Cd-Besprechung

The Delgados

Universal Audio

Chemikal Underground / Rough Trade
  Vö: 20.09.2004

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  11.5 Punkte
Stimmenzahl: 31

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

„Scotlands Finest“ in Sachen intelligentem Indie-Pop warten mit neuem Album und einer mittelgroßen Frischzellenkur auf. Denn für „Universal Audio“ haben die aus Glasgow stammenden Delgados ihr Kämmerlein mal tüchtig durchgelüftet. Standen die letzten Alben wie das für den Mercury Preis nominierte „The Great Eastern“ oder dem eher düsteren „Hate“ noch im Zeichen opulenter und epischer Orchestrierung, so ließ man dieses Mal das Orchester größtenteils zu Hause und konzentrierte sich auf eingängigere und gitarrenbetonte Stücke. Ob dies der Musik zugute kommt, darüber mag man streiten. Letztlich ist das aber egal. Denn geschadet hat es mitnichten.

Beim ersten Hördurchgang ist man als Hörer noch etwas verwundert. Das klingt so eingängig und offensichtlich, ganz ungewohnt, wenn man die früheren Alben der Band kennt. Dieser Eindruck verfliegt aber ebenso schnell wieder. Denn bereits beim zweiten oder dritten Hören stechen einem die Tugenden der Delgados unübersehbar ins Auge: das enorm intelligente und abwechslungsreiche Songwriting, die uneingeschränkt zitatwürdigen Texte, diese sonderbare und tiefgründige Atmosphäre, die wohl allein diese Band zu schaffen vermag.

„I Fought The Angels“ eröffnet das Album zunächst mit einer einsamen Gitarre, bevor der gewohnt sanfte Gesang von Emma Pollock einsetzt und der Song nach etwas über einer Minute in einen kraftvollen Klangteppich mündet. Garanten für gute Laune sind „Everybody Come Down“, eine ungeheuer eingängige Uptempo-Nummer, oder „Sink Or Swim“, die sehr gut zeigen wie die Vorzeichen im neuen Delgados-Universum aussehen. Wie als Antipode dazu führt „Come Undone“ in emotionale Tiefen. So lieblich der Gesang Pollocks auch ist, so bedrohlich ist die Stimmung dieses Songs. Dazu jaulen die Gitarren als drohten sie zu ertrinken. „This is how it feels to drown, this is how we come undone“. Um die Achterbahnfahrt perfekt zu machen folgt mit dem wunderbaren „Get Action!“ wiederum ein energischer Tempogegenstoß der optimistischen Sorte. Bei „The City Consumes Us“ – einem eher traditionellen Delgados Song – wartet man sekündlich auf den abrupten Ausbruch, der aber bis zum Schluss auf sich warten lässt. Das im Refrain beinahe kitschige „Girls Of Valour“ verschleppt den Hörer im Zwischenteil mit einem funkigen Bass in gänzlich ungewohntes Terrain. Gegen Ende lädt „Keep On Breathing“ noch zur Reflexion über das Leben ein: „Just another list of consequences of things that we do, that another hit of happenings that we have to live through, in and out of all the reasons and all the whys and wherefores, we just want to keep breathing“, heißt es da. Selten gehen solche Zeilen wirklich so nahe wie hier.

„Universal Audio“ ist meiner Meinung nach ein unglaublich spannungsreiches Album, das sich ohne Abstriche in die Reihe ihrer vergangenen und nicht minder großartigen Veröffentlichungen einreiht. So subjektiv solche Reviews auch sein mögen, man folge mir eifrig in der Verehrung dieser außergewöhnlichen Band.

13 Punkte (von max. 15)

Martin Baum, 05.10.2004

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