Cd-Besprechung

Sepultura - A-lex

Sepultura

A-lex

Steamhammer
  Vö: 23.01.2009

Bewertung:  9 Punkte
Leserwertung:  13.0 Punkte
Stimmenzahl: 1

Anfang der Neunziger Jahre, also zu „Arise“- und „Chaos A.D.“-Zeiten waren Sepultura eine meiner Lieblingsbands. Dieser Zustand hielt allerdings nicht lange an, denn der „Chaos A.D.“-Nachfolger „Roots“ enttäuschte mich maßlos. Nachdem es dann im Zuge der Trennung des damaligen Sängers Max Cavalera viel böses Blut gab und auch das dann folgende Album „Against“ nicht sonderlich stark war, schlief mein Interesse an der Band ein wenig ein. Dieser Dornröschenschlaf endete abrupt im Sommer 2006, als Drummer Igor Cavalera aus dem Nichts heraus seinen Abschied von der Band verkündete. Ein Ersatz war zwar schnell in Person von Jean Dolabella gefunden, doch so mancher Fan dürfte sich fragen, ob Sepultura ohne einen der Cavalera-Brüder überhaupt noch Sepultura sind. Als einzig verbliebenes Gründungsmitglied ist nun noch Bassist Paulo Jr. dabei, der allerdings immer ein wenig im Schatten des übermächtigen Namens Cavalera stand.

Mit „A-Lex“ legt die Band erneut ein Konzeptalbum vor, dass sich um Alex, die Hauptfigur des Stanley Kubrick-Films Clockwerk Orange bzw. des gleichnamigen Romans von Anthony Burges, dreht. Zudem ist der Titel ein Wortspiel, da er im russischen wohl soviel wie über dem Gesetzt stehend bedeutet, wodurch ebenfalls ein Bezug zum Film hergestellt wird.

Der erste Blick auf die 18-Songs fette Tracklist lässt ja erstmal vermuten, dass die Brasilianer die technisch maximal mögliche Spielzeit einer CD komplett ausgereizt haben, aber tatsächlich erreicht man nicht einmal die 60-Minuten-Marke. Das heißt dann im Umkehrschluss, dass die Masse der Songs im 2- bzw. 3-Minuten-Bereich angesiedelt sind. Lediglich „Sadistic Values“ und „Ludwig Van“ weichen mit knapp 7 bzw. 5 Minuten Spielzeit hier ab. Für mich stellen die kurzen Tracks ein Manko dar, denn der einzelne Song hat nur selten die Gelegenheit, sich zu entfalten. Dies dürfte vielleicht dem Umstand geschuldet sein, dass „A-lex“ das Ergebnis einer 3-monatigen Jamsession ist. Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen.

Musikalisch streifen die Jungs kreuz und quer durch die eigene Bandgeschichte. „Moloko Mesto“ erinnert ein wenig an „Arise“, „What I Do“ an „Chaos A.D.“ und „Filthy Rot“ könnte auch vom „Roots“-Album stammen. Mit den vier „A-lex“-Stücken sowie dem Track „Ludwig Van“ sind auf dem Album gleich fünf Instrumentals vertreten, wovon vor allem das längere „Ludwig Van“ herausragt. Dieser Track hat einen hohen Klassik-Anteil und passt einerseits zum Thema, da Alex in Clockwerk Orange auf den guten alten Beethoven stand. Andererseits wirkt der Song etwas verloren und passt gar nicht recht zum restlichen Material, auch wenn mir persönlich die Umsetzung ganz gut gefällt. Die Songs überzeugen nicht alle, mit „Forceful Behaviour“ oder „Conform“ dem eher schleppenden „We´ve Lost You“ sind aber einige Hightlicght dabei.

Man muss den Jungs vor allem zugestehen, dass sie auf „A-lex“ eine geradezu einzigartige, verstörende und beklemmende Atmosphäre heraufbeschworen haben und das hinter dem Album stehende Konzept damit gut eingefangen haben. Und es dürfte derzeit wohl nicht all zu viele Bands geben, die derart experimentierfreudig zur Sache gehen wie die Brasilianer. Bedauerlicherweise kann dies jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass „A-lex“ ebenso wie seine Vorgänger meilenweit hinter des Klasse und Intensität früherer Meisterwerke zurückbleibt. Kaufwillige sollten sicherheitshalber vorher einmal Probehören und ggfs. direkt zu einem der aktuellen Konkurrenzprodukte aus dem Hause Cavalera (Soulfly, Cavalera Conspiracy) greifen.

9 Punkte (von max. 15)

Jürgen 21.01.2009

TRACKLIST
1. A-lex I
2. Moloko Mesto
3. Filthy Rot
4. We´ve Lost You! (***)
5. What I Do!
6. A-lex II
7. The Treatment
8. Metamorphosis
9. Sadistic Values
10. Forceful Behavior (***)
11. Conform (***)
12. A-lex III
13. The Experiment
14. Strike
15. Enough Said
16. Ludwig Van
17. A-lex IV
18. Paradox
[ *** Anspieltipps ]

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