Interview

Kettcar - "War, ist, bleibt, immer Musik"

Kettcar

"War, ist, bleibt, immer Musik"

Diese Sache mit der Vorfreude… Was ist das nur, was Kettcar so einzigartig macht? Warum freuen sich Menschen auf ein neues Album der fünf Hamburger mehr als über die Meisterschaft ihres Lieblings-Clubs? Mit „Du und wieviel von Deinen Freunden“ gelang Kettcar etwas, was viele Menschen gerne als „ihren eigenen Soundtrack“, nicht selten dabei ein paar Zitate fallen lassend, bezeichnen. Vergebens suchte man, so erst nach Liebenlernens jener Platte bemerkt, vorher nach dieser Musik, mit der sich Du und Ich und Alle ein Stück weit identifizieren können (warum, konnte keiner genau erklären) und die trotzdem Ihr eigenes Gesicht hatte, alles schon immer jenseits von plattitüdem Konsum-Gut. Ein halbes Jahr später kam Tomte’s „Hinter All Diesen Fenstern“, und geboren war das neue Zentrum bestehender und kommender Manifeste ehrlicher deutschsprachiger Musik.
2005: Die Fans warten auf neue Parolen, auf neue Hymnen wie „Landungsbrücken raus“, „Ausgetrunken“ oder „Im Taxi weinen“, alle anderen sind gespannt wie 5000 Volt auf das, womit Kettcar mindestens Ihre Position festigen oder sogar weitergehen. Zuviel verlangt, zuviel gedacht? Das Ergebnis von drei Jahren Touren, reflektieren, Abstand gewinnen, nah dran sein, und Leben heißt „Von Spatzen und Tauben, Dächern Und Händen“. Und was darf man sich freuen!

Auch auf neue Shows. Im Clubbereich des Zakks in Düsseldorf herrscht geschäftiges Treiben um uns herum, zwischendurch immer wieder Aufbaulärm und Soundcheck, es ist noch früh. Reimer Bustorff, Bassist, und Erik Langer, Gitarrist, holen sich und uns noch ein Malzbier. Der Veranstalter kommt vorbei, schüttelt nett die Hände und verschwindet, als er feststellt, dass das Interview schon läuft. Die Atmosphäre ist entspannt.

BR: Euer neues Album steht endlich in den Startlöchern. Was unterscheidet die heutigen Kettcar mit denen des Debüt-Albums, sowohl musikalisch als auch privat?

Reimer: Ziemlich viel, also zumindest mein Leben hat sich total auf den Kopf gestellt. Thees, Marcus und ich haben das Label gegründet, dadurch wurde studieren dann immer schwieriger, ich bin nur noch eingeschrieben!

Erik: Ich bin ganz raus!

Reimer: Werd ich dann wohl auch bald sein… Beim Album hat sich aber auch einiges geändert. Zum einen, dass wir hierfür vielmehr als Band zusammengearbeitet haben, was einfach daran liegt, dass wir uns jetzt besser kennen, länger zusammen Musik machen und alle sich vielmehr einbringen können als noch beim ersten Album, wo die ersten Songs ja schon fertig waren als Kettcar so noch gar nicht existierte. Nach der Auflösung von ...But Alive haben wir ja ein Jahr lang gar nix gemacht, außer weiter Songs geschrieben und Musik gemacht. Dann wurde die Band gegründet und die ersten Songs mit da rein getragen. Diesmal war das ganz anders: Wir sind neun Tage aufs Land gefahren, haben eine Vorproduktion gemacht und dort den ganzen Tag nichts anderes als Musik gemacht, vom Aufstehen bis ins Bett gehen. Das war wahnsinnig produktiv und hat viel Spaß gemacht, so ein Zusammen-Arbeiten.

Erik: Und zwar wirklich zusammen. Das war für uns alle wirklich ein Super-Erlebnis, festzustellen, dass wir wirklich zusammen als Band hervorragend Musik machen können und nicht nur jeder in seinem stillen Kämmerlein, wie das ja auch schon mal vorkommt sonst.

