Interview

Sunrise Avenue - Nichts als die Wahrheit

Sunrise Avenue

Nichts als die Wahrheit

Bereits zum zweiten Mal touren die 4 Finnen von Sunrise Avenue in diesem Jahr durch die deutschen Lande. Viele nutzten diese Chance erneut, um Sänger und Frauenschwarm Samu Haber, Drummer Sami Osala, Keyboarder Jukka Backlund, Bassist Raul Ruutu sowie den Bandneuling und Gitarristen Riku Rajamaa live zu erleben. Kurz vor der Show in der Magdeburger Factory hatte Bizarre Radio die Möglichkeit mit Frontmann Samu ein paar Worte zu wechseln.

Bizarre Radio: Auch wenn heute alles etwas chaotisch verlief, möchte ich mich vorab schon mal bei Dir bedanken, dass Du Dir die Zeit nimmst Bizarre Radio schnell ein paar Fragen zu beantworten.

Samu: Ja, nichts zu danken. Das mache ich doch gerne.

BR: Vor einem guten Jahr ward ihr in Deutschland noch absolut unbekannt. Die meisten Leute kannten zwar euren Hit „Fairytale gone bad“, aber hatten keine Ahnung wer den eigentlich singt. Das hat sich aber absolut geändert. Heute schreien alle schon wenn sie nur euren Namen hören. Erzähl mir doch bitte einfach mal, was so im letzten Jahr alles passiert ist und wie ihr euch so bei der Entwicklung fühlt.

Samu: Nun ja, wir haben ja im Sommer des letzten Jahres unser Album „On the Way to Wonderland“ veröffentlicht. Und dann ging alles los. Wir sind mit unserem Album dann nach Finnland, Schweden, Deutschland, Österreich und die Schweiz und dann kam irgendwie noch der Rest von Europa dazu. Wir haben eben überall ganz extrem viel Promotionsarbeit gemacht und ganz viele Shows gespielt. Hier in Deutschland haben wir Tokio Hotel supported, dann noch Wilson, Gotthard in der Schweiz.
Ich glaube heute spielen wir dann die 152. Show, was aber wirklich sehr schön ist. Weißt Du, so mit 2 Gitarren, 2 Gesangsstimmen und der ganzen daran hängenden Produktionsmaschinerie auf Tour zu gehen und eine Live-Show auf die Beine zu stellen ist schon genial. Das ist für uns eigentlich der Grund schlechthin als Band zu existieren.
Ach ja, ich habe übrigens jetzt meinen 97. Flug gehabt, wo ich von Finnland nach Stockholm geflogen bin. Wie Du siehst reisen wir sehr viel. Aber immer schön einen Schritt nach dem anderen. Am Anfang lief es ja nicht so gut. Unser Album kam zu beginn nur auf Platz 72 in Deutschland, glaube ich jedenfalls. Ich meine, dass ist für das erste Album okay, weil ja niemand die Band kannte. Und im Grunde geht es ja immer so. Da kommt ein Hit raus, den man später vielleicht mit den dazu passenden Gesichtern verbindet und erst später verbindet man damit auch einen Bandnamen. Als Newcomer muss man eben überall Geduld haben. Aber wir sind jetzt ordentlich herumgekommen, haben eine Menge Höhen und Tiefen hinter uns bringen müssen, wie z.B. die Veränderungen in der Band.
Na ja, ich denke im Moment läuft es mit der Band eigentlich sehr gut. Jetzt spielen wir erst mal unsere Tour, die erst am 01.12.2007 in Finnland endet. Und dann sind da immer noch einige weitere Shows bis zum Jahreswechsel auf dem Terminplan. Danach werden wir uns auch an das neue Album setzen. Ist ja auch wirklich Zeit dafür.

BR: Also eifert ihr jetzt den finnischen Rockern von HIM nach, die nach Europa nun die ganze Welt erobern wollen.

