Konzertbericht

Converge - this is for the hearts still beating...

Converge

Modern Life Is War

this is for the hearts still beating...

Bochum, Matrix
11.03.2005

Zur ersten Band des Abends, den mit Wollmütze, Wifebeater und Jogginghose bestückten Mort, nur eine Frage: braucht die Welt eine noch stumpfere Version der an sich schon ziemlich stumpfen Born From Pain? Decide for yourself...

http://www.mort-core.de/

Mit Modern Life Is War wird gottlob alles besser, Sound, Musik und der Anspruch sowieso. Die Band aus Iowa ist heute Abend der Ersatz für Planes Mistaken For Stars, die aus familientechnischen Gründen die komplette Tour cancellen mussten. Das ist schade, aber angesichts der Power mit der Modern Life Is War aufspielen recht schnell zu verschmerzen. Energiereicher New School Hardcore mit feinen Melodien und 5 Typen auf der Bühne, die angenehm unspektakulär aussehen, dafür aber ordentlich Gas geben. Die (erschreckend leer gebliebene) Matrix reagiert reserviert bis anerkennend auf das Treiben auf der Bühne, was wahrscheinlich an der doch recht kurzfristigen Umbesetzung der Tour liegt. Ist der Band allerdings egal und so liefern die Jungs ein tightes, mitreißendes Set ab, bei dem zumindest die erste Reihe ordentlich mitshouten darf. Neben bekannten Songs des letzten Albums My Love My Way gibt es auch hier und da schon einen Ausblick auf die kommende Platte, an der Modern Life Is War gemeinsam mit Converge Gitarrist Kurt Ballou feilen werden. In Europa wird dieses Album über Reflections Records erscheinen, wer also auf eine ungefähre Mischung aus The Hope Conspiracy und Razor Crusade begeistert reagieren könnte, sollte Augen und Ohren offen halten.

http://www.modernlifeiswar.net/

Converge haben mit You Fail Me ein Monster von Album veröffentlicht, düster, bedrohlich, chaotisch wie eh und je. Als der Raum sich verdunkelt warten alle darauf wie dieser Rausch wohl live klingen wird. Eagles become Vultures – erster Song – Wahnsinn. Die Energie ist augenblicklich präsent, der Sound ballert alles weg, die Band spielt auf den Punkt genau. Sänger Jacob Bannon ist klein und dünn und über und über tätowiert und er kann schreien. Markerschütternd, fies und verzerrt. Die ersten Reihen bemühen sich mitzukommen, was nun wahrlich nicht einfach ist, denn diese Band kennt den Begriff konventionelles Songwriting schlicht und einfach nicht. Kein Rhythmus, der es länger als ein paar Sekunden aushält durchgehalten zu werden. Dann der Titeltrack vom letzten Album und er ist live genauso zähflüssig, böse und Nerven-abtötend wie auf Platte. Diese hochtönende Kopie einer Melodie die sich in den Raum und jedes einzelne Gehör reinfrisst, dass es einen schüttelt, schleppend und manisch. Dann wieder Tempo, Drummer Ben Koller beweist, dass er selbst im schnellsten Part noch den Überblick behält, erstaunlich und beeindruckend wie dicht und punktgenau das bei dieser Musik rüberkommt.

Selbstredend kommen auch alte Converge Knaller zum Einsatz, als da wären The Saddest Day, Heaven In Her Arms oder Downpour. Als diese genauso wie das alles zermalmende Black Clouds („This is about fighting your own demons every day…“) aus den tiefsten Tiefen geschundener Seelen aufsteigen und inmitten des zuckenden Moshpits zerbersten wird klar, dass hier echtes Lieben und Leiden in chaotischen aber doch packenden Songs verarbeitet wurde und nicht bloß wie bei ach so vielen langsam peinlich wirkenden Emo Kappellen blass und unecht zur Schau gestellt wird. Auch sympathisch ist das vielmalige Danke sagen von Mr. Bannon, der sich ehrlich erfreut darüber zeigt, dass wir alle gekommen sind um seinen kranken, ausgespuckten Gedankengängen zu folgen. Dann sagt er wieder fast beiläufig einen Satz wie: „We are all born alone and we will all die alone – remember that...“ Na toll, wie er so dasteht, in blutrotes Licht getaucht, hört es sich plausibel an, auch wenn man das nicht will. Zum Schluss dann doch noch der entscheidende Satz des Abends, der perfekt zusammenfasst um was es bei dieser Band live auf der Bühne geht und was sie uns schenkt in diesen wenigen Minuten voller Krach, Manie und zerbröckelnder Struktur:

This is for the hearts still beating...www.convergecult.com

Bogatzke 14.03.2005

Weitere Cd-Besprechungen und Stories
Converge - No Heroes [Cd] Converge - You Fail Me [Cd]

Leserkommentare

Zu diesem Konzertbericht wurde noch kein Kommentar geschrieben.

  • Um einen Kommentar zu schreiben, musst du dich einloggen.

BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT