Special

Schmoren, Dünsten, Pogo Tanzen.

Bärlauch-Spaghetti

"Es gibt Graubrot, Schwarzbrot, Goethebrot / und fünftausend Sorten Bier / und zwanzigtausend Bärlauchprodukte erwarten Sie hier"

- Rainald Grebe, "Urlaub in Deutschland"


Wo er Recht hat, hat er Recht, der Herr Grebe. Die Deutschen haben den Bärlauch in den letzten Jahren zum Kult-Gewächs erhoben. Von Brigitte bis zum perfekten Dinner, die wild wachsende Pflanze ist in aller Munde (haha!). Aber warum auch nicht? Die langen grünen Blätter schmecken nun mal weniger feist als Knoblauch und sind wesentlich sexier als Zwiebeln. Sie sind vielseitig einsetzbar und bringen ein wenig mehr Freude in die Zeit, in der viele Gemüsesorten noch nicht gerade den Zenith ihres Geschmacks erreicht haben. Und dadurch, dass der Bärlauch nur saisonal verfügbar ist, wird der potentielle Overkill schon von Grund auf verhindert. Also: raus aus den Chucks, den Staub von den Wanderschuhen gepustet und ab in den Wald zum Blätter zupfen!

Dabei gibt es ein paar kleinere Details zu beachten. Zum einen sollte man Naturschutzgebieten fern bleiben und immer nur ein Blatt pro Pflanze nehmen, um den Bestand zu sichern. Wenn man den Bärlauch dann erspäht hat, sollte man zunächst sicher stellen, dass es sich wirklich um Bärlauch handelt. Einfach ein Stück vom Blatt mit den Fingern zerreiben und daran riechen - tritt der charakteristische Knoblauchgeruch auf, seid ihr richtig. Falls nicht, habt ihr möglicherweise Blätter von Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen gepflückt, die euch im Falle des Verzehrs ziemlich schnell in die Notaufnahme brächten. Also besser zweimal hinschnuppern. Falls man alleine unterwegs ist, weil der Freundeskreis "Unter Uns" ansehen oder "World of Warcraft" spielen muss, ist die richtige Musikauswahl für einen Waldspaziergang natürlich enorm wichtig. Ich empfehle naturverbundenen Indiepop aus dem Hause Attack In Black oder, wenn man richtig einen auf Hippie machen will, das letzte Album der minderjährigen, schwedischen Folk-Nudeln von First Aid Kit.

Speaking of Nudeln: Es gibt Spaghetti! Nachdem wir zurück in unserer Ranzbude sind, schlüpfen wir wieder von der Rolle des schrulligen Kräutersammlers in die des plattensammelnden Berufsjugendlichen und legen erstmal eine höchst aggressive Punk-Platte auf. Die Zubereitungszeit ist nämlich enorm kurz, also darf auch die Spielzeit des Album nicht zu lang sein. Ich empfehle das enorm unterschätzte "XO" von Leathermouth oder irgendeinen Klassiker von Black Flag. Los gehts!

BÄRLAUCH-SPAGHETTI
für 4 Personen

- 500gr Spaghetti
- 6 getrocknete Tomaten
- 8-12 Blätter Bärlauch
- 3-4 EL Olivenöl
- Parmesan (unbedingt frisch gerieben)
- frisch gemahlener Pfeffer

Wasser salzen und die Nudeln darin kochen. Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen. Falls ihr die getrockneten Tomaten in Öl benutzt, mit einem Papiertuch abtupfen - ich empfehle aber die einvakuumierten aus dem Ethno-Supermarkt, die sind billiger, bissiger und weniger, naja, ölig. Die Tomaten klein hacken und ca. 5 Minuten im heißen Olivenöl schwenken. Die Nudeln abgießen und noch nass mit in die Pfanne geben, kräftig durchmengen, dann die Hitze etwas niedriger stellen. Die Bärlauchblätter in kleine Stücke schneiden und erst kurz vorm Servieren mit den Nudeln vermengen. Das ganze noch mit reichlich Pfeffer würzen und schon ist das Black Flag Album vorbei und ein einfaches, billiges und wahnsinnig schmackhaftes Gericht auf dem Teller. Vor dem Essen hobeln wir noch ein paar Parmesanspäne über die Nudeln und legen den Sampler vom Kill Rock Stars-Label ein, den wir uns vorher umsonst hier runtergeladen haben: http://killrockstars.com/sampler/

Der Sampler beinhaltet alles was glücklich macht, von Elliott Smith über die Thermals bis Bikini Kill. Dann wird gegessen. Und die Freunde, die nicht mitkommen wollten, bekommen auch einen Teller ab. Beim nächsten Mal sind sie bestimmt dabei.

Benedikt Ernst15.04.2010

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