Konzertbericht

Haldern Festival - Matsch against everyone's advice

Haldern Festival

Matsch against everyone's advice

Rees-Haldern
05.08.2005

Wetterberichte sind was praktisches. Sagen einem schon Tage vorher, welches Wetter man zu erwarten hat. Häufig versagen Wetterberichte aber auch. Und dieses Mal hoffte man, dass das passiert. Aber nein. Es kam, wie es kommen musste. Regenwahrscheinlichkeit etwa 90%. Bedeckter Himmel. Na super.

Die ersten Bands ließ man hübsch Bands sein. Lieber nochmal schlafen vor dem Konzertmarathon, der anstand. Qualitativ viele gute Bands, und auch wieder Mal einige Geheimtipps, von denen man nur von Freunden gehört hatte, aber selber noch nicht in den Genuss gekommen ist.

Freitags der Hauptbühneneinstieg mit Millionaire. Ihr Auftritt vor drei Jahren war regelrecht legendär, als sie um drei Uhr nachts noch auf der Bühne standen und das Publikum verwirrten. Dieses Mal waren sie leider etwas weniger kraftvoll, die Tatsache, dass ihr Auftritt im Regen unterging, macht die Sache nicht besser. Auch die danach spielenden Art Brut waren nicht mehr als nett, überzeugend ist was anderes. Das genaue Gegenteil davon waren allerdings The Robocop Kraus, deren gut angezogene Art vollends begeistern konnte.
Der Rest des Tages erwies sich mehr oder weniger durchschnittlich. Die Kaiser Chiefs schafften es doch glatt, den Regen für etwa eine Stunde verschwinden zu lassen. Zufall? Man weiß es nicht. Kaizers Orchestra verkauften sich leider völlig unter Wert und auch Franz Ferdinand wurden schon kraftvoller gesehen. Schade eigentlich.
In die Annalen des Festivals eingehen sollte dann aber doch noch der Auftritt von British Sea Power im Spiegelzelt. Ich war selber nicht vor Ort, aber ich hörte von fliegenden Tulpenzwiebeln und zerstörtem Equipment. Und von einer unglaublich begeisterten Band. Das nur am Rande.

Da der Regen auch während der Nacht nicht enden mochte, glich das Gelände am nächsten Tag eher einer Schlammwüste. Wohl dem, der Gummistiefel hatte. Alle anderen behalfen sich mit Müllsäcken. Oder gingen direkt barfuß.

Mein nächster Tag begann erst mit Moneybrother. Gewohnt gekonnt präsentierten sich Anders und seine Band auch in Haldern. Phoenix und Tocotronic, als mehr oder weniger alte Bekannte beim Haldern Open Air gaben sich mächtig Mühe. Spielten alle Hits. Und doch vergaß man sie schnell, als die letzten Töne verklungen waren.
Mando Diao wirkten stellenweise etwas kraftlos, einen gewissen Charme konnte man ihnen allerdings nicht abstreiten.
Unglaublich und unvergesslich dann der Auftritt von The Polyphonic Spree. Gezählte 22 Musiker auf einer einzigen Bühne, ein Gefühl von Kirchentag und ein kollektives Grinsen auf allen Gesichtern. Wer dabei war, der durfte sich als Teil des
ganzen Fühlen.
Danach noch der Gedanke, ins Spiegelzelt zu gehen. Aber die Schlange vor dem Zelt zu lang. Vielleicht auch ganz gut so. Man weiß es nicht.

Ja, möglicherweise waren die Bands dieses Jahr eher Mittelmaß. Und das Wetter spielte auch nicht so mit, wie sich das Veranstalter und Besucher erhofft hatten. Aber dennoch war dieses Haldern eines, was man wohl so schnell nicht vergessen wird. Weil das Publikum mitgemacht hat. Weil es wieder ein ganz großes Fest war. Das ist unsere Zeit, wir sind dabeigewesen.

Auf ein neues, nächstes Jahr in Haldern. Man sieht sich.

Kathrin Grannemann11.08.2005

TRACKLIST

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