Special
Scorefor
Tourtagebuch
1. Tag: 02.10.03 Miesbach - Jukulta
Mies-bach ist gar nicht so schlecht, wie es sich anhört...
Den Merch bei einer Deutschland-Tour verchecken? Manager bei einer Skate-Punk-Band spielen? Kostenlos einige Bands hören und einige Bierchen vernichten? Das Tourbook schreiben? Hört sich für eine Stellenbeschreibung gar nicht so schlecht an - allerdings heißt der Arbeitgeber Scorefor. Trotzdem hab ich mich beworben und den Job auch prompt bekommen (vielleicht lag's daran, dass ich der einzige Bewerber war). Na dann will ich mal meinen Verpflichtungen nachkommen:
Der Start der mittlerweile vierten Scorefor-Tour war quasi ein Heimspiel. Im Rahmen der Jugendkulturtage in Miesbach liefen neben Scorefor, m-riddem, Brainsurfaz und ein paar andere 'Stars' in die Manege ein. Die Location in Form eines Zirkuszeltes wurde zweckentfremdet und von gut 200 Musikfreunden bevölkert. Kurz nach 23 Uhr legten dann auch meine Arbeitgeber los: Schnell, laut, melodisch - also gut wie immer. Das fanden dann auch die pogenden und stage-divenden Fans. Nach einer guten Stunde musste dann auch aus Zeitgründen die Zugabe noch etwas schneller gespielt werden: Mike Oldfield wäre beim Notenlesen seines Moonlight Shadow wohl kaum hinterher gekommen...
Nach ein paar gemütlichen Halben während der zwei letzten Bands, durfte ich meinen Arbeitstag beenden und also den Merch-Stand (nach Rekordeinnahmen) dichtmachen. So kann's wegen mir auf der Tour weitergehen - ich befürchte nur, dass es promilliger werden wird. Aber das wird ja an gleicher Stelle nachzulesen sein.
03.10.03 Nalbach / Juz
2. Arbeitstag: Doppelrekord
Diesmal ging's nach Nalbach bei Saarbrücken, was bedeutete, dass wir trotz gekürzter Kilometerpauschale im sensationell ausgestatteten Tourbus (DVD-Player, Bier) gen Westen reisten. Die Fahrt verlief insgesamt relativ unspektakulär mit einem Durchschnittsverbrauch von ca. einer halben Palette auf 100km. Die 2-3 Paletten wurden dann in ca. fünfmal so vielen Stops biologisch wieder entsorgt.
Das eher kleine JuZe in Nalbach war dann auch 3-fach gut gefüllt:
- 5 Bands für einen Abend
- 5 Merch-Stände
- mehr als 5 Besucher (so ca. 200)
Dass ich im "Kampf" mit den anderen Merch-Beauftragten einen Tisch ergattern konnte, sollte sich sogar auszahlen (im wahrsten Sinne des Wortes) auch, wenn der Verkaufsrekord von Miesbach nicht gebrochen werden konnte. Als zweite Band angetreten, schaffte Scorefor dann aber doch noch einen "Doppelrekord", an den eigentlich keine andere Band an diesem Abend herankam: es wurde gepogt und es befanden sich (zeitweise) mehr Leute draußen vor der Tür als Drinnen! Einen legendären Schluss fand der Abend als der Veranstalter auf besonderen Wunsch der letzten anwesenden Gäste (= Scorefor) eine Best-of-Bad-Religion-CD einlegte: Gott sei Dank muss ich dieses Tourbook nur schreiben und nicht als Hörbuch vorlesen (Stimme und so.)
Bleibt noch zu erwähnen, dass wir in einer sehr geilen Jugendherberge untergebracht waren - zu sechst in einem 4-Bett-Zimmer.
04.10.03 Gemünd / Greenboots Festival
Arbeitstag 3: Auswärtssieg?!
