Cd-Besprechung
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Danzig-Fans müssen relativ viel Geduld haben, da die Intervalle zwischen den einzelnen Alben mittlerweile ziemlich lang sind. Das wäre ja nicht unbedingt weiter schlimm, wenn sich die Warterei wenigstens lohnen würde. Bedauerlicherweise ist aber auch das nicht der Fall, da die Band Mitte der Neunziger Jahre ihren Zenit erreicht hat und nach ihrem “4p”-Album extrem nachgelassen hat, so dass sie nunmehr nur noch ein Schatten ihrer einstigen Schaffenskraft ist. Immerhin – beim letzten Studio-Output “Deth Red Sabaoth” zeigte die Formkurve endlich mal wieder nach oben, dass lässt in Bezug auf die nunmehr anstehende Veröffentlichung des zehnten Danzig-Albums “Skeletons” hoffen.
Und auch ein weiterer Umstand macht Mut: "Skeletons" ist nämlich ein reinrassiges Coveralbum. Demzufolge mussten sich Danzig nämlich nicht noch großartig mit dem Songwriting herumschlagen, sondern konnten auf bereits erprobtes bzw. bewährtes Material zurückgreifen. Eigentlich also die besten Voraussetzungen für eine gute Scheibe, zumal Glenn Danzigs alte Weggefährten Misfits vor einigen Jahren mit "Project 1950" bereits einen ähnlichen Ansatz verfolgt hatten, der meiner Meinung nach sehr gut funktioniert hat.
Im Gegensatz zu seinen ehemaligen Mitstreitern hat sich Glenn bei der Auswahl der Songs für “Skeletons” aber nicht nur auf Songs aus den 50er Jahren beschränkt, sondern sich stilistisch und auch in Bezug auf die zeitliche Herkunft der Songs keine Beschränkungen gesetzt. Allerdings war die Vorgabe, dass die zu covernden Songs Glenn Danzig im Laufe seiner musikalischen Karriere beeinflusst oder inspiriert haben, wodurch natürlich Songs ganz aktuellen Datums ausgeschlossen sind. Das Spektrum ist dabei mit Songs von Aerosmith, Black Sabbath und ZZ Top über die Troggs bis hin zu Elvis Presley, die Everly Brothers und Davie Allen & The Arrows sehr breit angelegt und enthält zumindest aus meiner Sicht durchaus einige Überraschungen und u.a. mit dem Track “Satan (From Satan’s Sadist)” von Paul Wibier auch Songs, die mir bislang noch nie über den Weg gelaufen sind.
Das Erste, was mir beim Hören aber übel aufstößt, ist die Soundqualität des Albums. Selbst wenn das auf Absicht beruht - mir ist absolut schleierhaft, wie man einem Album mit der gegenwärtig verfügbaren Technik noch so einen dumpfen und verwaschenen Sound verpassen kann wie hier auf "Skeletons". Vor zwanzig Jahren wäre das sicherlich noch durchgegangen, aber heutzutage? Nein!
Musikalisch benötigt "Skeletons" erst einmal eine Anlaufphase, da es bis zum dritten Song ("Let Yourself Go") dauert, bis die Scheibe erstmalig zündet. Das danach folgende "N.I.B." hat man mittlerweile schon in unzähligen Covervariationen gehört. Die Danzig-Version gehört dabei leider weder zu den originellsten, noch zu den besten Fassungen dieses Songs. Der nächste Höhepunkt des Albums kommt erst mit "Action Woman" und auch das anschließende ZZ Top-Cover "Rough Boy" kann voll punkten. Dass Danzig nicht nur mit flotten Nummern überzeugen können, beweist das nachfolgende, getragende "With A Girl Like You". Der Track hätte in dieser Form seinerzeit wohl auch problemlos auf "4p" untergebracht werden können. "Find Somebody" erinnert mit seinem Anfangsriff hingegen ein wenig an den Danzig-Song "Dirty Black Summer" - bleibt ansonsten aber blaß. Und auch die abschließende, mit ihrer Piano-Instrumentierung ein wenig aus dem Rahmen fallende Ballade "Crying In The Rain" vermag dem Album kein weiteres I-Tüpfelchen hinzuzufügen.
Unterm Strich enthält "Skeletons" also gerade mal vier wirklich überzeugende Tracks. Nimmt man dann noch den bescheidenen Rumpelsound sowie die nicht gerade kurze Wartezeit auf das Album als Bewertungsmaßstab hinzu, so ergibt das ein nicht gerade schmeichelhaftes Bild. Es mag Menschen geben, die das anders sehen, aber für mich sind Danzig bereits seit langer Zeit musikalisch nicht mehr relevant. "Skeletons" zementiert trotz vereinzelter Lichtblicke diese Sichtweise weiter. Wer sich für die Band interessiert, der sollte zu den ersten vier Alben greifen und genau danach auch aufhören.
7 Punkte (von max. 15)
Jürgen , 25.11.2015
TRACKLIST
1. Devil's Angels - (Davie Allen & The Arrows)
2. Satan (From Satan's Sadist) - (Paul Wibier)
3. Let Yourself Go - (Elvis Presley)
4. N.I.B.- (Black Sabbath)
5. Lord Of The Thighs - (Aerosmith)
6. Action Woman - (The Litter)(***)
7. Rough Boy - (ZZ Top)(***)
8. With A Girl Like You - (The Troggs)(***)
9. Find Somebody - (The Young Rascals)
10. Crying In The Rain - (The Everly Brothers)
[ *** Anspieltipps ]
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