Konzertbericht

Karnivool - Karnivool

Karnivool

Murmansk, Haelo

Karnivool

59:1 München
09.03.2010

3 Stunden Großartiger Indie Post Rock für richtig wenig Geld. Ganz untypisch für die Großstadt München. Was sich am Dienstag Abend im 59:1 abspielte war schon sehr beeindruckend und nachhaltig. Den Auftakt machte eine ziemlich unbekannte Gruppe aus dem osteuropäischen Staat Ungarn. Haelo versuchten ihre spielerische Unsicherheit durch ständige Blickkontakte untereinander zu ihren Gunsten zu manipulieren, was nicht immer gelang. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde bis sich alle Musiker warm gespielt hatten und Podest Sicherheit aufkam. Schön anzuhörender Alternative Rock mit teilweise aber zu drucklosen finalen Organgewitter.

Nach kurzem Soundcheck trat einer dieser unscheinbaren, charakterstarken Musikgruppen aus Finnland auf die Bühne. Vom ersten Atemzug an wurde der harte melancholische Trieb der weiblichen Frontfrau Laura Soininen präzise umgesetzt. Das instrumentale Zusammenspiel von "Murmansk" war blindes Vertrauen und wurde von souveräner Zurückhaltung bis gewaltbereiter Brutalität geprägt. Aggressiver Postrock in einer erweiterten Version von Sonic Youth, wo das Gefühlsdiagramm ständig Wellen nach oben und unten ausschlägt. Es war ein leicht schizophren geführtes Bollwerk an Empfindungen, das einen förmlich in den Bann gezogen hat. Wieso fungiert eigentlich "Murmansk" als Vorgruppe, stellte sich die Frage. Die Nordlichter spielten einige ihrer Lieder von der ersten Pressung Chinese Locks, gepaart mit Songs von der neuen Pressung "Eleven Eyes To Shade". Was zwischenzeitlich immer wieder mal auflammte, waren Unstimmigkeiten zwischen Soundmixer und einzelnen Bandmitgliedern.

Beim ersten Anblick von Karnivool wurden meine Augäpfel und Pupillen etwas größer, denn im Gedanken stand da ein modernisierter, stilistisch getrimmter Buddy Holly Verschnitt vor mir. Der Sänger Ian Kenny hypnotisiert und elektrisiert. Die Mimik und Gestik dieses Australischen Guys ist vollkommen abgefahren und läßt einen Ian Curtis (Joy Division) wiederbeleben. Dieser Mann lebt und liebt seine Art von Musik bis in die kleinste Pore. In Deutschland war Karnivool noch nicht in Erscheinung getreten, obwohl mittlerweile das dritte Album am 05. März 2010 in Europa an den Start ging. First Stay here, betonte Ian Kenny immer mal wieder. Diese Band ist definitiv frei von verschlossenen Barrikaden, da paßt der Rhytmus und die umißverständliche Art ihrem Publikum Begeisterung ins Gesicht zu beschwören. "Set Fire to The Hive" wird von Karnivool aggressiv in die Runde gefaucht und läßt den Luftdruck im Saal leicht steigen. Sehr abwechslungsreich geht die Gruppe zu Werke, sie versteifen sich nicht auf eintönige Riffs oder Melodien. Um 0.15 war Schluß, Ian Kenny und seine Kämpfer gaben alles und deswegen brauchte es auch keine Zugaben. Grandioses Konzert, erstklassige Performance und mehr muß auch nicht gesagt werden...

Oliver Zitzmann11.03.2010

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