Greenboots-Festival in Gemünd: Ein Auswärts- oder ein Heimspiel? Schwer zu beurteilen, aber auf jeden Fall war's ein Sieg. Aber der Reihe nach: Aufgewacht, Bier aufgemacht und vorm nem McDonald's aufgeschlagen - und schon konnte es losgehen. Nach 2 Stunden durch Wald und über Wiesen kamen wir gut gelaunt bei Lasse, Olli und Co. (Grüße an alle namentlich nicht erwähnten) an. Nach einem kurzen Abstecher ins Gemünder Bierstübchen - Kropi und ich wollten einen Eindruck von Land und Leuten sowie Abstand von der Band gewinnen - konnten wir uns den kulinarischen Genüssen widmen: während der komplette Scorefor-Tour-Tross maßgeblich an der Vernichtung von 130 Litern Kölsch im Backstage-Bereich beteiligt war, ging das Buffet vor allem auf das Konto (und den Bauch) unseres Backliners Fraue. Nun aber zurück zur Frage, ob's ein Heim- oder ein Auswärtsspiel war. Das, was ich mitbekommen habe (mitsingende und pogende EiffelerInnen) war schon sensationell. Stimmungstechnisch war's also ein Heimspiel - und das ist ja erstmal alles was zählt. Bei der anschließenden After-Show-Party, also der nicht minder wichtigen dritten Halbzeit, ließen wir uns auch nicht mehrmals bitten, noch das ein oder andere Kölsch zu trinken (es gab sogar Weißbier - aber halt Erdinger). Mit der aufgehenden Sonne (kurz nach 8 Uhr) gingen dann auch die letzten ins Bett: ich werde auf jeden Fall einen steuerfreien Nachtzuschlag für Dienst zu ungünstigen Zeiten verlangen.
05.10.03 Bonn / Joey`s Apartment
4. Arbeitstag: Rocco Granatto gibt sein Deutschland-Debüt
Ich weiß nicht mehr genau und wann es war, aber es muss wohl zwischen zwei Kölsch gewesen sein, als am Vorabend aus Kropi Rocco Granatto wurde. Auf jeden Fall gab er sein Deutschland-Debüt direkt vor "Joey's Apartment" und vor vorbeilaufenden (flüchtenden?) Bonnern - und das bei freiem Eintritt. Nach diesem Konzert bauten wir dann in der kleinen beschaulichen Bar in der Innenstadt Bonns für den Scorefor-Gig um. Unter den ca. 50 anwesenden Gästen befanden sich auch zwei ganz spezielle: Zum einen war da ein Amerikaner, der im vorbeigehen "Californian Skate-Punk" gehört haben wollte, und zum anderen bekam Kropi sein erstes Groupie: Fahad, der ihm neben 20 Euro auch noch seine Handynummer zusteckte - vielleicht hatte er Kropi aber auch einfach nur mit Rocco Granatto verwechselt.
Der Auftritt an sich begann mit bayerischer Gemütlichkeit, da zum eigens ausgeschenkten Oktoberfestbier auch erstmal ein Prosit angestimmt wurde. Doch auch die härtere Gangart der folgenden Lieder schien den Anwesenden zu gefallen, weshalb es trotz (oder wegen) der intimen Runde ein doch erfreuliches Konzert wurde. Der krönende Abschluss des Abends wurde durch zwei alte Männer gestaltet: Pablo, der Stadtkünstler, der eine Zeichnung von uns anfertigte, wie sie eine Spiegelreflexkamera nicht besser hätte machen können (wenn ihr es mal seht: wir haben zur besseren Orientierung jeweils unsere Namen drüber schreiben lassen). Und dann war da noch Johnny Cash, dessen großes Lied "Hurt" uns beim Abbau begleitete. Das Morgengrauen wurde dann bei Livy und Sabine begrüßt (herzlichen Dank nochmal für die Unterbringung). Bleibt vielleicht noch zu sagen, dass ich meinen Job gekündigt hab: die körperliche Belastung war einfach zu groß. Ich hoffe, ihr habt noch viel Spaß bei der Tour und denkt dran, was Kropis Vater gesagt hat: er will keine volle Bierdose sehen, wenn ihr zurück seid!
Das Tourtagebuch wird geschrieben von Ossi, dem Mercher von Scorefor
Steffen Klein, 12.10.2003
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