Konzertbericht

Helmet
Totimoshi
Helmet/Totimoshi
Weinheim-Cafe Central
11.02.2009
Ort des Rhytmusfestes war das Cafe Central im kleinen Örtchen Weinheim bei Heidelberg, ein gemütlicher und kleiner Musikclub, der sich über Jahre mit wirklich guten Konzerten einen ordentlichen Ruf erspielt hat.
Los ging es dann gleich, pünktlich um neun, mit Totimoshi, einer kalifornischen Latinoband (auch die einzige support band), die gerade ihr fünftes Album promoten, und auch schon sehnsüchtig erwartet wurden. Sänger Tony Aguilar erweckte den Eindruck, Anton Chigurh wäre aus no country for old men ausgewandert, hätte seine Knochen geordnet und die Gasbuddel gegen eine Gitarre getauscht, mit der er jetzt ebenso feinmotorisch und mit nachhaltigem Druck anstatt Stahlbolzen Riffs auf seine Opfer zimmert. Unterstützt wurde er von der lateinamerikanischen 1.60m grossen, Grazie Meg Castellanos mit einem ebenso grossen Rickenbacker Baß, wie Spaß am spielen. Chris Fugitt sass am Schlagzeug, und zusammen schafften die drei es sehr gut, das Publikum darauf vorzubreiten, was noch kommen sollte. Die sehr live-taugliche, starke Mischung aus Helmet-kompatiblen Rhythmusriffs, immer wieder unterbrochen von Melodien, wie Leute sie spielen, die ihren Gitarren Mädchennamen geben. Dazu lateinamerikanische Würze und Passion, die man hörte und fühlte. Und auch sah. In der guten Laune auf der Bühne. Sicher eine sehr gute Wahl als support, hat Page Hamilton sich doch auch schon vorher als Produzent des aktuellen Albums „Milagrosa“ von Totimoshis Qualitäten überzeugen können. Kam gut an, war auch gut. Totimoshi.
Nach guten 45 Minuten wurden dann ein bisschen Check-Check-Trommeln geschoben und um so viertel nach 10 kam Page Hamilton auf die Bühne. Und da stand er dann. Eigentlich stand dann da Helmet. Trotz aller musikalischen Konsistenz des ursprünglich New Yorker Quartetts, das oft in die Sparte Post-Hardcore geschoben wird und mit seiner erfrischenden und charakteristischen Instumentalarbeit zeitlos erscheint, ist Hamilton als einziges Dauermitglied immer noch/immer wieder dabei. So manche bands wagen nach 10 Jahren ein Comeback, bestehend aus nur einer Person. Bei Helmet könnte sagen: das reicht ja auch. Unterstützt wurde der gut gelaunte Hamilton von den um einiges jüngeren bandkollegen Dan Beeman an der anderen Gitarre, Schlagzeuger Kyle Stevenson und Bassist Jon Fuller, die, obwohl seit mindestens zwei Jahren dabei, sich immer noch so auf der Bühne bewegen, als würden sie von Papa Hamilton in die Künste guter Musik eingeführt. Man merkt halt, wer da die Hosen anhat (in diesem Fall einem Yankees Schlafanzug).
Vorgestellt wurde das Ganze als Udo Lindenberg mit den Toten Hosen und los ging das. Was in den nächsten 75 Minuten folgen sollte war so ziemlich alles an Hits was die Band in Ihrer Laufbahn erschaffen hat, und das waren einige. Hier wurde dem Publikum (viele um die 30 Lenzen alt, aber auch einige jüngere Leute, bei denen zum Glück nicht der einzige Kommentar zu Helmet "wat, wer?!" ist) das geboten, auf was viele lange gewartet haben. Los ging’s mit "See You Dead", gefolgt von wirklich durch die Bank allem was taugt. Hamilton hat sein sehr gutes Deutsch geübt, wollte wissen "was sind eure Wunsche", und hier und da wurde davon dann tatsächlich auch mal ein Lied gespielt. Dann gab es noch Heimatkunde ("Weinheim hat ein sehr schönes Schloss, in Kalifornien haben wir so etwas nicht, nur fake boobs"), worauf ihm dankbarerweise dann auch die fehlenden deutschen Vokabeln ausführlich vom Publikum erklärt worden sind. Seine Setlist Auswahlmöglichkeiten ließen sich im Groben zusammenfassen als "’92, ’92, ’94, ’92, ’97,.. Der sound war gewohnt hart verzerrt und saftig, von der ganzen Truppe sehr präzise gespielt wie man es auch nicht anders erwartet hätte. Viele immens eindingliche Gitarrenriffs, die hart klingen, ohne hart zu sein, eine Kunst, die Helmet perfektioniert hat. Würde Angus Young hardcore spielen, wäre er in Helmet. Ganz ohne Palm mutes und Doublebass Gewitter; die kleinen Pausen und vertrackten Rhythmen machen es. Und genau das wollten alle hören, und es wurde viel getanzt. Man kann sagen die Gitarren machen Helmet aus, doch textsicher waren fast alle in der mittlerweile sehr nassen und duftenden Menge. "Bisquits For Smut", Milquetoast" und noch ordentlich mehr von der 94er Scheibe „Betty“. "Unsung", "In The Meantime" und "Better" durften natürlich auch nicht fehlen, sowie ein gutes Pensum von der „Aftertaste“ als auch von den Comebackalben „Size Matters“ und „Monochrome“. Focus war jedoch klar die 90er. Ja, die 90er.. Zum Abschluß gab es noch "Wilma's Rainbow", und dann fast direkt die Zugabe mit "Pure", "Just Another Victim" (ehrlich, wer kennt nicht den gar-nicht-mal-so-guten Film aber super Soundtrack?), und dann war es dann auch sehr bald zu Ende.
Was mir dann noch sehr gefiel, die komplette Band blieb anschließend noch eine gute viertel Stunde zum quatschen auf der Bühne, Hamilton ist mit "ja, sofort" fast jedem Wunsch der Gäste nachgekommen, die anderen ebenso bescheidenen drei Jungs haben sich dann auf den Weg gemacht, ein paar der Besucher anzuquatschen. Bei ihrem Ruf hätte vielleicht keiner ihnen übel genommen, das Set in dem dann sehr heißen und schwülen („schwul, schwül, wie sagt man?“) kleinen Raum schnell zu beenden und direkt weg, unter die Dusche. So schöner dann, genau das Gegenteil zu sehen.
Hamilton sieht älter aus, ein paar Haare weniger, doch die Musik ist so jung wie eh und je. Dann ging es raus in den Schnee. Was blieb, war eine scheiß-gute Laune.
stephan meyer, 14.02.2009
TRACKLIST
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