Konzertbericht
Isis
Logh, Jesu
Lights Flashing Through
Münster, Sputnikhalle
03.05.2005
Die musikalische Eröffnung des Abends übernehmen die schwedischen Klangkünstler und Atmosphären-Rocker Logh. Auf der Bühne befinden sich mehr Gitarren als Musiker und jede einzelne von ihnen kommt mindestens einmal zum Einsatz. Mit viel Hall versehen breitet sich ein wohliger Klang im Raum aus, nur selten wird es laut. Vielmehr verbinden sich getragene Saitenklänge mit der schönfarbigen Stimme von Mattias Friberg zu einem klangvollen Gemisch, in dem nur schwer wirkliche Songstrukturen im herkömmlichen Sinne auszumachen sind. Die Band spielt ruhig und entspannt und eine Person scheint in der Schwebe zu sein zwischen Roadie und Bandmitglied, denn ihr Handeln besteht zum größten Teil daraus, die zahlreichen Instrumente zu stimmen und nur gelegentlich selbst ins Geschehen mit einzugreifen. Nach ca. einer halben Stunde ist die Eröffnung vorbei und Logh verlassen die Bühne, nicht ohne bei vielen neu gewecktes Interesse oder aber dankbar aufgenommene Bestätigung zu hinterlassen.
everytime a bell rings an angel gets his wings
Den zweiten, überbrückenden, Akt bestreiten Jesu, das neue Projekt von Ex-Godflesh Kreativkopf Justin Broadrick. Und jetzt wird es langsam. Sehr langsam. Doom as Doom can be. Ihr gerade erst veröffentlichtes, gleichnamiges Debütwerk im Rücken holt die Band die tiefsttönigsten Laute aus Gitarre und Bass, die das Herz gerade noch so ertragen kann. Mit breiiger Konsistenz walzt sich eine Soundwand durch die Sputnikhalle. Drummer Ted Parsons sieht aus wie der nette Grundschullehrer von nebenan, drischt aber mit manischer Inbrunst und in schleppendem Zeitlupentempo auf Felle und Becken ein. Bassist Diarmuid Dalton hat ausschließlich Augen für seinen 5-Saiter und entlockt ihm dröhnende Tonkulissen. Was dabei allerdings auf der Strecke bleibt sind die auf Platte bereits vielfach gelobten epischen Sound- und Songstrukturen. Der Live-Eindruck beschränkt sich leider auf ein wahres Klangdickicht, welches höchstens erahnen lässt, was sich dahinter verbirgt. Eintönigkeit schleicht sich ein und offenbart, dass Jesu die erfinderische Komplexität fehlt, welche erst am Schluss des Abends, beim Hauptact zutage treten soll.
friends are evil
Isis betreten die Bühne und auf erfreutes, aber zurückhaltendes Klatschen folgt Ruhe. Die sprichwörtliche. Die vor dem Sturm. no flashlights please und thank you, goodnight sind die einzigen Ansagen zwischen Band und Publikum. Und mehr ist auch nicht nötig, denn die Musik dieser Band spricht für sich. Sie spricht in gewaltigen, ausufernden, aber immer packenden Monumental-Songs voller brachialer Gewalt und sanften Melodiebögen zugleich. Jeder Teil ist auf den anderen abgestimmt, der Sound ist klar und dicht im selben Moment. Man ist gefesselt und möchte nicht einen Ton versäumen, möchte erkunden was sich hinter diesen Klangwelten verbirgt. Auf tonnenschwere Riffs folgen filigran gezupfte Basslaute, auf tiefes Grollen hell erleuchtetes Wabern. Die Bühne bleibt in blaues Licht getaucht. Die Bewegung im Raum wie auf der Bühne beschränkt sich auf einzelne Muskelzuckungen im Nackenbereich. Wills Dissolve kündigt sich mit durch den Raum flirrenden Soundschnipseln an. Die Gitarre folgt. Und dann kommt schließlich dieses unglaubliche, clean gespielte Riff, bei dem es auch Tool Fans kalt den Rücken runter laufen dürfte. Die Augen schließen sich automatisch und die Melodie kriecht ins Gehör um sich dort zu entfalten. Ergreifend. Irgendwie. Dann kommt das Ende des Sets. Die Band verschwindet und wird zurück gejubelt. Die Entspannungskippe im Mundwinkel gewähren uns Isis eine letzte Kostprobe ihres Urgewaltartigen Könnens. The Beginning And The End schüttelt noch mal jeden einzelnen durch, fährt dabei durch Mark und Bein. Nach Minuten voller Intensität verlässt man dann das Venue und fährt heim. Fühlt sich mitgenommen, beansprucht, aber auch erfüllt und bereichert. Von so viel musikalischem Eindruck.
so did we
Bogatzke , 07.05.2005
TRACKLIST
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