Cd-Besprechung
Leserwertung: 9.8 Punkte
Stimmenzahl: 4
Wenn man an Musik aus den Niederlanden denkt, dann kommt man am ehesten wohl auf Hardcore, aber doch weniger auf Punkrock. Nur eine tapfere kleine Punkband machte sich vor 14 Jahren auf die Welt zu erobern. Nun ja, die Welt wird wohl noch warten müssen, aber wenigstens in Europa haben die Heideroosjes sich einen Namen gemacht und vertraten ihr Land immer mit der größtmöglichen Würde.
Bis auf den heutigen Tag. Doch alles hat ein Ende und fiel ich denn auch fast vom Sofa als ich mir ihr neustes Machwerk „SINema“ zu Gemüte führte. Denn dieses Album ist im Vergleich zu den letzten andres ausgefallen, um es mal neutral zu sagen.
Die Melodien, die mir da aus den Boxen entgegenschlugen, erinnerten mich im ersten Moment an alles andere als die Heideroosjes, was sich beim mehrmaligen Hören jedoch wieder gelegt hat.
Auf jeden Fall kann man die Experimentierfreude der Niederländer nicht abstreiten, die man schon beim Opener „SINema“ merkt. So zieht sich eine Mischung aus fremdartig angehauchten Songs, gewohnten Punkrock Melodien und von Hardcore beeinflussten Stücken durch die Platte.
„The World“ ist ein gutes Beispiel für die Veränderungen. Dieser Song scheint mir eher vom Nu-Metal beeinflusst zu sein und ich wage es den Namen System Of A Down in diesem Zusammenhang in den Mund zu nehmen. Obwohl der Track anfangs grotesk anmutet, mutiert er zu einem der stärksten Stücke auf dem Album.
Auf „Mamelodi Melodies“ kriegt man einen Rap mit afrikanischem Text serviert und Synthie-Klänge kann man auch schon mal raushören.
Aber in gewohnter Manier gibt es drei Songs auf Holländisch und ein paar richtig gute Punkrock-Kracher, die allerdings auch mal härter als gewohnt ausfallen.
Dagegen befinden sich auch ziemlich platte und ideenlose Songs auf „SINema“. Als Beispiel seien „Damclub Hooligan“ oder das auf Deutsch gesungene „Ebersberg“ genannt, die beide sehr abgedroschen wirken.
Aber ein echtes Highlight ist „Euronoise“, das von verschiedenen Vertretern verschiedener Länder gesungen wird. Deutschland wird von Archi (Terrorgruppe) und Ingo (Donots) vertreten, Italien von The Shandon, Frankreich von Burning Heads, etc. Dieser Song hat eindeutig das Potenzial eine „Bro Hymn“ für Europa zu werden und ist dazu auch noch ein Punkrock-Lied erster Güte.
Insgesamt bin ich zwar nicht gegen Veränderungen, aber doch gegen solche unüberlegten und zerstückelten, wie man sie auf „SINema“ findet. Die Platte wirkt zusammenhangslos und lieblos zusammengeklatscht. Einzelne Stücke hätten einfach nicht sein müssen, andere gehen in ihren Veränderungen zu weit. Wenn die Heideroosjes beim nächsten Album mehr Struktur in ihr hier wohl nicht vorhandenes Konzept bekommen, haben sie auf wieder die Möglichkeit ein Spitzenalbum abzuliefern. Diesmal leider nur in Teilen gut.
10 Punkte (von max. 15)
Katja Pentelin, 09.02.2004
TRACKLIST
01. SINema
02. Psychic
03. Why Does Everybody Steal My Hits?
04. The World***
05. Damclub Hooligan
06. Delete Me
07. Mamelody Melodies
08. De portier***
09. Scapegoat Revolution
10. Come Clean
11. Dan breekt de hel los!
12. Ebersberg
13. One On One
14. One Way Ticket
15. We All Share The Same Sun***
16. Euronoise***
17. Bag Full Of Stories (Hidden Track)
[ *** Anspieltipps ]
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