BR: Sind die Songs erst kurz davor und dort entstanden oder ist es vielmehr zusammengetragenes Material aus den letzten Jahren?

Reimer: Also wir sind schon mit Ideen und Fragmenten los und haben dort dann alles zusammengesetzt und den Feinschliff gemacht. Der Großteil ist wirklich erst kurz vorm Album entstanden – auch weil wir ganz einfach ein zeitliches Problem hatten (lacht)! Und Marcus und ich waren und sind auch sehr im Label eingespannt, da hast Du nach 12 Stunden Labelarbeit auch mal keinen Bock dich auf die Bettkante zu hocken und mit der Gitarre was zu machen.

Erik: Und andere Lieder spielen wir schon seit 1 ½ Jahren live –

Reimer (zu Erik): Was dann die Sachen sind die Du mit reingebracht hast, so wie „Nacht“ zum Beispiel! Das war auch total wichtig, dass Erik uns da mit rausgerissen hatte.

BR: War es hilfreich oder eher eine Last, dass Ihr Euch den Releasetermin lange Zeit vorher gesetzt hattet?

Reimer: Wir brauchten den Druck. Im letzten Sommer habe ich mir da auch wirkliche Sorgen gemacht, ob wir das schaffen und diesen Termin halten können. Du musst halt ein Studio rechtzeitig buchen, das will geplant sein, da entsteht dann natürlich ein Druck. Aber wir haben es dann ja doch hingekriegt, und es war auch ganz förderlich, dass man sich aufgerafft hat und ran musste.

Erik: Der Druck ist ja nicht auf der Platte gelandet. Das wäre natürlich bitter gewesen, aber so schlimm war es dann Gott sei Dank auch nicht!

BR: Brauchtet Ihr die Pause nach „Du und Wieviel von Deinen Freunden“ und den Touren?

Reimer: Ich brauchte schon ein bisschen Abstand, Du warst da aber ziemlich schnell, immer so „Öh, wir müssen wieder proben!“

Erik: Ja, ich hab dann wirklich viel gemacht in dieser Phase, wo Reimer und Marcus für diesen Film Lieder gemacht haben, Marcus Vater geworden ist, Teile der Band sich eben anderen Projekten gewidmet haben – wenn man ein Baby jetzt ein Projekt nennen darf! (allgemeine Erheiterung…)

BR: Hansen (Band-Projekt für einen Film zusammen mit Jürgen Vogel u.a.) war letzten Montag auf der Berlinale zu sehen. Dadurch hattet ihr (Reimer und Marcus) doch sicher noch zusätzlichen Stress, vor allem während der Aufnahmen zum neuen Album.

Reimer: Ja, da war schon manchmal Stress und der ist auch immer noch da, weil es für uns natürlich noch völlig neu ist, mit diesen Filmleuten zusammen zu arbeiten, die sich super mit Filmen auskennen aber keine Ahnung von Musik haben. Aber umgekehrt ist es ja genauso, wir kennen uns ja mit dem Filmmetier nicht aus. Das sind natürlich auch wahnsinnige Erfahrungen, das ist ganz spannend alles und sicherlich entsteht da manchmal auch Stress, aber ich glaub das ist viel positiver Stress, weil es einfach auch Spaß macht.

BR: Wie wichtig waren und sind Euch Meinungen zu den neuen Sachen von Leuten außerhalb der Band, Freunde wie Thees Uhlmann?

Reimer: Sehr wichtig natürlich, das ist die erste Instanz wo es durch muss. Klar ist mir wichtig, was meine Freunde und meine Freundin dazu sagen, und ich wäre natürlich enttäuscht wenn sie das scheiße fänden, aber war zum Glück ja nicht so!

BR: Wie entstehen Marcus’ Texte, wie schreibt er seine Lieder?

Reimer: Er hat so ein kleines Buch, und dann läuft er durch die Gegend und schreibt da manchmal was rein! Und aus so Sätzen baut er halt dann seine Texte zusammen.

