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SIRENIA

„At Sixes And Sevens”

(Napalm) 9/10

Morten Veland, besser bekannt als ehemaliger Sänger und Maincomposer der nordischen Gotikgötter Tristania, ist nun mit seiner brandneuen Band Sirenia samt Debütalbum am Start. Gut gewählter Bandname, Morten! Denn im Kopf eines jeden passionierten Anhängers dramaturgisch-epischen und von endlos anmutender emotionaler Tragik beseelten Orchestral Gothic Metals sollten während des Lesens dieser obsessiv verfassten Zeilen sämtliche Alarmsirenen zum Erwerb dieser Zauberscheibe warnend lärmen. Das der norwegische Vokalist/Songwriter uns noch nicht gänzlich verließ, darüber sind wir doch sehr froh. Denn es wäre wirklich immens schade gewesen, wenn der Metal Branche die facettenreiche und voluminöse Stimme Velands verloren gegangen wäre – er beherrscht eine scheinbar grenzenlose Vielzahl an Oktaven, mit welchen er nach Belieben verfährt, ja geradezu artistisch zu jonglieren scheint. Auch seine ausgesprochen hochrangige kompositorische Befähigung muss nun zum Glück nicht verkümmern, denn der Sänger kann mit Sirenia wieder alle Register seinen umfangreichen musikalischen Könnens ziehen. Dies stellt er auf „At Sixes And Sevens” besser denn je unter Beweis, denn die neun neuen Songs dieses gelungenen Debütalbums klingen sehr frisch, sehr unverbraucht, sehr überlegen – und stellenweise nach einem kreativen Befreiungsschlag mittels massiv aufgestauten Veräußerungsdrangs. Morten hat nach seinem Ausstieg bei Tristania nicht verzagt, sondern erst mal neuen künstlerischen Mut gefasst und einige Musiker um sich geschart – und er macht seine Sache auch hier wieder wie zu erwarten mit aller denkbaren Souveränität. Stilistisch geht es ähnlich wie bei seiner letzten Band zur Sache, auch ein dringlicher Vergleich mit den Metierkollegen The Sins Of Thy Beloved liegt (stellenweise, während der todtraurigen Geigen- und Violinenparts) auf der samtbehandschuhten Hand. Trotzdem ist das Sirenia Songmaterial von betont eigenständiger Note, was einige Bewunderung abringen kann. Die musikalische Porträtierung nächtlich-lasziver, tief in uns allen verborgener Sehnsüchte, gelingt Sirenia mit meisterlicher Bravour. Ihr majestätisch-thronender und zeitlos schön wirkender Gothic Metal ist von scheinbar sensibler Zerbrechlichkeit – ohne dies aber allzu offenherzig darzulegen. Für diese präzisierte Einschätzung zeichnen eine orgiastische Vielzahl an schweren Gitarrenlinien und mächtig getrommelten Rhythmuseruptionen verantwortlich. Eine schweinegeile Scheibe.


Markus Eck