Samu: Na ja, sicherlich…irgendwie schon. Wer will den bitte nicht nach Amerika und Asien. Aber wir kommen derzeit noch sehr gut in Europa voran und es ist ja auch ein wirklich großer Kontinent mit über 350 Millionen Menschen. Und dann kommt da ja auch noch Russland. Aber lass uns das mal langsam angehen. Wenn es die Möglichkeit gibt in den Staaten eine Single zu veröffentlichen, dann wieso auch nicht. Aber ich fühle mich in Europa noch wie zu Hause. Wollen wir doch mal schauen wie es mit dem Erfolg hier so in der Zukunft weiter geht.

BR: Mittlerweile kennt ja eigentlich jeder die Story über das Entstehen von Sunrise Avenue und eure Odyssee bis zum ersten Plattenvertrag. Mich würde jetzt aber mal interessieren wie ihr zu dem Namen Sunrise Avenue gekommen seid.

Samu: Nun ja, ich spielte in einer Band, also eigentlich waren wir nur zwei Kerle, mit dem Namen Sunrise. Ich glaube die habe ich gegründet wo ich 16 war. 1998 bin ich nach Spanien gezogen und 2002 wieder zurück. Und da hatte es dann schon 11 weitere Bands in Skandinavien die den Namen Sunrise benutzt haben. Und da habe ich begonnen mir einige Gedanken über neue Namen zu machen, aber ich wollte Sunrise dann doch beibehalten. Immerhin hat mich der Name so viele Jahre begleitet. In der Band gab es da auch dauernd Wechsel bei den Musikern und dann 2004, da waren auch schon Janne und Raul Bandmitglieder, als Sami, unser Drummer, dazu kam. Und dann hat sich das mit dem Bandnamen so ergeben. Nach dem wir die Finanzen ja in den Griff bekommen hatten, sind wir auf unseren Produzenten Jukka gestoßen und haben unser Album produziert.

BR: Du hast ja eben auch schon die ganzen Veränderungen bei Sunrise Avenue angesprochen. In der Presse und im Internet ist darüber in den letzten Wochen auch eine Menge geredet und spekuliert worden. Die ganzen Informationen sind ziemlich verwirrend.

Samu: Das ist es tatsächlich.

BR: Und da ich neugierig bin, würde mich interessieren, warum Janne die Band wirklich verlassen hat bzw. verlassen musste.