BR: Also wird gesammelt und dann zusammengesetzt. Entstehen auch Songs bewusst zu konkreten Themen, wo einer oder gar alle etwas zu sagen wollen?

Erik: Doch klar, das auch. Manchmal gibt’s halt auch zeitgeschichtliche Begebenheiten wie z.B. bei „Deiche“, wo es diese Hartz 4 – Demos gab und Marcus das Bedürfnis hatte, dass musikalisch und textlich umzusetzen.

BR: Schreibt Ihr die Musik um die Texte oder umgekehrt?

Reimer: Meistens umgekehrt, manchmal auch mehr oder weniger parallel. Aber eigentlich ist immer erst die Musik da. Wir wissen auch eigentlich immer sehr schnell, worum es geht. Ich kenne Marcus jetzt ja schon ewig lang, ich glaube ihn zu verstehen als Menschen, und wir haben auch alle eine ziemlich gleiche Denkweise in der Band, das macht es dann einfach.

Erik: Marcus hält seine Texte auch nicht vor uns weg oder so was. Es wird oft diskutiert und er kommt auch und fragt, was wir davon halten, wir fragen dann was er meint manchmal, er erklärt und dann heißt es „Achso“ (lacht)! Die ganze Band kommuniziert sehr stark auch über die Texte.

BR: Vieles auf Eurem neuen Album erinnert stark an Euer Debüt, vor allem textlich ist das manchmal ganz nah dran. War das bewusste Absicht oder entwickelte sich das unbewusst so?

Reimer: Das ist einfach unser Style, möchte ich sagen! So sind wir einfach, und wir machen auch nur die Musik, die wir selber auch hören wollen, textlich ist das genauso. Es ist auch schwierig, denn uns war klar dass wir kein Album aufnehmen was etwas ganz anderes würde. Wir fühlen uns ja wohl in dem was wir machen, so entsteht ein Album dann einfach.

Erik: Textlich ist es aber schon diverser geworden, von der Herangehensweise und den Formaten her. In „Tränengas im High-End-Leben“ bezieht Marcus sich ja sogar ganz konkret auf das alte Album mit der Zeile „Vom Balkon und irgendwelchen Brücken…“, da wird schon reflektiert. Aber Selbstplagiat oder so was ginge echt zu weit.

BR: Neue Songs wie „Nacht“ oder „48 Stunden“ spielt ihr ja schon lange live. Ist ein Feedback da sehr hilfreich?

Reimer: Klar, an „Nacht“ z.B. ist seitdem auch noch einiges verändert worden. Das hilft schon, Songs früh auf die Bühne zu bringen und man ist gespannt, wie das ankommt. Darum ist diese Tour gerade auch total spannend: Wir spielen ca. 50 % neue Songs, und dann zu sehen wie die Leute darauf reagieren – und man sieht wer downloadet und wer nicht, wer da schon mitsingen kann! Na gut, das macht ja keiner böswillig, ich werfe den Leuten jetzt nicht groß was vor. Aber wir haben auf diese Platte wirklich lange hingearbeitet, der 07.03. ist für uns wie Warten auf Weihnachten, und so was macht diese Spannung und Überraschung dann ein bisschen kaputt, was sehr schade ist.

Erik: Aber wir haben trotzdem die Hoffnung, dass Kettcar-Hörer sich die Sachen zwar runterladen weil sie es nicht abwarten können, sich die Platte dann aber doch kaufen weil sie wissen, dass da nicht so viele Arschlöcher in dieser Kette dazwischen stehen, die das Geld absahnen, sondern das das wirklich an uns geht und wir das auch brauchen um das Label weiter zu erhalten…

Reimer (lacht): Der Olli! Wir müssen doch irgendwie die neue Olli Schulz-Platte produzieren, der geht doch jetzt ins Studio!

Erik: … bei irgendwelchen Klingelton-Hits von DJ was weiß ich ist es völlig berechtigt, sich das runterzuladen, da ist halt kein Wert dahinter.

