Cd-Besprechung

Hammerfall - Infected

Hammerfall

Infected

Nuclear Blast
  Vö: 20.05.2011

Bewertung:  9 Punkte
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„Infected“, das mittlerweile achte Studioalbum Hammerfalls, scheint in vielerlei Hinsicht eine Art Neuanfang darzustellen. Zunächst einmal haben die Schweden darauf verzichtet, die neue Scheibe erneut von Charlie Bauernfeind produzieren zu lassen, der ja immerhin an sämtlichen Alben seit „Crimson Thunder“ beteiligt war und nach einer über zehnjährigen Tätigkeit fast schon zum Bandinventar zählte. Doch auch ein Blick auf das Coverartwork der neuen Scheibe verrät, dass ein neuer Geist Einzug in die Truppe gehalten haben muss. Während sämtliche bisherigen Alben eine Zeichnung des Bandmaskottchens Hector enthielten, gibt sich das Artwork von „Infected“ mit dem Foto einer Hand hinter einer durchlöcherten Glasscheibe nicht nur ziemlich schlicht, sondern für Hammerfall-Verhältnisse auch geradezu revolutionär.

Wäre dies das dritte oder vierte Album der Schweden, so würde ich an dieser Stelle wohl schreiben, dass Hammerfall offenbar erwachsen geworden sind. Rein rechnerisch stimmt das sogar, da die 1993 gegründete Band in diesem Jahr ihre Volljährigkeit feiern kann. Aber das achte Album einer Band ist wohl eine etwas späte Gelegenheit, um dieser ein Erwachsenwerden im Sinne von künstlerischer Reife zu attestieren. So bleibt mir also nichts anderes übrig, als den Begriff „Neuanfang“ zu verwenden.

Nicht nur die äußeren Anzeichen legen Zeugnis vom neuen Geist im Hammerfall-Lager ab, sondern auch der Inhalt der Scheibe. Bereits das einleitende Intro des Openers „Patient Zero“ wäre auf früheren Alben nicht vorstellbar gewesen. Der Track selbst überrascht allerdings deutlich, da von den geschätzten Hammerfall-Trademarks nicht mehr viel übrig geblieben ist und entpuppt sich als ziemliche Schnarchnummer, da hier – abgesehen vom Soloteil – eigentlich nicht viel passiert. Ein würdiger Opener sieht irgendwie anders aus. Anders das nachfolgende „Bang Your Head“, bei dem sich die Band ebenso wie bei „The Outlaw“ wieder auf gewohntem Terrain befindet. Dagegen ist es mir ein vollkommenes Rätsel, was die Jungs dazu bewogen hat, die Ballade „Send Me A Sign“ zu veröffentlichen. Verglichen mit anderen Balladen der Band – ich denke da z.B. an „Always Will Be“ - bleibt „Send Me A Sign“ derart blass und farblos, dass man die Veröffentlichung des Songs fast schon als Frechheit bezeichnen muss.

Doch zum Glück ist dieser knapp vierminütige Track schnell vorbei und weicht „Dia De Los Muertos“, einem der Highlights der Scheibe. Doch die Freude währt nur kurz, steht doch mit dem ganz im US-amerikanischen Stil groovenden „I Refuse“ der nächste Song der Marke „verzichtbar“ auf der Matte. Nichts gegen künstlerische Weiterentwicklung, aber dieser Track bewegt sich für meinen Geschmack ein wenig zu weit vom angestammten Hammerfall-Revier fort und wirkt hier ebenso fehl am Platze wie ein Gefrierschrank in der Arktis, zumal er auch in qualitativer Hinsicht nicht gerade überzeugen kann. Mit dem Party-Smasher „Let’s Get It On“ und dem abschließenden „Redemption“ enthält „Infected“ zumindest noch einmal zwei versöhnlich stimmende Tracks, wobei die teilweise eingesetzten Synthesizer beim letztgenannten Track auch ein wenig gewöhnungsbedürftig sind.

Ich zähle mich ja eigentlich nicht zu den Leuten, für die früher immer alles besser war. Aber bei Hammerfall passt das wohl wirklich. Die ersten vier Alben fand ich ziemlich gut, aber nach „Crimson Thunder“ ist die Band meines Erachtens nach ziemlich eingebrochen. Erst das letzte Album „No Sacrifice, No Victory“ gab Anlass zur Hoffnung, dass die Schweden den Weg zurück in die richtige Spur gefunden haben. „Infected“ jedoch wirkt für mich wie ein weiterer Rückschritt. Zwar zeigt das Album den grundsätzlich löblichen Versuch der Band, sich und ihren Stil weiterentwickeln und Stagnation zu vermeiden. Aber dabei schießt sie für meinen Geschmack zum Teil deutlich über das Ziel hinaus. Hinzu kommt, dass auch die eher Hammerfall-typischen Nummern nicht durchwegs punkten können, so dass der Eindruck von „Infected“ letzten Endes ein zwiespältiger ist. Eine klare Positionsbestimmung sieht jedenfalls anders aus.

9 Punkte (von max. 15)

Jürgen 06.05.2011

TRACKLIST
1. Patient Zero
2. Bang Your Head (***)
3. One More Time
4. The Outlaw (***)
5. Send Me A Sign
6. Dia De Los Muertos (***)
7. I Refuse
8. 666 – The Enemy Within
9. Immortalized
10. Let’s Get It On
11. Redemption
[ *** Anspieltipps ]

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