Cd-Besprechung
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Liv goes Pop. Na gut, soweit kein Vorwurf. Das sind wir seit „Deus Ex Machina“ (1998) gewohnt, als alle Welt harte Klänge erwartete und atmosphärische, zarte Pop-Songs bekam.
Aber wer hatte eigentlich die Idee zum neuen Video „Skintight“? Hat Frau Espenaes Krull es überhaupt nötig, sich in quasi… nichts… zu präsentieren? Aber auch das gehört wohl zum Pop-Bereich dazu.
An Liv Kristine erinnere ich mich immer gern als Engelsstimmchen von Theatre of Tragedy, wo sie durchaus zu überzeugen wusste. Schon damals galt sie als Ikone und konnte zweifellos zum Erfolg der Gothic-Metal Bands beitragen. Doch auch als Frontfrau von Leaves’ Eyes kann sie ihr stimmliches Talent seit 2003 unter Beweis stellen. Nun steht ihr 3. Solo-Album an.
Liv Kristine besitzt mit ihrer charakteristischen Stimme einen hohen Wiedererkennungswert. Durch die Mischung aus Qualität und Stil, beides seit Jahren auf hohem Niveau, kann sie vieles bieten, das für ein erfolgreiches Konzept nötig sein sollte. Immerhin kann die naturverbundene Norwegerin eine Grammy Nominierung, zahlreiche Plazierungen auf den vorderen Chartplätzen und Titelsongs für die Kult-TV-Serien „Tatort“ und „Schimanski“ auf ihrem Konto verbuchen. Das kann kaum von ungefähr kommen.
Sie ist wohl eine der facettenreichsten Künstlerinnen der alternativen Musikszene. Und sie hat es auch nicht nötig, sich einzuschränken. Durch ihr Gothic-Metal Projekt Leaves’ Eyes kann sie die härteren Töne ausleben. Durch ihr Soloprojekt bedient sie die ruhige Seite, die sie zum Ausdruck bringen möchte. Und das gelingt ihr auch mit „Skintight“!
Einer ihrer Vorsätze war es, Musik und Gesang so authentisch wie möglich zu belassen. Auf der offiziellen Web-Site ist über den Reifeprozess zu lesen, dass sie Songs nicht nur je in eins entstanden, sondern auch die natürlichen Geräusche, die während des Singens auftreten beibehalten wurden. So wurden zum Beispiel Atemgeräusche und jene Geräusche, die beim Formulieren von Konsonanten und Vokalen entstehen, bewahrt. Hierdurch entsteht ein Album, das ein Gefühl entstehen würde, als würde Liv Kristine direkt neben dem Hörer sitzen und ein Privatkonzert singen.
Hauptaugenmerk liegt also eindeutig auf dem Gefühl, was sich aber als roter Faden durch alle ihre Werke zieht. Auch dass Liv alle ihre Songs selbst schreibt, spiegelt ihren hohen Anspruch an sich als Künstlerin wieder und ist keine Neuigkeit.
Wie unterscheidet sich „Skintight“ vom Rest? Vor allem ist es ehrlicher und authentischer. So geht auch der Albumname darauf zurück, dass Liv Musik machen will, die unter die Haut geht. Sie verzichtet größtenteils auf technische Nachbearbeitungen, weil diese unnötig wären, wenn eine Stimme direkt aus dem Herzen kommt. „Skintight“ beherbergt Musik, die den Wunsch entstehen lässt, sich in frisches hohes Gras fallen zu lassen, die Finger durch kühles Wasser gleiten zu lassen und Herbstspaziergänge im Nebel zu machen, um die Natur so intensiv wie möglich zu spüren.
Die Texte geben Einblicke in Livs Kindheit („One Of Them“, „Wonders“) und zeige auch Livs sozialkritische Seite („The Rarest Flower“, „Boy At The Window“), wobei sie Kälte und Oberflächlichkeit kritisiert.
Fazit: Wer die früheren Solo-Werke kennt und schätzt, dem sei auch das neueste Werk ans Herz gelegt.
13 Punkte (von max. 15)
Conny König, 27.08.2010
TRACKLIST
1. Skinlight ***
2. Twofold
3. Train to somewhere ***
4. Love in grey
5. Emotional catastrophes
6. Life line
7. Boy at the window ***
8. Wonders
9. Versified harmonies
10. The rarest flower
11. One of them
[ *** Anspieltipps ]
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