Konzertbericht

Phoenix - "Funky Squaredance"

Phoenix

Tele

"Funky Squaredance"

Köln, Alter Wartesaal
16.11.2004

Draussen ist es kalt. Tage zuvor der erste Schnee (oder wie man das nennt). Es ist Dienstag. PHOENIX touren durch Deutschland! Alles mehr als gute Gründe, heute den alten Wartesaal in Köln aufzusuchen. Denn schon dieser als solcher versprüht einen warmen Charme mit seiner Gemütlichkeit trotz der Weitläufigkeit, den Deckenauswölbungen und den Wandskulpturen. Dazu noch ein großer Haufen netter Leute die es auch hierher getrieben hat, und die Wärme macht sich auch auf dem Innenthermometer bemerkbar. Ganz schön doof dabei, dass im Winter keine Garderobe angeboten wird, so eine Jacke im Arm ist gerade auf Konzerten ganz schön nervig…

Erstmal entern aber TELE die Bühne. Und die nehmen sie mit sieben Musikern wirklich ein. Auch wer die Band vorher nicht kannte, wird schnell merken: Die passen als Vorgruppe so gut zu Phoenix wie Amaretto zu Glühwein. Oder anders: Irgendwie sind sie schon fast das deutsche Pendant zu den Franzosen. Auch hier gibt’s Tasten, Bläser, Rhythmus. Aber viel mehr noch eine Aura, die irgendwo zwischen schwülstigem Kitsch, Lounge-Atmosphäre und abgeklärter Coolness liegt. Auf Platte besteht schon die Gefahr, davon erdrückt zu werden, wie dick manchmal aufgetragen wird. Aber alles nicht so schlimm, solange man mit dieser Mischung live überzeugen kann! Und Selbstbewusstsein hat allen voran Sänger Francesco sowieso. Das Mädel neben mir kann gar nicht aufhören zu schwärmen: „Hach der ist ja soo süß & toll!“. Wahrscheinlich hat der das gehört! „Wunder in Briefen“ ist schon auf Platte einer der offensichtlichsten Perlen, „Falschrum“ als erste Single repräsentativ für Tele’s Musik, und Francesco’s „Freestyle“ als kleiner Intermission-Storyteller auch schlichtweg sympathisch. In dieser guten halben Stunde dürften die Berliner jedenfalls den ein oder anderen von sich überzeugt haben. Nur sich als Vorband von Phoenix rauszunehmen, sich über fehlende Bewegungslust des Publikums zu beschweren, bleibt fragwürdig…

Wenig später ist es aber soweit, PHOENIX sind da und werden herzlichst willkommen geheißen. Kein Wunder, liegt die letzte Tour doch schon einige Zeit zurück. Mit dem aktuellen „Alphabetical“ im Gepäck sind nun aber zehn weitere Perlen tanzbaren Indiepops da, losgelassen zu werden.
Und auf diesen liegt auch das Haupt-Ohrenmerk heute Abend. Früh im Set gibt’s gleich mit „Everything is Everything“ und gleich dahinter „If I Ever Feel Better“ die offensichtlichsten Hits um die Ohren. Nicht nur hier wird aber klar: Live sind Phoenix ja eine richtige Rockband! Das können sie zumindest, wenn sie nur wollen. Ihren Songs jedenfalls stehen beide Seiten gut, was vor allem musikalische Offenheit und Versiertheit Ihrerseits voraussetzt. Dazu kommt die grandios eingespielte Rhythmus-Fraktion sowie ebenso das Zusammenspiel zwischen Drummer und Keyboarder, die zu einem Großteil für Phoenix’ Sound und Livepräsenz verantwortlich zeichnen und zu beeindrucken wissen. Auch „Run Run Run“ profitiert von dieser Umsetzungsform. Charmant, cool, unaufdringlich, dankbar. Das sind nur einige Attribute, die die Franzosen heute passend umschreiben würden.
Nach einer knappen Stunde heißt es dann aber schon „auf Wiedersehen“ – bis in 4 Minuten!
Als Zugabe gibt’s eine tolle Chillout-Balladen-Version von „Everything Is Everthing“. Bei anderen Bands oft eine gefährliche Gratwanderung, den Hit noch mal zu spielen - bei Phoenix kein Problem! Zum Abschluss werden noch mal alle Musiker vorgestellt und gebührend gefeiert. Und Aus.

Froh allemal, eine zurecht erfolgreiche Band jenseits bekannter Genre-Grenzen erlebt zu haben, denkt man zwangsläufig an Thomas Mars’ Worte: „Thanks for everything, we may be back in 4 years or so, who knows…“. Bitte nicht!

Fabian Soethof30.11.2004

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