Konzertbericht

Devildriver - Hellfest - Devildriver, 36 Crazy Fists, Trivium

Devildriver

36 Crazy Fists, Trivium

Hellfest - Devildriver, 36 Crazy Fists, Trivium

backstage, München
18.06.2006

...nicht dass man Zeuge des aktuellen Weltuntergangs geworden wäre, so mit Armageddon, Ragnarök und dem jüngsten Gericht auf einmal, aber es kam dem schon ziemlich nahe. Zum aktuellen Hellfest war fast schon klar, dass Dez Fafara mit seinen Mannen in Gestalt von Devildriver alles platt machen würden, was da so rumläuft – Bingo! 36 Crazy Fists ebenso nicht unbeteiligt und Trivium... waren auch da. Analyse der Schlacht der Götter.

Eigentlich haushohe Konkurrenz zum Hellfest in Form von Badetemperaturen und Fußball Weltmeisterschaft (Remember: 22 Flaschen laufen einem Stück Tierhaut nach...) scheint aber nicht ins Gewicht zu fallen, und die Abendkasse hat fleißig was zu tun. Kaum stürmt dann Grunzgott Fafara die Bühne ist die Backstagehalle bis zum letzten Männchen und Weibchen gefüllt. Und wie erwartet: Angriff mit Presslufthammer und Folterkammer. Devildriver kann man eigentlich nur immer und immer wieder auf Knien dafür danken, dass sie weder halbbösen, stupiden Metal Core stillos runterholzen, noch sich in verpopptem NuMetal ergehen, hier gibt’s endlich mal wieder nur und ausschließlich auf die Mütze und noch mal und noch mal bis der Bär steppt.

Nun ja... eher kloppte sich jeder vor der Bühne bis zur absoluten Erschöpfung, von moshpit, über crowd-surving und extrem-headbanging, sowie weltmeisterschafts-hair-moving war alles mit dabei und hätte Deutschland mehr Ehre gemacht als jeder Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann zusammen. Nach einer dreiviertel Stunde war dementsprechend von einem furienhaften Fanhaufen auch kaum mehr übrig als eine dampfende Masse Fleisch. Durfte auch so sein, das Set war dermaßen brachial, dass sich jeder Gartenzwerg im backstage-Vorgarten noch die Mütze vom Kopf gerissen hätte um seinen Respekt zu zollen. Auch jeder Hardacore-Devildriver-Beifahrer konnte restlos zufrieden sein. Genickbrechender Einstieg mit „End of the Line“ vom aktuellen Meisterstück und dann Song für Song ein Feuerwerk aus purer Energie, inklusive des jetzt schon Klassikers „I don´t care less“ Fabelhaft und unerreichbar überboten Devildriver als Opener schon alles noch kommende.

Die 36 vollkommen verrückten Fäuste durften als nächstes auf die Bühne um auch kräftig Krach zu machen. Das können Sie inzwischen wirklich gut, oder sagen wir, eher mit Unteerbrechung ganz gut, will heißen, erste Scheibe gut, zweite, so ohlala, dritte sehr geil. Immerhin ist der Widererkennungswert der Combo Dank ihres Frontmannes sehr hoch, der sich auch an diesem Abend wunderbar bemühte die Massen zum Hüpfen zu bringen. Mission erfüllt. Nicht ganz so drauf und noch zehn Mal drüber wie Devildriver aber immer noch gut die Faust in die Fresse, vielleicht sogar 36 gab’s an den 36 Crazy Fists absolut nichts zu meckern. Überdurchschnittliches Konzert mit ordentlich was los, vor und auf der Bühne.

An Trivium scheiden sich die Geister, sorry. Einerseits mögen die Jungs (im wahrsten Sinne des Wortes) ja hervorragende Gitaristen, Bassisten, etc. sein, aber das rechtfertigt noch lange keine Headliner Position, zumal Trivium eher rübergaben wie Metallica 2006, und das als lauwarmer Wieder-Aufguss. Das Metallica-Cover war dann der Abschuss, haha. Insofern auch verständlich warum im Biergarten vor der Großbildleinwand plötzlich doppelt soviel los war, obwohl das sicher auch nicht sonderlich spannend war.

