Special

Schmoren, Dünsten, Pogo Tanzen.

Tomaten-Kokosnuss-Inferno

Ihr kennt das. Man geht mit ein paar Freunden zu einem Konzert. In der Luft liegt der typische Geruch von speckigen Lederjacken, Schweiß und billigem Schnaps. Ein Bier aus der Flasche verkürzt die Wartezeit. Dann wird getanzt und aus tiefster Seele mitgesungen, Adrenalin und Endorphine vermischen sich zu einem Cocktail, der noch wesentlich berauschender ist als all die Biere, die man im Laufe des Abends zur Kühlung des körpereigenen Motors in sich hineinschütten wird. Irgendwann wacht man auf, und nachdem man die grundlegendsten Dinge erledigt hat (halber Liter Wasser auf ex, Morgentoilette, eventuell Aspirin) trifft es einen wie ein tätowierter Unterarm beim Pogo-Tanzen: HUNGER!

Kochen und Rockmusik passen zueinander wie die heiße Himbeere zum kalten Vanilleeis. Die Parallelen sind zum Teil schockierend: Wer kennt nicht das Gefühl, genau jetzt diese eine bestimmte Platte hören zu müssen? Oder das Gefühl, genau jetzt dieses eine bestimmte Gericht auf dem Teller haben zu wollen? Wo ist der Unterschied zwischen einer langen Anfahrt zum Konzert der Lieblingsband und der Zeit, die man in der Küche verbringt, um seine Leibspeise auf den Teller zu zaubern? Natürlich könnte man sich auch einfach die Platten anhören bzw. eine tiefgekühlte Plastik-Pizza essen, was einen am Ende jedoch glücklicher macht ist wohl offensichtlich. Gutes Essen hebt genauso wie gute Musik die Feierstimmung, tröstet dich, wenn sonst alles zum Heulen ist und macht im Allgemeinen das Leben erst lebenswert.

Diese Kolumne wird sich mit dem Zusammenspiel dieser großartigen Sinneserlebnisse beschäftigen. Kleine Geschichten rund ums Essen, ein bisschen Warenkunde, Soulfood-Rezepte und der passende Soundtrack zu all dem wird natürlich auch migeliefert. Beginnen werde ich mit einer Suppe, die mich in Verbindung mit ein paar Sonnenstrahlen den aufgestauten Gram des Winters schon beim ersten Löffel vergessen lässt.

TOMATEN-KOKOSNUSS-INFERNO

Zutaten:

3 Knoblauchzehen (oder mehr - ihr wisst was ihr tut)
1 dickes Stück Ingwer, ca. 5cm
1 Bund Frühlingszwiebeln
Olivenöl
400ml / 1 Dose Kokosmilch
400ml / 1 Dose gehackte Tomaten
(im Sommer frische nehmen - im Moment schmecken die aber noch nach Neonlicht und Nährlösung)
1 Teelöffel rote Currypaste (Pulver geht auch, dann aber mehr Chili)
800ml Gemüsebrühe
2 Limetten
Salz und Pfeffer
ca. 2 Chilischoten, je nach Geschmack

Vorm Kochen sollte "Donde Jugaran Las Ninas" von Molotov eingelegt werden. Verruchte Hispano-Funk-Rap-Musik, genauso würzig und temperamentvoll wie die umwerfende Suppe, die schon bald im Topf köcheln wird. Knoblauch und Ingwer schälen und würfeln, die Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden. In 1-2 Esslöffeln Olivenöl anschwitzen und sich für 2-3 Minuten am herrlichen Geruch erfreuen. Danach Kokosmilch, Tomaten und Currypaste dazugeben und hochkochen lassen. Die Limetten auspressen und den Saft mit der Gemüsebrühe in den Topf geben. Den Zauberstab anwerfen und alles gut durchpürieren. Mit Salz und Pfeffer würzen, danach die kleingeschnittenen Chilischoten einrühren. Immer wieder probieren, damit man bei den unberechenbaren Supermarkt-Chilis nicht böse überrascht wird.

Nicht-Vegetarier können die Suppe noch mit ein paar Scampis hochjazzen, einfach schälen und je nach Größe 5-10 Minuten mit köcheln lassen. Als Beilage dünngeschnittenes, frisches Weißbrot toasten, ein paar Tropfen Olivenöl darauf streichen und mit der Schnittfläche einer halbierten Knoblauchzehe ein paar mal darüber reiben. Zum Essen haben sich Streetlight Manifesto und Jaya The Cat bewährt, die eine entspannte Melange aus sommerlichem Reggae-Kram und dezent dreckigem Skapunk mitbringen.

Ein Gericht, dass sich hervorragend eignet um sich zum Helden der Wohngemeinschaft zu machen. Hat sich der Duft erst einmal ausgebreitet, kann man sich ohnehin kaum vor Gästen retten. Bon Appetit!

PS: schreibt mir doch bitte was ihr von der Kolumne haltet...Kritik und Anregungen helfen wie immer am meisten :-)

Benedikt Ernst06.04.2010

Weitere Cd-Besprechungen und Stories
 [Special]

Leserkommentare

Schmoren, Dünsten, Pogo Tanzen. - Tomaten-Kokosnuss-Inferno
(Special)

Geschrieben von kressinho am 07.04.10 um 19:45 Uhr

Schöner Bericht!

kressinho

kressinho Avatar
Anmeldungsdatum: 16.03.09
Beiträge: 9

Aw: Schmoren, Dünsten, Pogo Tanzen. -
Tomaten-Kokosnuss-Inferno (Special)

Geschrieben von Rock-n-Roll-Ben am 08.04.10 um 17:25 Uhr

Dankeschön

beim nächsten Mal gibts übrigens auch ein Bild dazu...diesmal hab ich dummerweise erst gemerkt, dass das Foto mies ist, als die Suppe schon verputzt war =)

"If you can't be free, at least you can be cheap"

- Zappa

Rock-n-Roll-Ben
//
Rock-n-Roll-Ben Avatar
Anmeldungsdatum: 30.05.07
Beiträge: 62

Aw: Schmoren, Dünsten, Pogo Tanzen. -
Tomaten-Kokosnuss-Inferno (Special)

Geschrieben von kressinho am 08.04.10 um 18:05 Uhr

Och, das Bild ist doch gut, ok, ich mag Tomaten

kressinho

kressinho Avatar
Anmeldungsdatum: 16.03.09
Beiträge: 9

Aw: Schmoren, Dünsten, Pogo Tanzen. -
Tomaten-Kokosnuss-Inferno (Special)

Geschrieben von Spöker am 08.04.10 um 21:53 Uhr

super Idee das und liest sich echt gut

It's all about the music!

Spöker
//
Spöker Avatar
Anmeldungsdatum: 29.09.08
Beiträge: 5

BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT