Cd-Besprechung
Leserwertung: 10.5 Punkte
Stimmenzahl: 22
Zwölf Jahre sind vergangen, seitdem im kleinen Belgien die damals 20jährige Sarah Bettens nach einigen beachteten Solosongs zusammen mit Ihrem Bruder Gert als „The Choice“ deren erstes Album „The Great Subconscious Club“ herausbrachte. Neun Jahre ist es her, als „Paradise In Me“ zum ersten Mal in den Läden stand. Genauso lange, seit ein Song namens „Not An Addict“ in sämtlichen Indie-Discos weit über die Benelux-Grenzen hinaus begeistert und K’s Choice über selbige katapultierte. Seitdem gestandene Männer eine Gänsehaut bekommen und sprachlos sind, sobald diese zerbrechliche und doch so starke Stimme dieser bezaubernden Frau ihre Lippen verlässt. Vor sieben Jahren festigten K’s Choice mit „Cocoon Crash“ Ihren Ruf als eine Rockband, die zwar gute Songs schreibt und gerade live jeden an Ihrer Energie und Ausstrahlung teilhaben lässt, die aber genauso von Ihrer Sängerin und Ihrem Charisma lebt. Mit „Believe“ oder „Everything For Free“ bescherten sie uns weitere Ohrwärmer. Umjubelte Festival-Auftritte, Live-Duette mit anderen Outstanding Voices wie Skin oder Anouk, fertig war die heimliche Lieblingsband. Und dann kommen die anno 2000 mit „Almost Happy“ um die Ecke. Ein Album, dass komplett das außen vorließ, was als Gegenpol zu Bettens’ Stimme so gut funktionierte: die Gitarren. Eine Hinwendung zur Melancholie? Eine Widerspieglung der Bandstimmung? Jedenfalls wurde es bezeichnenderweise von dort an um K’s Choice selber ruhiger, bis fast nichts mehr zu hören war. Das war’s dann wohl, schade. Noch ein Live-Album, ein Jahr später dann „10“, die obligatorische Best Of-CD und DVD. Oder?
Anfang 2005 steht Sarah Bettens plötzlich winkend mit „Scream“ da. Gar nicht allzu plötzlich, nach einer kleinen EP im Vorjahr. Freude oder Zweifel? Neue Herzensangelegenheiten oder K’s Choice ohne Rückgrat? Fortschritt oder Stillstand? Man hofft ja nur Gutes. Und höre da: Sie rockt ja wieder! Der Titel und Opener „Scream“ steht da stellvertretend für Selbstansage und Standortbestimmung. Hier bin ich, das bin ich, und ab dafür. „Not Insane“ geht ähnlich nach vorne, „Stay“ hätte man auch schon gerne früher gehört. Bezeichnenderweise ist „Turn Around“ als verhaltenste Ballade, neben „Don’t Let Me Drag You Down“, der einzige Song noch aus „Almost Happy“-Zeiten – und einer der schönsten. „Don’t Stop“ plätschert freundlich dahin und spiegelt ungefähr das wider, was seine Autorin neben wieder gefundenem Selbstbewusstsein und der Laune am abwechslungsreicheren Musizieren heute ausmacht: Ein ausgeglichener und zufriedener Mensch, der sich keinem aufdrängt und das genauso wenig von anderen erwartet.
Was aber schon K’s Choice immer ausmachte: Entweder man liebt sie oder sie sind gänzlich egal und belanglos. So wird es Sarah Bettens leider noch eher ergehen können. Eine einzigartige Stimme alleine macht nämlich noch kein genauso gutes Album aus. Sie reißt manchmal nur durchschnittliche Songs nach oben. Schöne Momente gibt es, kein Zweifel. Aber diese gewisse Chemie alter K’s Choice-Alben fehlt hier oftmals, und daran wird Sarah Bettens sich messen lassen müssen. Und es dauert länger, bis man sich „Scream“ ansatzweise so warm gehört hat wie „Cocoon Crash“, aber unverdient ist auch was anderes. Und nichtsdestotrotz hat sie Beachtung und Hinhören verdient, denn warm ums Herz wird’s ja immer noch.
Für Sarah Bettens ist „Scream“ ohnehin die Herzensangelegenheit ihrer letzten 2 Jahre. Schön, wenn sie es auch für andere würde. Auch darin liegt wohl eine etwaige Zukunft mit K’s Choice oder eben nicht. Wo auch immer sie hin will und landet, Ihre neue Wahlheimat USA erkennen zu können kann ihr auch keiner vorwerfen. Nur die George W. Bush-Plakate im Ami-Video zu “Not Insane“, die hätte sie anderen überlassen sollen. Die große Pose ist doch sonst auch so gar nicht ihre Art.
9 Punkte (von max. 15)
Fabian Soethof, 03.03.2005
TRACKLIST
01. Scream***
02. Stay***
03. Come Over Here
04. Not Insane***
05. Turn Around***
06. Don't Stop
07. Go
08. Fine
09. One Second
10. Sister
11. She Says
12. Don't Let Me Drag You Down
13. I'm Okay
[ *** Anspieltipps ]
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