BR: Ist "Nacht" bewusst der letzte Song der Platte, weil er ein Gefühl derart offen ausdrückt, wie das vorher bei Kettcar noch nicht passiert ist? Dominieren manche Thematiken über anderen?

Erik: „Nacht“ ist ja das einzige richtige Liebeslied auf dem Album, in „Balu“ z.B. geht es vielmehr um Bewunderung und dergleichen.

Reimer: Es ist das erste positive Liebeslied, was Kettcar, beziehungsweise in dem Falle Marcus, gemacht haben, weil es ja auch wahnsinnig schwer ist, ein nicht peinliches, positives Liebeslied zu machen. Ja und der Schluss dieses Songs macht das ganze Album sehr rund.

Erik: Außerdem finden wir es ganz schön, dass das Album mit einem politischen Lied anfängt und mit einem Liebeslied aufhört. Dazwischen ist auch unser Leben irgendwie aufgehoben.

Reimer: Wir haben ehrlich gesagt lange daran rumgebastelt, wir hatten jeden Liednamen auf einem Schnipsel und die wurden immer wieder so herumgeschoben. Ich hab zu Hause immer so per Zufallsgenerator gehört, um herauszufinden, was gut aufeinander passt. Und das war uns absolut wichtig, dass man das Album in einem Rutsch durchhören kann, da haben wir uns schon Gedanken gemacht.

Erik: Wir sind schließlich keine Single-Band, wir sind eine Album-Band.

BR: Ist Euch diese distanzlose Nähe mancher Fans Euch gegenüber, Eure Musik zu Ihrer Lebens- ja Befindlichkeitsbeschreibung zu nehmen, zuviel?

Erik: Wir sind gar nicht so distanzlos. Wenn Leute nervig sind und uns zu nahe kommen, hauen wir denen eine rein und hauen ab (lacht)! Wir begegnen Ihnen einfach entsprechend. Wenn Leute nett sind und was zu sagen haben, dann merken wir auch dass die gut sind und sind dann auch gut!

BR: Aber es darf Euch ja eigentlich nicht nerven, wenn Eure Hörer sich viel aus Euren Songs rausziehen, zitieren und sich in Eurer Musik stark wieder finden, weil Ihr es ja schon genau darauf anlegt.

Reimer: Das ist schwierig. Natürlich legen wir es drauf an, und das sind auch die Texte die wir hören wollen. Ich finde die Texte anderer Bands, in denen ich mich wieder finden kann, auch am bedeutendsten für mich. Aber es ist eine Gratwanderung, denn nichts liegt uns doch ferner, als irgendwem einen Lebensweg aufzeigen wollen! Aber das passiert mitunter, damit ist nicht immer leicht umzugehen – wenn man z.B. Mails bekommt wo es heißt „Ihr habt mein Leben verändert“ oder „Wir sind seelenverwandt“…Ändern können wir das gleichzeitig auch nicht, außer solchen Menschen zu sagen „Steiger Dich da bidde nich zu sehr rein!“ Mit „Stockhausen, Bill Gates und Ich“ haben wir nun auch einen Song auf der Platte, der das Ganze so ein bisschen aufbricht und zeigt, dass wir uns auch selber echt gar nicht so ernst nehmen. Man sollte halt nicht alles überbewerten was Kettcar machen, das ist nicht alles so bedeutungsschwanger immer!

BR: In dem Song habt ihr ja auch eine Art Kinderchor platziert…

Reimer(lacht): Na das ist ja auch nicht ganz ironiefrei, lauter 7-12jährige die „Dreckstück“ singen! Unser Produzent, der Swen Meyer, kam auf die Idee, weil er die Gesangsmelodie so kindlich fand, dass man da wirklich Kinder zu singen lassen könnte. Also haben wir uns Kinder aus unserem Bekanntenkreis eingeladen, Apfelsaft und Kekse hingestellt und die haben dann da rum geschrien! Das war dann so reizend, dass wir es auch auf der Platte lassen wollten.