Samu: Das ist eine wirklich beschissene Sache. Janne ist einer der besten Menschen auf diesem Planeten. Aber da sind irgendwelche Sachen an und in ihm, die nicht in eine Band wie Sunrise Avenue passen. Es war für uns alle ein wirklich anstrengendes Frühjahr und auch der Sommer hatte es in sich. Und natürlich besonders für mich. Ich stehe immer im Vordergrund, egal ob es um was Schönes oder um was Schlechtes geht. Und bereits im März hatten wir uns des Öfteren wirklich übel gestritten. Im Grunde ging es schon bei der Produktion unseres ersten Albums los. Janne hat mir damals erzählt, so am vierten oder fünften Tag der Produktion, dass er Jukka mal ordentlich in den Arsch tritt, weil er ihn so nervt. Vielleicht mochte Janne aber auch die Aufgabenverteilung innerhalb der Band nicht wirklich, bei der ich der Sprecher der Band und Jukka der uneingeschränkte Produzent unserer Musik ist.
Ich muss eingestehen, dass Jukka wirklich extrem talentiert ist und ich ihn daher unheimlich respektiere. Ich bin einfach nur froh, dass wir ihn haben. Und Janne hat mir eben mehrfach gesagt, dass er diese Zusammensetzung so einfach nicht ab kann. Ich denke er wollte einfach eine gewichtigere Rolle innerhalb der Band haben. Aber ganz ehrlich, er hat niemals einen Song geschrieben. Und man kann sich nicht einfach etwas herausnehmen, nur weil man es so will. Wenn die Plattenfirma eben nur mich zu einem Foto-Shooting schickt, dann ist das so. Das gleiche bei einem Interview.
Irgendwie hat das alles es schwer gemacht weitere Songs zu schreiben. Ich habe natürlich weiter Songs geschrieben, die wir dann auch geprobt haben. Aber ihm hat das dann nie so zugesagt, was es wirklich schwer gemacht hat. Und ich habe es wirklich versucht und mit allen viel gesprochen, z.B. mit den Jungs hier, der Plattenfirma und versucht mir Hilfe und Rat zu holen. Und dann musste passieren was passiert ist. Die Tour hätte sonst nicht stattfinden können. Ich habe alle nach Helsinki eingeladen – die Band, die Crew, das Management und wir hatten da ein Meeting. Ich habe ihnen dann offenbart, dass ich nicht mehr kann. Ich musste jeden Abend eine Schlaftablette und eine Flasche Rotwein haben um runter zukommen und überhaupt schlafen zu können. Ich habe mich dabei so schlecht gefühlt und selbst gesagt, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich habe sogar vorgeschlagen, dass sie andere Bandmitglieder zu den Interviews schicken sollen, weil ich das alles nicht mehr aushalten konnte. Und einer wollte da eben unbedingt mehr vom Kuchen abhaben.
Aber ich meine, was soll das. Wir spielen eben in einer coolen Rockband und ich weiß auch nicht was man besseres hätte machen können. Ich habe dann alle angehauen, sogar unsere Tontechniker und gefragt, ob ich mich zu sehr in den Mittelpunkt stelle. Aber irgendwie hatte das so wie es war eine gewisse Balance, auch auf der Bühne. Aber egal, ich habe dann die Jungs im finalen Meeting, was es eigentlich gar nicht sein sollte, denn ich wollte wieder alles in Ordnung bringen, daraufhin gefragt wie es weiter gehen soll. Meiner Meinung nach ist weder Janne, noch ich oder einer der anderen Jungs ein wirklich guter Gitarrist bzw. professioneller Musiker, okay, mal abgesehen von Jukka und Sami. Aber wir anderen waren immer nur die Jungs von nebenan.
Ich weiß auch nicht, aber dann ist das Meeting total aus der Bahn geraten und alles lief extrem schlecht. Ich glaube das was Janne wirklich enttäuscht hat war, dass wir alle so eng mit Jukka befreundet waren. Vielleicht war er auch ein wenig eifersüchtig. Und dann ging es auch schon weiter zum Flughafen, da wir zu weiteren Promotionsterminen mussten und Jukka war eben mit dabei. Ich hab dann mit jedem einzelnen Bandmitglied geredet und die standen eben alle geschlossen hinter mir. Aber es war das härteste, was ich jemals in meinem Leben entschieden habe. Und ich bin wirklich traurig, dass es so laufen musste. Aber Janne muss endlich erwachsen werden und soll keine Scheiße über mich schreiben. Sicherlich kann ich ihn auch verstehen, da er sicherlich super sauer und frustriert sein muss und sich vielleicht auch schämt für das wie es gelaufen ist.
Aber ich sitze jetzt hier und mache weiter. Ich habe auch allen gesagt, dass wenn sich nichts ändert ich meine Sachen packe und mit einer Solokarriere weiter mache. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich denke jeder hat das recht darauf wenigstens einmal im Jahr ordentlich schlafen zu können.

BR: Das wäre tatsächlich nicht das Schlechteste.

Samu: Aber es ist mir wichtig zu sagen, dass niemand irgendwas Falsches gemacht hat. Es hat auch keiner an der ganzen Situation dran Schuld. Es sollte einfach nicht sein. So ist eben das Leben. Man kann heute heiraten und wird dann nach 3 Jahren wieder geschieden. Aber so ist das Leben und es wird weiter gehen.

BR: Das ist wohl wahr. Kommen wir doch jetzt mal wieder zu etwas weniger dramatischen Themen. Was war das lustigste oder verrückteste was ihr jemals gemacht habt?

Samu: Oh...keine Ahnung (grinst). Du willst von mir bestimmt jetzt so was hören, wie das wir Fernsehgeräte aus Hotelzimmern geschmissen haben oder so und Partys mit 50 Prostituierten geschmissen haben (lacht).

