Cd-Besprechung

Grandaddy - Artist's Choice - Below The Radio

Grandaddy

Artist's Choice - Below The Radio

Ultra/Pias
  Vö: 08.11.2004

Bewertung:  9 Punkte
Leserwertung:  12.0 Punkte
Stimmenzahl: 3

Es muss für den Musikliebhaber im Allgemeinen toll sein, einige seiner Lieblingssongs auf einem Album versammeln zu dürfen, zu veröffentlichen und auf die Außenwelt loszulassen.

Wer kennt das nicht selber? Voller Euphorie und mit Liebe zum Detail ein Mixtape aufgenommen, es dem/der Glücklichen zukommen lassen, und voller Understatement doch hoffen, dass der Empfänger dabei nur halb soviel empfindet wie man selbst. Und wenn dieser dann dadurch die eine oder andere Band zu mögen beginnt, freut man sich umso mehr um den vermeintlichen inneren Sieg…

In der heutigen Musik-Maschinerie deshalb umso erstaunlicher, dass Jason Lytle, seines Zeichens Sänger und Songwriter der gemütlich-schluffigen Indie-Bande Grandaddy, in der glücklichen Situation ist, seine Lieblingssongs und so auch sich selbst der breiten Masse präsentieren zu dürfen. Er ist nämlich kein Dave Grohl, ergo hält sich seine breite Popularität in Grenzen, ergo weniger potentielle Käufer weil kleinere Zielgruppe. Wer aber Grandaddy kennt und mag, versteht, worum es hier geht: Nicht um das Erreichen von Millionen, sondern um Leute, die ähnlich gestrickt sind und die Liebe zum Indie-Rock und dem Song als solchem. Im schlichten Booklet erläutert Jason Lytle das noch mit einigen herzlich-warmen Zeilen zu jedem Song. Und diese Liebe, gepaart mit Idealismus, brachte ihn zu dieser Zusammenstellung und der einhergehenden Frage: „Why am I usually more smitten with the inobvious hits, than the obvious hits?“ und der Antwort hinterher: „Somewhere in this list lies the answer.“

Nun gut, Snow Patrol’s „Run“ ist schon ziemlich obvious. Beck und Pavement sind auch keine Unbekannten. Ansonsten geht die Zielsetzung und Sinn solch einer Compilation aber auf: Man wird zu Bands geführt, von denen man bisher nicht zwangsläufig gehört hat, aber hier die Ohren aufmacht: „Color Bars“ von Earlimart erinnert ein wenig an Elliott Smith, und das will was heissen. „Bottom Line Man“ von Goldenboy ist High Class-Bar-Unterhaltung zur späten Stunde, „Twisted Layer“ von Virgil Shaw ein beeindruckender Abschluss der schon fast Country ist, bevor es mit „Nature Anthem“ einen neuen Song von Grandaddy selbst gibt: Und der Titel hält, was er verspricht! Eine herrlich-beschwingte und daher plätschernde Ode an die Natur. Sowas simples, fast-naives und doch charmantes hört man so heutzutage auch nicht mehr oft. Am besten aber zu genießen mit dem dazugehörigen „Tier“-Video: Entertainment!

Mögliche Unterstellung beim ersten Hinhören: Jason Lytle mag’s lieber leise als laut, ein erster falscher Eindruck könnte ihm sogar Langeweile unterstellen. In der Tat schleicht „Below The Radio“ die ersten paar Durchgänge an Einem vorbei – etwas lahm scheint das dann schon. Bei längerem Zuhören offenbaren sich dann aber doch meist gute bis sehr gute Songs und die Legitimation für diese Compilation. Wobei: Rechtfertigen braucht man sich ja eh nicht für seine Lieblings-Songs. Die sind einfach da.

9 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof28.10.2004

TRACKLIST
01.Beck - We Live Again
02.Beulah - Burned By The Sun***
03.Earlimart - Color Bars***
04.Snow Patrol - Run***
05.Goldenboy - Wild Was The Night***
06.Giant Sand - Bottom Line Man***
07.Fruit Bats - The Little Acorn
08.Home - Comin' Up Empty Again
09.Jackpot - If We Could Go Backwards
10.The Handsome Family - I Fell
11.Little Wings - Sand Canyon
12.Pavement - Motion Suggests
13.Blonde Redhead - For the Damaged
14.Virgil Shaw - Twisted Layer***
15.Grandaddy - Nature Anthem

Bonus: Grandaddy - Nature Anthem Video***
[ *** Anspieltipps ]

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