Erik: Und das war so ein witziges Durcheinander, vielleicht stellen wir die Aufnahmen mal online!

BR: Wie bewusst war denn abgesehen davon diese noch auffälligere Hinwendung zum Pop?

Reimer: Musik entsteht bei uns glaube ich gar nicht so bewusst dass wir die Dinge jetzt in bestimmte Richtungen lenken müssten. Aber wir hören selber jeder ganz viel Musik, die beeinflusst uns natürlich. Wenn ich jetzt die letzten 2 ½ Jahre nur Ben Folds rauf und runter gehört habe, dann hab ich es natürlich viel einfacher, zu Hause mal was mit dem Klavier zu machen als hätte ich nur Metallica gehört, dann hätten wir wahrscheinlich noch viel mehr laute Gitarren auf der Platte.

Erik: Das erste Album stand zum Beispiel viel mehr noch unter diesem Emo-Einfluss, wir haben viel Jimmy Eat World gehört u.a. . Und jetzt ist es halt mehr Pop – wir haben aber nicht die Charts rauf und runtergehört oder so was! Popmusik ist für uns eine wirklich anspruchsvolle Form der Musik, weil es diese Gratwanderung kurz vorm Abgrund der Peinlichkeit bedeuten kann und uns auch deshalb sehr reizt.

Reimer: Aber wir haben Kettcar ja von Anfang an als Popmusik bezeichnet.

BR: In Eurer Promo heißt es: „Kettcar werden in der Regel nicht mit anderen Bands verglichen.“

Reimer(amüsiert): Der Uhlmann wieder! Ach, das würde ich auch wieder nicht so überbewerten. Wir haben von Anfang an mitgekriegt, das wir so ein „Alleinstellungs-Merkmal“ haben, dass es den Leuten immer schwer fiel, uns mit irgendwas zu vergleichen. Die Dummen haben dann gesagt, das klingt wie Pur für Taubstumme, viele andere nannten es „Hamburger Schule“, das war halt immer ein Problem. Und es ist toll zu merken, dass Du so für Dich da stehst und dein Ding machst!

BR: Apropos Hamburger Schule: Dirk von Lowtzow von Tocotronic hat neulich gesagt: „Es geht überhaupt nicht darum, irgendwas zu verstehen. Nie eigentlich, sobald es in den Bereich Lyrik oder Poesie geht. (…) Unsere Texte kann man ganz unmittelbar erfühlen und begreifen. Ich verstehe auch nicht alles. …“ Worum geht es Euch?

Reimer: Wie ich das eben schon sagte: Für uns ist es wirklich wichtig, dass die Leute sich wieder erkennen können. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass es einfach sein muss. Wir versuchen schon, verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu bieten, und so sollte es auch sein.

BR: Wo wir grad beim Thema Interpretationen sind: Kommt bei Eurem Video zu „48 Stunden“ „Vergänglichkeit“ der Sache am nächsten?

Reimer: Ja, das stimmt so. Aber ich kann da auch nicht so viel zu sagen, ich hab da nur so mitgewirkt.

Erik: Das war schon so ein Oberbegriff. Der Text erzählt die Geschichte und das sind eben Bilder, die Vergänglichkeit und Zeit widerspiegeln sollten.

BR: Das Lied ist ja auch relativ konkret.

Erik: Ja, eben. Genau deswegen wollten wir auch keine Bildergeschichte dazu haben.

BR: Marcus hat damals bei Eurem ersten Album gesagt, dass Ihr bei „Top of the Pops“ auftreten würdet, weil ihr diese Verweigerungshaltung nicht habt. Jetzt könntet Ihr da ankommen, gestern wart ihr bei Sarah Kuttner...

Beide unterbrechen: Was??? Nein! Niemals.

Reimer: Ich würde nie bei „Top Of The Pops“ auftreten, im Leben nicht! Das hat der doch nicht gesagt... da kann er dann sonst alleine hingehen! Ich mach da nicht mit!

