Cd-Besprechung
Leserwertung: 5.7 Punkte
Stimmenzahl: 3
Sich als Band weiterentwickeln zu wollen ist ein ehrenhaftes Ziel, "repetition is failure" predigten schon JR Ewing. Manche Bands jedoch schießen übers Ziel hinaus, im Falle der Hardcore-Größen von Walls Of Jericho sogar meilenweit, wodurch das abgenudelte "Schuster, bleib bei deinen Leisten" in beeindruckendem Maße bestätigt wird. Für die Produktion der "Redemption"-EP holten sie sich Corey Taylor, Frontmaske von Slipknot und Chefknödler von Stone Sour ins Studio, der das Ganze dann gleich so überwältigend fand, dass er sich für drei der fünf Songs selbst mit hinters Mikro gestellt hat.
Die vermeintlich zierliche Candace Kucsulain brauchte vermutlich auch jede erdenkliche Hilfe, ist sie doch sonst nur für Kettensägen-artiges Gebrüll bekannt. Eine tolle Singstimme mag man ihr ja nicht einmal absprechen, aber um in Dimensionen von Bands vorzudringen, die sich in der hier abgelieferten Musik heimisch fühlen, fehlt dann doch noch so einiges. Oder kann sich jemand Evanescence ohne Amy Lee bzw. Nightwish ohne Tarja vorstellen? Ohne schmeichelnd-harte Gitarrenuntermalung? Richtig, Walls Of Jericho machen einen auf gothic-angehauchte Akustikballade - und zwar alles andere als gekonnt. Die Verzerrer wurden heruntergedreht bzw. ganz abgeschafft und ersetzt durch mächtige, wahnsinnig aufdringliche Streicher. Alles wirkt erzwungen und gekünstelt. Keine Gefühle, sondern schmalzige Plastik-Melancholie - gekrönt von einer triefenden "House Of The Rising Sun"-Coverversion. Noch Fragen?
Mutig ist es natürlich schon, einen solchen Schritt zu gehen. Und was nicht ist, kann ja durchaus noch werden. Aber die Redemption-EP wird für viele eingefleischte Walls Of Jericho-Fans nicht nur eine Enttäuschung, sondern ein regelrechter Schlag ins Gesicht sein. Ob man hiermit Fans aus anderen Lagern dazugewinnen kann scheint ebenso fragwürdig - ausschließen will ich es aber nicht, schließlich hatte ich als langjähriger Anhänger auch eine gravierend andere Vorstellung beim Einlegen der Platte.
Glückwunsch zur Erfüllung eines lange gehegten Wunsches, aber beim nächsten Full-Length (Sommer 2008) bitte wieder wieder mehr Qualität.
3 Punkte (von max. 15)
Benedikt Ernst, 09.04.2008
TRACKLIST
1. Ember Drive
2. My Last Stand
3. No Saving Me
4. House Of The Rising Sun
5. Addicted
[ *** Anspieltipps ]
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