Cd-Besprechung
Leserwertung: 11.3 Punkte
Stimmenzahl: 19
Gerade mal ein halbes Jahr ist es her, seit das viel beachtete selbstbetitelte Debütalbum auch hierzulande erschienen ist. In Groß-britannien freilich war das Album schon früher erhältlich. Nach dem unerwarteten Erfolg, hat sich die Plattenfirma offenbar (völlig zu-recht!) entschieden, die Neue von The Coral auch hier pünktlich auf den Markt zu bringen.
Das neue Werk ist mindestens genauso inno-vativ, wie das Debüt. Mir ist zumindest keine andere Band bekannt, die es fertig bringt Folklore aus aller Herren Länder, Country und Blues mit britischer Rock- und Popmusik zu verknüpfen. Genau das wird aber auch auf "Magic & medicine" konsequent fortgesetzt. Hinzu kommen sehr düstere Klänge, die fast schon ins Psychedelische gehen, aber rechtzeitig von irdischen Klängen zurück auf diesen Planeten gebracht werden. Denn Elektronik, heute häufig als Stilmittel eingesetzt, um Atmosphäre zu schaffen, ist schlichtweg gar nicht vorhanden. Alle Klanggerüste werden mit konventionellen Elementen, der guten Akustikgitarre, den Bläsern, der Orgel(Liebhaber-stück) und einem ungefilterten, mehrstimmigen Gesang erzeugt.
Beim ersten Durchlauf wirkt Magic & Medicine vergleichsweise unspektakulär. Das liegt daran, dass auf Album Nummer zwei alles näher zusammengerückt ist. Es wirkt ins ich schlüssiger, kompakter für den Kenner und doch noch immer verstörend anders für diejenigen, die das erste Album nicht gehört haben. Die Magie liegt gerade in diesem Spiel aus obskurer, aber harmonischer Musik, in den feinen Balladen, den schwerelosen Countrypop-Stücken, bei denen es immer Platz für einen genial-istischen Moment gibt. Dass dieser nicht auch gleichzeitig immer der Refrain sein muss, beweisen The Coral einschlägig. Songs wie der Opener "In the forest", ein eher ruhiger Einstieg, der aber klar die Linie vorgibt, wachsen mit jedem erneuten Hören. Der Faden, den "Don´t think you´re the first" - ein Song in der Tradition von "I remember when" - spannt wird im weiteren Verlauf fortgesetzt und bettet den Hörer in eine warme Decke aus Klängen, Harmonien und Melodien, die man geradezu mitsummen MUSS. Herausragend ist sicherlich, der CountryPop Kracher "Talkin´Gypsy Market Blues" -ein Song, der ins Blut geht und zum tanzen auffordert. "Careless hands" verursacht mit dem himmlischen, mehrstimmigen Gesang Gänsehaut.
Für Tonträger-Lieblinge sei indes gesagt, dass auch das neue Cover mit Höhlenzeichnungen der Band den Kreis des Albums als Gesamtkunstwerk schließt. Diese irdenen Farben passen genauso gut zur Musik, wie die heitere, bunte Collage des Debüts.
The Coral könnten mit ihrer Musik auf jedem Stadtfest auftreten und gleichzeitig Hallen füllen - das schafft nicht jede Band.
12 Punkte (von max. 15)
Benjamin Großmann, 26.07.2003
TRACKLIST
1.In The Forest
2.Don't Think You're The First***
3.Liezah
4.Talkin' Gypsy Market Blues***
5.Secret Kiss
6.Milkwood Blues
7.Bill McCai
8.Eskimo Lament
9.Careless Hands
10.Pass It On***
11.Confessions Of A.D.D.D
[ *** Anspieltipps ]
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