Konzertbericht

Tegan and Sara - Postbahnhof in love

Tegan and Sara

Postbahnhof in love

Berlin, Postbahnhof
17.03.2008

Tegan and Sara – das sind eineiige Zwillinge, Jahrgang 1980, geboren in Kanada und nun offenbar auf dem sicheren Weg, sich die Welt zu Füße zu legen. Ihr 2007 veröffentlichter Long Player „The Con“ feierte in ihrer Heimat und den USA große Erfolge. Erst im Februar kam die Platte auch bei uns auf den Markt und konnte durchweg positive Pressestimmen einheimsen. Selbstverständlich ließen es sich die hübschen Schwestern nicht nehmen, ihr Album in unseren Landen auch live vorzustellen und so machten sie im Rahmen ihrer Tour auch Halt im Berliner Postbahnhof.

Punkt 21 Uhr betraten Tegan and Sara unter sanftem Applaus die Bühne. Es wurde nicht lange gefackelt, ein kurzes ‚Hi everyone’ und schon ging’s los. Mit verschwenderischer Gelassenheit schmetterten die beiden ihren Fans schon in den ersten 30 Minuten die besten Hits von „The Con“ entgegen. Danach folgte ein bunter Mix von Songs aus vergangenen Zeiten, von den Zwillingen just „Oldie-Section“ genannt. Während Tegan zwischen Gitarre und Keyboard immer mal hin und her wechselte, stand Sara mit Gitarre um den Hals brav an Ort und Stelle, verpatzte allerdings zwei mal ihren Einsatz. Weil ihr Berlin aber so am Herzen läge, wolle sie keine schlechte Show liefern und so forderte sie ihre Schwester sowie die Band mit einem strahlenden Lächeln auf, den Song noch einmal anzuspielen. Nach einem erneuten Textaussetzer von Sara feixte Tegan: ‚Machst du das noch mal, musst du fünf Minuten von der Bühne!“. Die Drohung zeigte Wirkung, es sollte der letzte charmante Fauxpas des Abends gewesen sein.

Die Verbundenheit der Zwillinge machte sich während des Konzertes vielfach bemerkbar. Und das, obwohl die beiden in unterschiedlichen Teilen Kanadas leben und auch ihre Songs getrennt voneinander schreiben. Auch die Zusammenarbeit mit der Band war erstklassig, ebenso wie der gesamte Live-Sound. Nur die besonders Gitarren-lastigen Songs wiesen kleine Schwächen auf: Die E-Gitarren dominierten über die anderen Instrumente und letztendlich auch über den Gesang, was bei den faszinierenden Stimmen der Zwillinge eher schwer zu verkraften war.

Obwohl die beiden etwas müde wirkten, stand ihnen der Spaß an ihrer Musik ins Gesicht geschrieben. Zuerst etwas wortkarg, entpuppten sich Tegan and Sara schon bald als wahre Entertainer. So gaben die Mädels zwischen den Songs zahlreiche Anekdoten zum Besten und plauderten ausgelassen über ihre Homosexualität, zu der sie sich seit Jahren offen bekennen. So wunderte es auch nicht, dass der Großteil ihrer Anhängerschaft ähnliche Neigungen aufwies. Das Publikum bestand überwiegend aus Frauen, die sich in den Armen lagen und schmachtende Blicke in Richtung Bühne warfen.

Die Stimmung war gut, nicht ausgelassen, aber auch nicht unangenehm ruhig. Mit dem Gute-Laune-Ohrwurm „Back In Your Head“ beendeten Tegan and Sara ihr Set, machten aber im gleichen Atemzug darauf aufmerksam, dass man für Zugaben nicht wie üblich minutenlang sehnsuchtsvoll brüllen und pfeifen, sondern einfach rhythmisch weiter klatschen müsse. Und so ließen weitere Songs wie versprochen nicht lange auf sich warten. Etwa 20 Minuten später warfen die Zwillinge, gefolgt von ihrer Band, dankbare Blicke durch den Postbahnhof und verschwanden winkend von der Bühne.

Nach und nach löste sich auch der liebestolle Pulk und schlenderte ganz entzückt und bezaubert vom vorher Erlebten in Richtung Ausgang.

Carolin Reinitz02.04.2008

TRACKLIST

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