BR: Nicht unbedingt, es sei denn ihr habt es wirklich gemacht (grinse ebenfalls).

Samu: Wir machen eigentlich nie was Verrücktes. Die Story von Sunrise Avenue ist doch schon cool genug. Ich meine, ein Freund hat sein Haus verkauft damit wir ins Studio gehen konnten, um später 102 Mal bei Plattenfirmen vorstellig zu werden und dann erst einen Plattenvertrag zu bekommen. Das ist doch schon verrückt genug. Sicherlich haben wir alle mal was Verrücktes gemacht, aber nichts was cool genug wäre, um es hier zu erzählen.

BR: Dann seid ihr also die braven Jungs von Nebenan.

Samu: Das will ich doch schwer hoffen. Aber für uns macht es genug Spaß auf der Bühne zu stehen und zu performen. Aber wir brauchen keine Kokain-Partys um uns gut zu fühlen. Uns reicht es wenn das Licht angeht und die Musik beginnt.

BR: Wir müssen ja so langsam leider zum Ende unseres Gespräches kommen. Ich habe hier ein paar Stichwörter rausgesucht. Es wäre klasse, wenn Du mir einfach mal das nennst, was Dir so spontan dazu einfällt. Das erste wäre Deutschland.

Samu: Es ist mein zweites zu Hause, der Platz wo wir gerne rocken und wo eine Menge schreiender Leute auf uns warten. Das ist phantastisch.

BR: Groupies.

Samu: Groupies. (grinst) Ähm, haste da mal ein Lexikon für mich?

BR: Öh, nein (grinse mit). Und was wäre Dir lieber? Schlagsahne oder Schokosauce?

Samu: Beides zusammen wäre nicht schlecht.

BR: Ohrwurm.

Samu: Ohrwurm, mh. Es sollte einfach nur simpel sein.

BR: Hast Du gerade einen?

Samu: (summt das Klavierstück „Pour Elise“)

BR: Oh Klassik, wie cool ist das denn.

Samu: Ja, das ist es nicht wahr?

BR: Finnland.

Samu: Das ist zu Hause. Es hat zwar gute und schlechte Seiten, aber es ist zu Hause und es tut immer wieder gut dahin zurück zu kommen.

BR: Bizarre Radio.

Samu: Bizarre Radio?

BR: Ja, genau.

Samu: Hört sich wirklich gut an. Ich finde es gut, dass hier nicht nur auf ein Format wert gelegt wird. Es gibt wenigstens noch Persönlichkeit dabei. Irgendwas Spezielles, Bizarres. Es klingt ja auch schon bizarre. (lacht)

BR: Okay, dann möchte ich mich ganz herzlich bei Dir bedanken, dass Du Dir die Zeit genommen hast um uns einige Fragen zu beantworten. Möchtest Du deinen Fans da draußen noch irgendetwas mitteilen?

Samu: Bleibt einfach so wir ihr seid. Ihr seid einfach wundervoll und es macht Spaß in eurem Land zu spielen. (Anm. d. Red.: Samu hat damit auf Deutschland angespielt.) Wir werden bestimmt noch ganz oft hier sein und für euch spielen, sofern ihr das auch wollt. Und vergesst nicht bei allem mit zu voten wo wir dabei sind. Ohne euch wären wir nicht da wo wir jetzt sind.

BR: Und Du hast deinen Fans nichts in Deutsch mitzuteilen? (grinse) (Anm. d. Red.: Samu spricht sehr gut Deutsch.)

Samu: Oh man, da muss ich jetzt überlegen.

BR: Kein Problem.

Samu: (Das jetzt folgende ist alles von Samu auf Deutsch gesprochen) Ich müsste denken… Wir kommen zurück. Mit meinem Opa und meiner Mutti.

BR: Cool. Vielen Dank und ganz viel Spaß bei der Show heute Abend.

Kitty N.22.10.2007

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