Dennoch gelang es uns einige Fotos der Reebok-Schuhe des Bassisten zu machen, die auf der Bühne mehr leuchteten als die ganze Band zusammen. Zudem schaffte er es auch noch, sich den Bass bis knapp unters Kinn zu hängen und schlimmer rumzuspacken als der Bassist von den Red Hot Chilli Peppers, bei welchen das wenigstens immer gut aussah. Sorry an Trivium, aber die Leistung wurde einer Band in Headliner Position auf gar keinen Fall gerecht, und wenn einen nicht nur eine, sondern beide Vorbands in Grund und Boden rocken, dann isses halt einfach nicht das Gelbe vom Ei.

Bemerken wollen wir auf jeden Fall auch noch, dass es ganz schön arschig rüberkam, dass Trivium als einzigste Band die ganze Bühne zur Verfügung hatten, weil Devildriver und 36 Crazy Fists auf den ersten 1,5 Metern rumhampeln mussten, nur damit das ach-so.super-riesen-Schlagzeug des Headliners die ganze Zeit auf der Bühne stehen konnte. Auch ein Art von Kommentar wie toll man sich vorkommt. Es gab mal Zeiten, da spielte jeder über das Gleiche Drum. Und selbst wenn das nicht... auch Festivals bekommen 15 mal Drum umbauen hin, ohne dass ständig zwei auf der Bühne stehen müssen, und die ersten Bands auf dem Grad zwischen Drumriser und Bühnenkante balancieren müssen.

Trotz eines hervorragenden Konzerts seitens von Devildriver blieb uns dann noch dass Pech, dass sich unser Interview mit Dez aufgrund des plötzlich nicht mehr funktionierenden Diktiergerätes in Luft aufgelöst hat. Funky. Dennoch das wichtigste aus dem Kopf: 2007 wird es ein neues Devildriver Album geben, dass bisher noch keinen Titel hat, aber mindestens so auf die 12 hauen soll wie „The Fury...“, etc. Dez bevorzugt ebenso „The Fury...“ als Album, da an diesem alle mitgeschrieben haben und nicht nur wie bei der ersten Scheibe ein einziger Gitarist

Zu Coal Chamber. Er vermisst nichts, es war eine geile Zeit, und nachdem er mitsamt KoRn etc. einer der Vorreiter für eine Bewegung waren (Anmerkung von uns: Die sich später als eine der kommerziellsten nach der Grunge-Ära um Kurt Cobain herausstellen sollten, woran Dez & Co. allerdings sicher keine Schuld tragen) meint er nur, dass es einfach eine geile Zeit war. Zudem sei damals beim Split mit Coal Chamber alles schief gegangen, was nur schief gehen kann. Angefangen von Drogen über Frauen bringen insgesamt fünf Dinge selbst den härtesten Herrn der Schöpfung ins Grab – bei Coal Chamber waren es alle fünf.

Seine Songs schriebt Dez nicht um Hass, Wut oder Zorn auszudrücken, sondern einfach nur die Energie die in einem solchen Song liegt weiterzutransportieren (was ihm ja gottgleich gelingt). Auch Vorbilder gibt es noch, auch für einen Herren, der jetzt seit fast 15 Jahren in diesem Business sein Unwesen treibt. Für Dez sind all die Leute Vorbilder, die seit weitaus mehr als 15 Jahren ihre Mucke machen, sei es z.B. Venom, ohne die es auch seine Musik nicht gegeben hätte.

Zeit auf Konzerte zu gehen hat er so gut wie keine, er versucht sich die Gigs der Bands mit denen er auf Tour ist zu geben. Trotz des Namens „Devildriver“ und Songs wie „Giving the Devil his Due“ hat Dez keine tiefere Beziehung zum Belzebub ;). Allerdings eine nette Anekdote, warum das „letzte“ Coal Chamber Album so heißt: Dez wollte die B-sides nicht herausbringen, weil es keine neuen Coal Chamber Songs waren, und er sie nicht gut genug fand. Die Plattenfirma – wie so oft – bestand allerdings darauf, so dass Dez der Platte den Namen „Giving the Devil his Due“ gab, in Anspielung darauf, dass die Plattenfirma nun das bekommen hatte was sie wollte.

27.06.2006

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