Interview

Danko Jones

40 000 people can´t be wrong

„Können sie mir sagen wie diese Pflanze heisst?“-„Wo steht der Hortensiendünger?“-„Welchen Rasenmäher können sie mir empfehlen?“-„Ich will diesen Topf billiger, der ist ja ganz zerkrazt.“ - Es ist Donnerstag, Donnerstagnachmittag, um genau zu sein. Ich stehe kurz vor meinem HURRICANE 04 Urlaub, oder vielleicht soll ich besser sagen vor meinem langen HURRICANE Wochenende.Eine ganze Garnison rüstiger, zum Teil aber auch schwächelnder Rentner haben sich unangekündigt im Minutentakt zu mir durchgekämpft. Mit einer Gelassenheit, die mich selbst verwundet beantworte ich alle Anliegen, Pflanzen, Dünger und Rasenmäher betreffend. Das HURRICANE 04 sollte eins meiner bestgebuchtesten Interviewfestivals werden. Stehen mir im BAUHAUS noch Baumarkt Gartencenter Kunden vor der Nase, so ist es zwei Tage später DANKO JONES dem ich die Fragen stelle und der mir antwortet und in denen es nicht im Entferntesten um Gartenprobleme geht. … Szenenwechsel. …
Ich bin mit meinem BAD TASTE-Medienvertreter im Hinterbühnenbereich des HURRICANES 04 auf dem direkten Weg in den Hochsicherheitstrakt des Festivals. Der Backstage dort gliedert sich im Grunde genommmen in zwei Großbereiche, dem VIP-Bereich, in dem sich Presse und VIP´s tummeln. In diesem Part stehen zwei grosse Zelte, eins mit mehr arbeitstechnischer Zielsetzung. Soll heissen Laptops, Auflademöglichkeit für Kameras und Aufnahmegeräte und Sofas für Interviews stehen bereit.
Der zweite Bereich umfasst den Party- und Feierbereich. Alles wird vorbildlich betreut von der FKPScorpio Crew um Matthias Pätzold.
Es ist Sonntag und DANKO JONES haben ihre Show bereits hinter sich. Der Small Talk mit dem schwedischen BAD TASTE Vertreter untermalt den Gang in die Hochsicherheitszone des Festivals, in die man nur mit einem gesonderten „Traveller-Paß“ gelangt. Hier sind die Backstageräume aller Bands und auf einer großen Edelsofalandschaft findet unser Interview mit einem sichtlich erschöpften aber trotzdem entspanntem DANKO JONES statt, der kurz vorher noch 40 000 seiner engsten Freunde gerockt hat.

Wie sieht es aus mit Zukunftsplänen und einem neuen Album ?

„Der Release von „We sweat blood“ ist noch nicht einmal ein Jahr her, von daher beginnen wir mit dem Songwriting erst in diesem Sommer. Geplant ist allerdings eine Live-DVD.“

Hört man dich singen, steht die Frage im Raum, nach dem Durchhalten deiner Stimme. Wie hältst du das eine ganze Tour durch?

„Ich habe eine kontinuierliche Angst meine Stimme zu verlieren. Deshalb frage ich Sänger in meiner Radioshow danach. Ich habe mit Dave von Monster Magnet darüber gesprochen um auch selber davon zu profitieren. Alles präsentiere ich in meiner eigenen Radioshow in Stockholm/Schweden. Da gibt es halt keine Schule für „Rock-Singen“. Die einzige Möglichkeit zu überleben ist selber auszuprobieren, wie weit du gehen kannst und sobald du einen Fehler machst, bist du weg vom Fenster und Auftritte müssen gecancelt werden.
Ich habe dauernd Angst davor. Wir gehen nicht für 2 Wochen auf Tour, wir sind 2 Monate unterwegs on the road. Das ist eine große Belastung für mich und ist nicht vergleichbar mit Bands, die Mal so für ein oder zwei Wochen am Stück unterwegs Urlaub machen, aber es ist möglich meine Stimme derartig zu fordern.“

Höre ich dir zu, dann lese ich zwischen den Zeilen, dass du durchs touren den Begriff „zu Hause“ oder „Heimat“ anders definierst. Stimmst du mir da zu?

„Ja, grundlegend stimme ich dir zu. Wenn wir nach Toronto kommen kenne ich viele Stadteile nicht mehr wieder und Leute sagen, dass das nicht mehr meine Heimat sei. Die Stadt entwickelt sich von alleine weiter, ohne das du daran teilnehmen kannst. Den Begriff „Heimat“ definiere ich jetzt als „auf Tour sein“, dass ist jetzt meine wahre Heimat.
Die Leute in meiner Band sind so etwas wie ein Familie, aber auch in einer Familie wird gestritten und es läuft nicht alles immer 100%tig harmonisch.“

Vergleicht man deine Lyrics mit denen anderer Bands, wie zum Beispiel THE INTERNATIONAL NOISE CONSPIRANCY, fällt der unpolitische Background deiner Lyrics auf. Worum geht es dir bei deinen Texten?

„Wenn du etwas sagen willst, dann sag es. Man sollte sich der Tatsache jedoch bewusst sein, dass Musik auch Spaß sein und machen sollte. Setzt man die Hauptaussage in politische Texte, okj, nur sei dir sicher, das mein Arsch rockt, das ist alles nachdem ich frage, ernsthaft. Ich bin auch nicht der Typ, der sich eine neue CD vorknüpft und Zeile um Zeile zu lesen. Ich stecke sie in den CD Player und höre sie mir an. Nehmt euch selbst nicht zu ernst, das ist nur Rock´n´roll.“

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

„Wir beenden unsere Festivaltour Ende August 2004 mit zwei Festivals, Leeds und Reading, in den UK. Dazwischen ist noch ein bisschen Zeit im August für eine Woche, in der ich mit „Spoken word“-Auftritten, in denen ich nur rede, den Platz ausfülle. Dann im September hoffen wir auf Shows in den Staaten. Ein neues Projekt ist auch meine eigene Radiosendung namens“The magical world of rock with Danko Jones“, die auch in Deutschland/Bochum gesendet wird. Wir senden die Show in verschiedenen Ländern auf diesem Planeten. Original jedoch senden und produzieren wir in Stockholm, 95.3FM. Jeden Mittwoch von 4pm bis 5pm. Die letzten Shows kann man dann weltweit anhören, auf www.themagicalworldofrock.com
Dann folgen auf meiner Spoken word Tour Australien und Japan. Checkt „We sweat blood“ auf Bad taste aus.“

Danko Jones also als Musiker, Radiomann und Entertainer im Spoken Word Bereich. Hört sich nach einem Full Time Job an, der viel Energie verbraucht. Energie, die zu schöpfen und zu behalten es gibt. Zu viele sind bei solchen Manövern ausgebrannt, bei Mr.Jones, der mit wesentlich heiserer Stimme seine Worte ausdrückt, als noch vor 2 Monaten in der Hamburger Fabrik, scheint es zu klappen, hoffentlich noch lange, denn nach einer Plattenveröffentlichung ist auch immer vor einer Platten-veröffentlichung. Es gibt noch viele Hände, die zu schütteln es gilt, viele Ohren die zu rocken es gilt und viele Wörter, die zu verstehen es gilt. Danko Jones verbreitet sich auf der Welt und gewinnt neue Fans, in der gleichen Sekunde, wie er Fans alter Tage erfreut mit Härte, punktierter Aggression und mutigen Kommentaren.

Das Danko Jones Line-Up des Jahres 2004:

Danko Jones-guitar/vocals
JC-bass
Damon Richardson-drums

nrk