbekannte oder neue!!!
Kitty N., 04.04.2012
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