Cd-Besprechung

Nick Cave & The Bad Seeds - Dig, Lazarus, Dig!!!

Nick Cave & The Bad Seeds

Dig, Lazarus, Dig!!!

Mute (EMI)
  Vö: 29.02.2008

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  15.0 Punkte
Stimmenzahl: 3

„Hans Dampf in allen Gassen“ wäre natürlich eine unangebrachte Bezeichnung für Nick Cave. Andererseits bekommt man in letzter Zeit schon so ein Gefühl: Mit den Bad Seeds hielt er sich zuletzt zwar halbwegs bedeckt (immerhin vorzuweisen sind eine Raritäten-Sammlung und eine Live-Deluxe-Edition zum 2004er-Album „Abattoir Blues“), aber aber…. Aus 2006 stammt der Soundtrack zu „The Proposition“ (gemeinsam mit Warren Ellis), und 2007 war ein ungleich größeres Jahr für alle Nick Cave-Fans: Mit der Band Grinderman entdeckte er (wieder) den Rock und ein weiterer großer Soundtrack, dieses Mal zum Meisterwerk „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ folgte. Den Jesse James mimte seinerzeit übrigens Brad Pitt, und da wird einem mal wieder bewusst, worauf Michael Stipe bereits einige Male hingewiesen hat:

Während Schauspieler (hier: Brad Pitt, Jahrgang 1963) in den mittleren Jahren in der Regel noch als Coole, von der Jugend Vergötterte gelten, haben Musiker (hier: Nick Cave, Jahrgang 1957) vielfach ein schwierigeres Los. Sie gelten meist mit Ü30 als alt, verbraucht und werden im besten Fall von den Jungen, um die 20-Jährigen, respektiert, im häufigeren und schlimmeren Fall belächelt. Will heißen: Auch der geneigte jüngere Musikkonsument möge sich mal ein Nick Cave-Album anhören und nicht in der Sparte Alt-Herren-Rock einordnen – das neue Album „Dig, Lazarzus, Dig!!!“ eignet sich dazu übrigens ganz hervorragend.

„Dig, Lazarzus, Dig!!!“ ist eng an die Idee von Grinderman angelehnt. Und ist also Rockmusik im besten Sinne. Das Album macht die (ebenfalls großartigen) Alben „No More Shall We Part“, „Nocturama“ und „Abattoir Blues“ aus der ersten Hälfte der "Noughties", die primär durch ein Piano getrieben waren, vergessen. Beim Eröffnungstrack („Dig, Lazarus, Dig!!!“) hätte man sich nicht unbedingt gewundert, wäre Cave anstatt der „Bad Seeds“ von der Blues Explosion begleitet worden…. Und mit „Albert Goes West“ gelingt ihm eine Hymne, die Shala-la-la-la-mäßig und in Begleitung einer Mundharmonika normalerweise eher von einer 20 Jahre jüngeren Band zu erwarten gewesen wäre.

Weitere Highlight sind „Midnight Man“, das in die gleiche poppige Kerbe schlägt wie „Albert Goes West“ und der Walzer (?) „Jesus Of The Moon“. Dort heißt es, wunderschön, symptomatisch und voller Wahrheit: „People often talk about being scared of change/ But me I’m more afraid of things staying the same/ Cause the game is never won/ By standing in any one place for too long.” Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Nick Cave wird auch mit 60 noch spannende Platten machen und es nie zu spät, seine Musik zu entdecken. Wie gesagt: Derzeit ist ein guter Moment dafür.

13 Punkte (von max. 15)

Daniel Höfelmann09.03.2008

TRACKLIST
1. Dig, Lazarus, Dig!!!
2. Today's Lesson
3. Moonland
4. Night Of The Lotus Eaters
5. Albert Goes West***
6. We Call Upon The Author
7. Hold On To Yourself
8. Lie Down Here (And Be My Girl)
9. Jesus Of The Moon
10. Midnight Man
11. More News From Nowhere
[ *** Anspieltipps ]

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