Interview
Clawfinger
Clawfinger - Interview
Clawfinger
sind zurück...
.....und lassen es endlich wieder krachen!
Am 30.09.01 spielten sie im Kölner Prime Club, und die Menge der 18-35 Jährigen tobte.
Die Schweden lockten hauptsächlich mit alten Hits von „Biggest the Best“ bis „Do what I say“ aus der Reserve. Aus dem
neuen Album waren nur wenige Tracks verträten, doch gerade deswegen ist die erste Headliner –Tour seid 1998 ein großer
Erfolg gewesen, da die alten Fans voll auf ihre Kosten kamen.
Im November und Dezember heizten sie im Vorprogramm von Rammstein das europäische Publikum an und gaben
zwischendurch in einigen Städten wie am 1.12.01 in Bochum Ihre eigene Show zum Besten.
Wieso seid ihr plötzlich von der Bildflächen verschwunden?
Bard: Nach dem Tourende 1998 haben wir uns entschlossen an einem neuen Album zu arbeiten. Zu der Zeit waren wir
bei einem Label in Schweden, doch Warner Brothers hat uns keine Erlaubnis gegeben. Sie sind sogar soweit gegangen
und haben uns rausgeschmissen. Somit haben wir unseren Record- und Publishingdeal verloren. Kurz darauf verließ
uns unser Manager, wegen einem Job in England. Da standen wir nun und überlegten wie es jetzt weiter gehen soll;
sollen wir aufhören oder weiter Musik machen. Die Entscheidung fiel natürlich darauf ein brillantes Album zu machen.
Wir versuchten das Beste aus uns rauszuholen in der Situation und arbeiteten hart. Wir kauften uns kurzerhand ein
Studioequipment und gaben zwei Jahre unser bestes. Es hat sich aber als durchaus schwierig erwiesen an neuen Songs zu
feilen und gleichzeitig den Umgang mit dem Equipment zu erlernen. Das war wirklich härter als wir uns das damals vorgestellt
haben. Nach zwei Jahren waren wir endlich mit den neuen Songs fertig, hatten aber keinen Produzenten. Wir haben ein Jahr
mit Jack, der auch mit Rammstein zusammen war, zusammengearbeitet. Dann kamen wieder Probleme mit der
Recordcompany, es war ein richtiges hin und her und hat fast vier Jahre gedauert, aber es ist überstanden. Jetzt sind wir
genauso wie Rammstein bei dem Label GUN und bisher läuft es gut. Mit den Jungs waren wir letztens auch auf Tour.
Euer neues Album klingt rhythmischer und die Rapparts wirken nicht mehr absolut dominierend wie früher.
Bard: Wir haben in der Entstehungsphase sehr viel Drum`n Base gehört, das macht sich bemerkbar. Wir versuchen
andere Musikrichtungen mit der eigenen zu vermischen, natürlich nur dann, wenn es zum bisherigen Clawfingerstyle
passt. Als Band versucht man kreativ zu sein und neues auszuprobieren.
Glaubt ihr denn, ihr könnt mit der neuen Platte an die Erfolge von früher anknöpfen, schließlich gehen viele dieser, in eurem
Fall „quasi“ Comebacks schief, und wollt ihr den Ruhm überhaupt noch?
Zak: Es ist unmöglich zu sagen, ob das neue Album den gleichen Anklang findet wie das Erste. Wir hoffen es natürlich. Wir
haben uns gut vorbereitet und hart gearbeitet, um den gleichen Level zu erreichen, aber man kann nie wissen was passiert. Die
Zeit bringt es früher oder später ans Licht. Wenn mit Erfolg Ansehen gemeint ist, dann wollen wir das natürlich!
Also sind die Ansichten der Leute falsch, die behaupten, dass meistens das Erste Werk einer Band das Beste ist und Neues
nie daran anknöpfen können?
Bard: So eine Ansicht ist für eine Band eine Herausforderung. Natürlich versuchen wir die alten Alben zu übertreffen. Das
sollte jeder gute Musiker für sich als Ziel nehmen. Und das ist das einzige, das uns als Band grundsätzlich antreibt.
Hat sich euer Einstellung zur Musik in der Zeit verändert?
Bard: Am Anfang unserer Karriere war alles frisch und aufregend und dieses neue Leben treibt dich an, weiter zu machen.
Jetzt kennen wir das Business und sind älter geworden. Wir Haben andere Beweggründe weiter Musik zu machen, zum
Beispiel gute Songs schreiben und aufzutreten. Am Anfang war es das „Pop-Ding“ und jetzt nur Musik.
Früher habt ihr in euren Texten auf die Missstände dieser Welt aufmerksam gemacht. Habt ihr das auf diesem Album in
irgendeiner Weise geändert?