Erik: Gut, wir sind sicherlich nicht so krasse Verweigerer wie es andere Bands gibt, aber wir machen noch lange nicht alles, und was wir machen ist wohl überlegt. Gestern das ging noch klar, aber es gibt so viele Formate wo wir uns nie für hergeben würden.

BR: Z.B. Stefan Raab’s Songcontest?

Reimer: Würden wir auch nie! Was war das denn bitte für eine Arschproleten-Veranstaltung vor dem Herrn? Diese Außen-Moderatoren waren alle total besoffen!

Erik: ...das ist einfach unter jedem Niveau. Wir würden uns da auch nie hinstellen und für unser Bundesland spielen und uns auch noch abfeiern lassen wie Juli z.B. für Hessen. Ob jetzt dieser Lokalpatriotismus oder Nationalpatriotismus, ätzend!

Reimer: Bei Sarah Kuttner haben wir auch lange überlegt, aber da es nur ums Spielen gehen sollte haben wir das gemacht. Ich zumindest hätte mich nicht auf die Couch gesetzt! Aber das wäre ja auch wahnsinnig anstrengend, die überschlägt sich ja beim Brabbeln! Aber sie und Ihr Team waren schon wirklich sehr freundlich alle und haben sich bemüht, keine Arschlöcher.

Erik: Und so hatten wir uns das auch vorgestellt beim Abwägen. Außerdem ist sie ja die einzige Moderatorin, die sich aussuchen kann, wen sie einlädt, was auch meistens ne ganz gute Wahl ist.

BR: Was für eine Rolle spielt Hamburg bei Euch? Würdet ihr anders klingen, würdet ihr z.B. in München wohnen?

Reimer: Wissen wir nicht, wobei ich ja eh der einzige gebürtige Hamburger hier bin! Für mich ist die Stadt einfach wichtig, weil dort mein ganzer Freundeskreis lebt, da fühl ich mich zuhause. Aber wenn die jetzt alle in München wohnen würden, würde ich mich da genauso wohl fühlen wahrscheinlich!

Erik: Und trotzdem würden wir uns eben nicht hinstellen und auf irgendeiner Ebene was für Hamburg zu machen, außer vielleicht Fußball spielen!

BR: Aus Musikerkreisen gibt’s ja auch nicht ausschließlich Lob für Euch. Auf Oma Hans’ „Gummiwände“ habt ihr mit der B-Seite zu „48 Stunden“ musikalisch reagiert. Wie reagiert Ihr sonst auf solche Vorwürfe?

Reimer: Gar nicht eigentlich. Auch da haben wir lange überlegt, uns dann aber die Freiheit genommen, das so hiphop-mäßig aufzuziehen. Muss man aber auch wieder mit einem Augenzwinkern sehen! Naja, als ich dieses Lied zum ersten Mal hörte dachte ich auch „Was ist denn jetzt los?“

Erik: Das war eigentlich nie wirklich ein Problem für uns. Marcus war halt schon etwas konsterniert, weil er schon eine freundschaftliche Beziehung zum Jensen (Jens Rachut, Oma Hans-Sänger, d. Verf.) hatte. Er entschied dann, so darauf zu reagieren.

Reimer: Aber sonst gibt’s das nicht, oder? Oder sind wir sonst noch wo gedisst worden?

Erik: Natürlich sagen manchmal Bands, dass sie das, was wir machen, scheiße finden. Manchmal finden wir das sogar ganz schön! Also wenn zum Beispiel der Ted Geier von den Goldenen Zitronen sagt, wir machen "Kumpelrock mit Kirmeselementen", dann greifen wir das gerne auf. Oder "Pur für Alkoholiker", über solche Sätze freuen wir uns und können auch gut mit solcher Kritik umgehen.

Reimer: Wir wollen ja auch gar nicht Everybody's Darling sein.


Danke und raus. In das Licht.




Kathrin Grannemann &

Fabian Soethof05.03.2005

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