Zak: Klingt zwar komisch, aber ehrlich gesagt habe ich uns nie wirklich auf die Weise gesehen.
Bard: Also, aus meiner Sicht haben sich die Texte von Zak geändert. Früher war es ein mit dem Finger auf die Welt zeigen im
globalen Sinne. Heutzutage liegt der Hauptaspekt mehr in Beziehungen, Freundschaften und Liebe.
Zak: Es scheint, ich werde älter. Ich gebe es zu, mein Denkprozess hat sich verändert, ich bin introvertierter geworden und
mich beschäftigen mittlerweile andere Themen. Aber eigentlich ist es egal worüber man schreibt, das wichtigste ist die
Ehrlichkeit. Die Leute müssen merken, dass du selber glaubst was du schreibst.
Ich mein, vielleicht ist sogar Britney Spears in ihren Songs ehrlich, obwohl sie gar nicht selber schreibt. Na ja, es ist deutlich zu
hören, dass die texte nicht mehr die Aggressivität von früher besitzen, aber das bin weiterhin ich, der in den Texten spricht.
Schließlich sollen die Hörer uns vertrauen und glauben, und wir haben nicht das Problem, dass die Leute unsere Message
nicht verstehen.
Das Thema Texte kann sich unter Umständen negativ auswirken, denn Musik beeinflusst die Gedanken der Leute, vor allem
Jugendliche sind anfällig, und könnte in den falschen Händen gefährlich sein.
Bard: Im Allgemeinen kann ich sagen, dass die Leute klug genug sind und genau wissen wie die Musik zu verstehen ist.
Nehmen wir die Black-Metal Musik, die besonders Eltern fürchten, weil die Texte oft brutal sind und von Mord und Tod
handeln. Jugendliche mit 14 Jahren brauchen manchmal das Zeug, um erwachsen zu werden.
Die Kids leben in einer eigenen Welt und lassen ihre Eltern nicht an sich heran. Aber die können mit dem Gehörten oft am
besten umgehen. Und ich glaube nicht, dass die „schrecklichen“ Songs ein gesundes, junges Hirn zerstören, schließlich baut
Musik lediglich eine Art Traumwelt auf. Man wird durch Musik nicht direkt zum Amokläufer. Manche Erwachsene wollen uns
das nach einem schlimmen Mord, der von einem Kind begangen wurde, immer einreden. Aber da muss immer etwas davor
passiert sein, damit es soweit kommt, und ich bin überzeugt, dass Musik nicht verantwortlich dafür gemacht werden kann. In
den 70ern war es Alice Cooper mit seinem Outfit und dem Blut auf der Bühne, heute zählt unter anderem Manson dazu, aber
sie sind nicht schädlich. Alles was provokant ist, ist in den Augen von Eltern gefährlich.
Das einzig Schlimme ist es seine politischen Ansichten in die Musik zu verknüpfen, wie bei den Nazi-Bands der Fall ist, das
halte ich für unverantwortlich und auch für gefährlich.
Ihr habt in der Vergangenheit Texte geschrieben, die von anderen als zweifelhaft angesehen wurden. Seit ihr selber durch die
Diskussionen, die mit Songs wie „Niggar“ ausgelöst wurden, kritischer geworden, wenn ihr jetzt schreibt?
Zak: Vor allem dieser Song hat mir gezeigt, dass wenn du was sagen willst, es direkt und klar tust. Und hier waren wir es
auch. Natürlich denke ich im nachhinein manchmal, dass wir den Refrain, der eigentlich die Diskussionen aufgeworfen hat,
denn den Text hat jeder richtig verstanden, hätten anders gestalten sollen. Und eine gewisse Zeit war ich beim Schreiben ein
bisschen gelähmt, und es kann durchaus sein, dass meine Texte sich geändert haben. Aber wir wollen uns nicht deswegen
versteifen und uns bei jedem neuen Lied hinsetzen und überlegen, ob es Anstoß finden könnte. Wir sind weiterhin knallhart mit
unseren Aussagen. Und die Diskussionen über die Songs sind uns sehr wichtig, vor allem mit den Fans, die eigentlich immer
die Kernaussage richtig erfassen.
Bard: Aber manchmal denke ich auch gespalten darüber nach. Einerseits denke ich, warum haben wir den einen oder anderen
Song genauso veröffentlicht. Andererseits ist es genau das ,worum es uns geht, erst zu provozieren, und sich dann der
Attacke stellen. Es ist wichtig, die Leute zum nachdenken zu animieren und mit dem Song „Nigger“ haben wir es geschafft.
Die Beschuldigungen waren zwar schrecklich, aber wir hatten die Möglichkeit aufzuklären.
Ein Bericht von Agnes Niemyjski und Jennifer Wenz
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